Tschechische Startups punkten: Sportschuhe aus Kaffeesatz und Geräusche-App fürs Vorlesen
Die staatliche Agentur Czechinvest unterstützt innovative Startups, die in der Lage sind, sich schnell an neue Bedingungen anzupassen. Für sie ist der Wettbewerb „Creative Business Cup“ bestimmt. Am Dienstag haben die zehn besten kreativen Startups Tschechiens im ostmährischen Zlín ihre Kräfte gemessen. Das Finale des Wettbewerbs fand wegen der Pandemie nur online statt. Die Jury gab nach anderthalb Stunden die Resultate bekannt.
„Und der Sieger sei Readmio“, teilte der Moderator mit. Die App ermöglicht, das Vorlesen von Märchen mit verschiedenen Tönen und Geräuschen zu verbinden. Rundfunkredakteur Ondřej Ševčík dazu:
„Das läuft so, dass eines der Elternteile beispielsweise ein Märchen vorliest. Dazu wird vom Smartphone eine szenische Musik eingespielt. Beim Lesen erklingen weitere Töne und Geräusche wie etwa der Jubel der Menschen, die des Kaisers neue Kleider bewundern. Der Algorithmus reagiert auf Worte oder Wortverbindungen und spielt die entsprechenden Töne ab.“
Bisher wurde Readmio in Tschechisch, Slowakisch und Englisch entwickelt.
Der „Creative Business Cup“ ist für junge Firmen aus dem Bereich der kreativen Industrie gedacht. Markéta Přenosilová leitet die Startup-Abteilung bei Czechinvest und war Mitglied der Jury in Zlín:
„Ich vergleiche dies oft mit den Nanotechnologien. Diese können als solche in der Biologie, aber auch in der Textilindustrie und in weiteren Bereichen genutzt werden. Ähnlich ist es mit der kreativen Industrie. Die Grundlage bilden die Kreativität und ein bestimmtes geistiges Eigentum, das eine Innovation mit sich bringt. Darin sind sich alle Startups gleich. Doch die Frage ist, in welchem Bereich dann etwas Neues hinzukommt.“
Ein wichtiges Thema beim Wettbewerb war die Nachhaltigkeit. Dabei punktete vor allem das Startup Kave Foodwear, das Sportschuhe aus Resten von alten Schuhen, Müll und Kaffeesatz herstellt. Mit dem Preis der Öffentlichkeit wurde das Startup „Jedlý kelímek“ (zu Deutsch „Essbarer Becher“) belohnt.
In Tschechien gibt es insgesamt 1800 bis 2000 Startups. Sie seien konservativer als vergleichbare Firmen im Ausland, und das habe Vor- sowie Nachteile, sagt Markéta Přenosilová:
„Wenn die Firmen eine Idee dann wirklich in die Tat umsetzen, ist das Produkt meist sehr solide. Das ist aber auch der Nachteil. Tschechische Firmen wollen erst ein vollkommenes Produkt haben, bevor sie es auf dem Markt anbieten. Wir versuchen die Firmen davon zu überzeugen, dass sie besser die Kunden, den Markt befragen. Das Produkt wird sowieso nie vollkommen sein.“
Neben der Kreativität haben die Juroren auch die Erfahrungen der Startup-Teams sowie ihr Businessmodell beurteilt. Der Sieger wird Tschechien gemeinsam mit dem Sieger vom vergangenen Jahr beim globalen Finale in Kopenhagen repräsentieren.