Jan Palach, Schönes aus Holz und Spitzenliteratur
Im Tschechischen Zentrum in Wien ist auch noch im Februar die Selbstverbrennung Jan Palachs ein Thema. Außerdem erwarten die Besucher der Herrengasse die großen Namen der gegenwärtigen Kunst- und Literaturszene in Tschechien. Ein Gespräch mit dem Leiter des Zentrums, Mojmír Jeřábek.
„Nicht nur die Tat selbst ist 50 Jahre danach ein großes Thema, sondern auch die sogenannten Palach-Woche vor genau 30 Jahren. Wir haben dazu Filmvorführungen gehabt und veranstalten eine Ausstellung in der Wiener Universität. Die Schau ist sehr wissenschaftlich und richtet sich vor allem an die Studenten der Geschichte und Slawistik. Jan Palachs Selbstverbrennung wird da im Kontext des Prager Frühlings erklärt und es wird ein Blick in die Gedankenwelt des Studenten gegeben. Er wird als starker Kämpfer dargestellt werden, der sich den Besatzern auch mit Waffe entgegenstellen wollte.“
Bleiben wir bei den Ausstellungen, kommen wir aber zur Kunst. Gleich am Donnerstag startet bei Ihnen eine Schau mit Werken des Prager Tischlers und Restaurators Bernhard Hering. Was kann man da bewundern und was ist an Herings Begriff des Materials so interessant?„Es ist der Versuch unserer Galerie in der Herrengasse, sich mit einem etwas anderen Thema zu beschäftigen. Insgesamt hat sich die Richtung Bernhard Herings mit den Jahren verändert, er arbeitet nämlich nun vorwiegend mit Holz. In Wien zeigt er uns gemeinsam mit weiteren Kollegen die Schönheit der Welt im Alltäglichen.“
Sie haben derzeit aber noch mehr Kunst im Programm…
„Tatsächlich läuft bereits eine Ausstellung mit einem großen Namen der tschechischen Malerei, und zwar mit Werken von Jakub Špaňhel. Lange hat man von dem Schüler von Milan Knížák behauptet, dass er das große Talent der tschechischen Kunst sei. Nun kann man aber sicher sagen, dass er einer der großen Meister der Gegenwartsmalerei ist. Špaňhel kommt aus Ostrava und ist von der dortigen Industrielandschaft geprägt, wobei er aber erst in Prag künstlerisch aufgewachsen ist. Die jetzige Ausstellung in der privaten Bellart Gallery in der Wiener Fasanengasse gehört ohne Zweifel zu den größten Ereignissen der Saison. Die Schau heißt ‚Ästhetik der Wiederholung‘, da sich Špaňhel ähnlich wie Andy Warhol in seinem Werk mit der Wiederholung beschäftigt. Bisher war die Ausstellung so erfolgreich, dass sie bis April verlängert wurde.“
In den kommenden Wochen finden im Tschechischen Zentrum in Wien außerdem zahlreiche Lesungen statt. Den Anfang macht eine der engagiertesten Persönlichkeiten der tschechischen Literaturszene – und zwar Markéta Hejkalová. Sie stellt in Wien ihr neues Werk vor, worauf können sich die Zuhörer da freuen?„Wir sind sehr froh, dass Markéta Hejkalová derzeit in Wien tätig ist. Möglich wurde das mit einem Programm der Bundesregierung, das Künstlern aus den ehemaligen Ostblockländern einen Aufenthalt in der österreichischen Hauptstadt ermöglicht. Markéta Hejkalová ist die erste Stipendiatin und natürlich nutzen wir ihren zweimonatigen Aufenthalt für eine Autorenlesung. Die Schriftstellerin ist hier keine Unbekannte, da bisher ein Buch auf Deutsch erschienen ist und ein weiteres derzeit vorbereitet wird. Nun wollen wir in Zusammenarbeit mit dem Braumüller Verlag ihr Werk ‚Hab mich lieb‘ vorstellen.“
Am jeweils am 13. und 14. März haben Sie zudem einen der wichtigsten tschechischen Nachwuchsautoren eingeladen. Und zwar liest Marek Šindelka aus seinem Erstlingswerk „Der Fehler“, das im Herbst vergangenen Jahres auf Deutsch erschienen ist…„Marek Šindelka hat mittlerweile auch einen Namen in Österreich. Im März wird er einmal in Wien und einmal in Graz auftreten. Er wird auch in Leipzig bei der Buchmesse auftreten, wo Tschechien in diesem Jahr Gastland ist. Wie alle Autoren, die in Leipzig lesen, kommt nun auch ein weiteres Buch von Šindelka auf Deutsch heraus. Hier bei uns in Wien wird er aus seinem neusten Werk vorlesen, das eigentlich noch gar nicht veröffentlicht wurde, aber ebenso aus seinen älteren Texten.“
„Die Samtene Revolution ist natürlich ein hochpolitisches Thema, weshalb wir alle Veranstaltungen gemeinsam mit der Botschaft planen. Es wird eine Ausstellung geben in Zusammenarbeit mit dem Prager Nationalmuseum. Diese würden wir gerne auf dem Boden der Wiener Universität organisieren. Außerdem haben wir ein Gespräch mit Zeitzeugen im Sinn, wir wollen hauptsächlich Politiker von damals einladen. Wichtig ist uns aber vor allem das Datum des 20. Dezember, das wir besonders feiern wollen. Damals hat man bei Laa an der Thaya erstmals den Eisernen Vorhang zwischen der Tschechoslowakei und Österreich durchgeschnitten.“