Forscherin für einen Tag
Der Frauenanteil in der Wissenschaft liegt weltweit bei weniger als einem Drittel. Auch deshalb haben die Vereinten Nationen den 11. Februar zum „Internationalen Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft“ erklärt. Man will so darauf aufmerksam machen, dass Nachwuchsforscherinnen stärker gefördert werden sollten.
„Von Themen wie etwa Teilchenphysik haben wir in der Schule nur nebenbei etwas gehört. Breitere Zusammenhänge wurden uns erst hier dargestellt, bisher hat uns so etwas noch niemand erklärt.“
Soweit die Abiturientin Markéta. Auch sie hat diesmal an der Veranstaltung „Werde Forscherin für einen Tag“ teilgenommen. Bára war bereits zum zweiten Mal dabei:
„Letztes Jahr war ich begeistert. Seitdem interessiere ich mich für Teilchenphysik und lese verschiedene Artikel dazu. Es ist ein spannendes Fach.“
Insgesamt liegt der Frauenanteil bei tschechischen Studierenden bei 60 Prozent. Diese an sich positive Zahl betrifft jedoch nicht die technischen Hochschulen hierzulande. Dort liegt der Anteil der Studentinnen nämlich nur bei 30 Prozent. Mit der Aktion „Werde Forscherin für einen Tag“ will die Technische Hochschule zeigen, dass auch Mathematik und Physik für Frauen interessant sein können.Dazu hat die Universität auch die Expertin im Bereich physikalische Elektronik, Helena Jelínková, eingeladen. Vor rund 40 interessierten Mädchen hielt sie am Montag einen Vortrag über Laser:
„An dem Tag der Frauen in der Wissenschaft finde ich eine solche Veranstaltung ausgezeichnet. Sonst befürworte ich eine positive Diskriminierung von Frauen jedoch nicht.“
Laut der Soziologin Marcela Linková ist aber die Unterstützung der Frauen in der Wissenschaft immer noch wichtig. In ihrem Vortrag fasste sie die Hindernisse zusammen, an denen viele Frauen im Forschungsbetrieb scheitern. Die projektbezogene Finanzierung der Wissenschaft sei da eines der großen Probleme, so Linková:
„Wenn eine Frau schwanger wird, endet ihr Arbeitsvertrag automatisch mit Beginn der Elternzeit. Im Gegensatz zu normalen Angestellten genießen Forscherinnen keinerlei Schutz durch die gängige Arbeitsgesetzgebung. Zudem weiß man an Forschungseinrichtungen und Hochschulen hierzulande nicht so recht, wie man mit Frauen während ihrer Elternzeit zusammenarbeiten soll. Damit wird auch die Planung einer Rückkehr in den Job schwierig.“
In Wissenschaft und Technik machen Frauen hierzulande 40 Prozent der Beschäftigten aus. Das geht aus Daten für 2017 hervor, die Eurostat am Montag veröffentlicht hat. Damit liegt Tschechien knapp unter dem EU-Durchschnitt. Von den rund 18 Millionen Wissenschaftlern in der Europäischen Union sind 41 Prozent weiblich. Spitzenreiter ist Litauen mit einem Frauenanteil von 57 Prozent, gefolgt von Bulgarien und Lettland (jeweils 53 Prozent). Mit einer Frauenquote von 25 Prozent zählen Luxemburg und Ungarn zu den Schlusslichtern in der EU.Der Internationale Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft wurde 2015 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen ins Leben gerufen. Er wird jährlich am 11. Februar begangen und soll an die entscheidende Rolle erinnern, die Mädchen und Frauen in Wissenschaft und Technologie spielen.