Rettung vor dem Verfall: Mozart-Villa Bertramka

Bertramka (Foto: Ludek, CC BY-SA 3.0)

Wolfgang Amadeus Mozart residierte einst im heutigen fünften Prager Stadtbezirk. Bertramka oder Villa Bertram heißt der Ort, an dem sich der Komponist bei seinen Besuchen an der Moldau aufzuhalten pflegte. Das einst prächtige Landhaus ist mittlerweile allerdings in einem schlechten Zustand. Nun wurde es zum „nationalen Kulturdenkmal“ erhoben. Dies soll die Restaurierung erleichtern.

Bertramka  (Foto: Ludek,  CC BY-SA 3.0)

Josepha Duschek
Die Ouvertüre des „Don Giovanni“, die hat er in der Bertramka komponiert. Das ist überliefert. Und es rankt sich auch eine Geschichte darum. So soll Mozart mal wieder zu spät dran gewesen sein – es waren nur noch wenige Tage bis zur Uraufführung der Oper im Prager Ständetheater. Da wurde Hausherrin Josepha Duschek angeblich energisch und sperrte ihren Besuch an einem Abend einfach in sein Zimmer. In dieser Nacht hat Wolfgang Amadeus Mozart wohl endlich sein Meisterwerk vollendet. Ob sich das genauso aber auch zugetragen hat, das kann heute niemand mehr bestätigen.

Wahr ist hingegen, dass die Villa Bertram heute geschlossen ist. Seit über zwei Jahren hat das dortige Mozart-Museum keinen Besucher mehr empfangen, sieht man von ein paar kleineren Veranstaltungen für geladene Gäste ab. Ein trauriger Fall, wie auch Kulturminister Antonín Staněk bei einer Besichtigung anmerkte:

„Der Zustand ist nicht gerade beruhigend. Die Bertramka braucht sicher möglichst schnell weitere Finanzmittel, damit die Schäden nicht größer werden.“

Deswegen hat der Sozialdemokrat das Regierungskabinett darum gebeten, die Villa zum nationalen Kulturdenkmal zu erheben. Das ist nun am Montag geschehen.

Bertramka  (Foto: CzechTourism)
Bei der Mozart-Gesellschaft ist man von dem Schritt jedoch nicht so überzeugt. Sie hatte das Gebäude vor 90 Jahren erworben, verlor es dann zu kommunistischen Zeiten und musste nach der politischen Wende von 1989 erst einmal seine Herausgabe aus staatlichen Beständen erklagen. Tomislav Volek ist Vorsitzender des Vereins und sagte gegenüber dem Tschechischen Fernsehen:

„Ich halte es für völlig überflüssig, den Status der Bertramka zu ändern. Zuvor galt die Villa als ‚Historisches Denkmal‘. Sie jetzt zum ‚Nationalen Kulturdenkmal‘ zu erheben, entspricht nicht ihrer Bedeutung. Der Bau sieht mittlerweile ganz anders aus als zu Mozarts Zeiten.“

Die Duscheks hatten Ende des 18. Jahrhunderts die Villa anlässlich von Mozarts Besuchen umbauen lassen, und zwar im klassizistischen Stil. 1799 verkauften sie das Anwesen jedoch, und weitere Umbauten folgten.

Antonín Staněk  (Foto: ČTK / Michal Kamaryt)
Für Kulturminister Staněk ist die formale Aufwertung des Gebäudes aber auch ein erhobener Zeigefinger. Denn die zuständigen Stellen sollen sich jetzt tatsächlich um die Villa kümmern.

„Dass der Schutzstatus der Bertramka erhöht wird, ist ein bedeutender Schritt. So lässt sich hoffentlich ein Weg finden, um die Mozart-Gesellschaft als Eigner und mögliche weitere interessierte Institutionen wie den fünften Prager Stadtbezirk, den Prager Magistrat und das Kulturministerium zu Verhandlungen an einen Tisch zu bringen. Dann dürfte auch ein Plan zur Restaurierung der Villa entstehen“, so Antonín Staněk am Montag bei der Pressekonferenz nach der Kabinettssitzung.

Bertramka  (Foto: VitVit,  CC BY-SA 3.0)
Einige Teile des Anwesens sind bereits ausgebessert worden, wie etwa die Außentreppe oder das Parkett in einem der Räume. Doch nach der Wende hatte der damalige Besitzer in dem Gebäude ein Restaurant eingerichtet. Die dafür getätigten Eingriffe haben Schäden hinterlassen.

Denkmalschützer halten den neuen Status für die Bertramka für vertretbar. Die Villa sei wegen ihrer Verbindung zu Mozart so bedeutsam, sagte der Chef des Denkmalschutzamtes in Prag, Ondřej Šefců. Der geniale Komponist residierte dreimal in dem Haus: 1786, 1787 und 1791. Damals lag es noch vor den Toren von Prag und diente den Duscheks als Landsitz.

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Autor: Till Janzer
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