Forschungsprojekt: Wie schädlich ist Smog?
In Tschechien läuft gerade ein Projekt an, mit dem die gesundheitlichen Folgen von Smog untersucht werden sollen. Fünf Jahre wollen Wissenschaftler aus Ostrava / Ostrau, Prag und České Budějovice / Budweis bestimmte Risikogruppen unters Auge nehmen.
„Diesen Nebel und dieses Halbdunkel haben wir hier häufig im Winter. Als ich jetzt aber draußen war, habe ich gespürt, wie schlecht es diesmal ist. Das war anders, richtig unangenehm.“
Teilweise überstieg die Feinstaubkonzentration den 24-Stunden-Grenzwert von 50 Mikrogramm je Kubikmeter Luft um ein Vielfaches. Während Zuzana Plachká spricht, stillt sie ihre kleine Tochter Johana. Die hat erstmals in ihrem Leben einen Schnupfen und hustet. Ausgerechnet bei Smogalarm in der Stadt. Deswegen wollte die 30-jährige Mutter mit dem Töchterchen zuletzt auch nicht rausgehen:
„Ich habe mir die App SmogAlarm heruntergeladen. Da sehe ich jetzt immer gleich, wie die Luftqualität ist, ob die Werte schlecht sind.“Auch Straßenpolizist Jaroslav hat keine große Freude gehabt in den vergangenen Tagen. Wegen seines Berufs ist er zwölf Stunden am Tag im Freien.
„Morgens ist es besonders schlecht, im Laufe des Tags wird die Luft dann etwas besser. In meinem Beruf haben wir aber damit zu kämpfen“, so der Polizeibeamte.
Polizist Jaroslav und die junge Mutter Zuzana Plachká mit dem Säugling Johana gehören zu zwei der Personengruppen, die in einer neuen Versuchsreihe berücksichtigt sind. Die dritte sind Menschen, die regelmäßig joggen gehen. Radim Šrám leitet die medizinischen Forschungsprojekte an der Universität in Ostrau. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks erläuterte der Arzt die Wahl der Probanden:
„Die Straßenpolizisten haben wir ausgesucht, weil sie als einzige Gruppe praktisch ihre gesamte Arbeitszeit draußen verbringen. Sie sind wohl am stärksten von den Schadstoffen in der Luft beeinträchtigt. Bei den Läufern handelt es sich um Menschen, die mindestens zehn Kilometer in der Woche joggen gehen. Für beide Gruppen gilt zudem als Bedingung, dass es Nichtraucher sein müssen. Denn wir wissen ja, welche negativen Wirkungen das Rauchen hat.“Diese beiden Gruppen sowie die Mamis mit den Babys werden mit einer Auswahl an Leuten im produktiven Alter verglichen, die sich in durchschnittlichem Umfang draußen bewegt. Auf diese Weise wollen die Mediziner feststellen, ob Smog beispielsweise zu vermehrten Atemwegserkrankungen führt. Oder ob die Fruchtbarkeit signifikant beeinflusst ist. Außerdem möchte man mögliche genetische Veränderungen erfassen. Insgesamt 8000 Menschen will man als Probanden ansprechen. Fünf Jahre lang sollen sie dann beobachtet werden. Das Projekt wird zu großen Teilen aus EU-Fördermitteln finanziert.
Vor einigen Jahren wurde bereits die Gesundheit von zweijährigen Kindern aus der Industrieregion in Mährisch-Schlesien und weniger luftverschmutzten Gegenden Tschechiens verglichen.„Die Kinder aus dem schlesischen Karviná haben dabei deutlich schlechter abgeschnitten als die aus Budweis in Südböhmen. Sie hatten mehr Atemwegs- und Viruserkrankungen. Das kann an der noch nicht voll entwickelten Abwehrfunktion des Körpers liegen“, sagt Radim Šrám.
In der Gegend um Ostrau sind vor allem die Emissionen der Industriebetriebe ein Problem sowie die vielen Kohleheizungen. Außerdem schwappt regelmäßig die verdreckte Luft aus dem benachbarten polnischen Kohlerevier herüber.