Blaudruck in Mähren jetzt auch Unesco-Kulturerbe

Foto: Zdeňka Kuchyňová

Der Blaudruck ist eine Technik zur Textilveredelung. Nach Böhmen und Mähren kam er im 18. Jahrhundert. Nun wurde dieses alte Verfahren zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit erklärt. Die Entscheidung hat die Unesco am Mittwoch bei einer Sitzung auf Mauritius getroffen. Tschechien war zusammen mit Österreich, Deutschland, Ungarn und der Slowakei an der Nominierung des Blaudrucks beteiligt.

Foto: Zdeňka Kuchyňová
František Joch betreibt zusammen mit seinem Bruder einen Färberbetrieb in Südostmähren. Zunächst müssen die Stoffe bedruckt werden. Es ist mühsame Handarbeit mit Druckformen aus Holz.

„Die Druckform wird in helle Stempelfarbe getaucht und dann fest auf den Stoff gedrückt“, so der Färber, der der Druckform noch ein paar Schläge mitgibt.

Wo die Stempelfarbe aufgetragen wird, kann später das Indigo nicht haften bleiben. Das heißt, die gewünschten Muster entstehen auf dem weißen Stoff. František Joch:

„Die Masse für die Druckform mischen wir selbst an. Sie besteht aus Gummi arabicum und Kaolin sowie aus mehreren Chemikalien. Die genaue Zusammensetzung ist das Geheimnis jedes Färberbetriebs. Denn früher gab es viele Hersteller, und jeder hatte sein Rezept, das er geschützt hat.“

Kateřina Ebelová  (Foto: Zdeňka Kuchyňová)
Die bedruckten Tücher kommen dann in ein Tauchbad aus Indigo. Mindestens fünf Mal müssen sie hineingetunkt werden und danach wieder trocknen. Die Prozedur dauert bis zu acht Stunden. Das Ergebnis sind Stoffe von tiefblauer Farbe mit weißen Mustern.

Die Tradition des Blaudrucks reicht in Böhmen und Mähren bis ins Jahr 1763 zurück. Damals wurde in Sloup / Bürgstein bei Česká Lípa / Böhmisch Leipa eine Manufaktur gegründet. Kateřina Ebelová von der Galerie Scarabaeus in Prag hat vor einiger Zeit eine Ausstellung zum Blaudruck betreut. Sie kennt sich mit der Geschichte dieser Technik aus.

„Die Manufaktur richtete damals Graf Jan Josef Maxmilián Kinský ein. In der Folge entstanden immer weitere Färberbetriebe. Heute gibt es in Tschechien nur noch zwei. Beide befinden sich in Mähren. Der eine besteht in Olešnice (auf Deutsch: Oels, Anm. d. Red.) und wird von der Familie Danzinger bereits seit Generationen betrieben. Der andere befindet sich in Strážnice. Er wurde 1906 vom Färber Cyril Joch gegründet. Nach seinem Tod übernahm sein Sohn František Joch die Firma. Wer sich ein bisschen mit dem Blaudruck beschäftigt, der erkennt die Unterschiede in den Mustern. Man sieht also, ob es sich um Stoffe aus der Slowakei oder von den Danzingers beziehungsweise den Jochs handelt“, sagt die Galeristin Ebelová.

Jiří Danzinger | Foto: Michal Záboj,  Tschechischer Rundfunk
Vor allem Hersteller von mährischen Trachten sind heute noch Kunden der beiden Färberbetriebe. Die restliche Produktion geht als Andenken oder Geschenk über den Ladentisch.

Was bedeutet nun der Eintrag als immaterielles Kulturerbe bei der Unesco?

„Vor allem ist es für uns eine große Ehre. Das gilt sowohl für den Betrieb und die Stadt Olešnice, als auch für das gesamte Handwerk des Blaudrucks. Das hat sich ja in ursprünglicher Form erhalten. Wir nutzen beispielsweise Druckformen, die bis zu 200 Jahre alt sind“, so Jiří Danzinger in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks.

Bohumil Straka berät die Unesco in Tschechien. Er hat auf Mauritius den Antrag zum Blaudruck unterstützt:

„Der Eintrag hebt das Prestige. Sicher werden die Museen nun mehr Interesse daran haben, Beispiele des Blaudrucks in ihre Sammlungen aufzunehmen. Die Unesco hat übrigens in letzter Zeit die Bedingungen für einen Eintrag in die Kulturerbe-Liste verschärft. Es wird also zunehmend schwerer, immaterielle Denkmäler auf diese Weise zu schützen.“

Foto: Štěpánka Kadlečková,  Archiv des Tschechischen Rundfunks

Nicht von Erfolg beschieden war eine weitere tschechische Bewerbung. Es ging um die traditionelle Fertigung von Weihnachtsschmuck aus Glasperlen im Riesengebirgsvorland. Der Blaudruck ist aber bereits der sechste tschechische Eintrag in die Liste des immateriellen Kulturerbes. Dazu gehören unter anderem noch der Tanz Verbuňk, die Puppenspielkunst oder die Fastnachtsfeiern in Hlinsko.

Autor: Till Janzer
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