Messingplatten im Bürgersteig anstatt Grab

Foto: Martina Bílá

Neue Gedenktafeln erinnern an die tschechoslowakischen Widerstandskämpfer, die im Jahr 1942 an dem Attentat auf den SS-Obergruppenführer und stellvertretenden deutschen Statthalter Reinhard Heydrich beteiligt waren.

Foto: Martina Bílá
Mehrere hundert Menschen haben am Montag vor der Kyrill-und-Method-Kirche in Prag an die Widerstandskämpfer von 1942 gedacht. Unter dem Beisein zahlreicher Spitzenpolitiker wurden Messingplatten enthüllt, die in den Bürgersteig eingelassen sind.

Die Einsetzung der Tafeln ist vom Historiker Pavel Kmoch initiiert worden:

„Ich hatte in dieser Hinsicht ein gewisses Schuldgefühl. Viele Leute kennen die Fotos der Leichen, die damals auf dem Bürgersteig lagen. Nur wussten sie bisher nicht, wo sich konkret diese Stelle befindet.“

Foto: Kristýna Maková,  Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag
Der Tscheche Jan Kubiš und der Slowake Jozef Gabčík hatten am 27. Mai 1942 in Prag mit einer Handgranate ein Attentat auf Heydrich verübt. Der hochrangige nationalsozialistische Funktionär erlag wenige Tage später seinen Verletzungen. Die Nationalsozialisten reagierten auf das Attentat mit einer Terrorwelle. Dieser fielen auch die Eltern von Eva Merclová zum Opfer, die Tochter wohnte dem Gedenkakt am Montag bei:

„Meine Eltern wurden als Komplizen der Fallschirmspringer 1942 in Mauthausen hingerichtet. Ich habe zu Hause überhaupt nicht mitbekommen, dass sie so etwas gemacht haben. Mein Vater war äußerst vorsichtig.“

Die Widerstandskämpfer fanden zunächst bei mehreren Familien Zuflucht – und später in der orthodoxen Kyrill-und-Method-Kirche. Der Militärhistoriker Eduard Stehlík:

„Die sehr tapferen Familien, die ihnen bis dahin geholfen hatten, standen unter dem Druck von Razzien, Drohungen und Hinrichtungen mehrerer Hundert Patrioten. Sie baten letztlich die Fallschirmspringer, anderswohin zu gehen. Deswegen haben sich diese in der Kirche versteckt, allerdings war das nur vorübergehend auszuhalten. Daher war geplant, dass sie in die Slowakei fahren. Dies hat leider nicht geklappt.“

Foto: Martina Bílá
Die Fallschirmspringer wurden verraten und starben am 18. Juni 1942 in einem mehrstündigen Feuergefecht mit der SS. Sieben Leichen wurden danach aus der Krypta herausgetragen und auf den Bürgersteigt gelegt, um die Opfer identifizieren zu können. Sieben Tafeln tragen heute ihre Namen: Jan Kubiš, Jozef Gabčík, Josef Valčík, Adolf Opálka, Josef Bublík, Jan Hrubý und Jaroslav Švarc. Die achte Tafel erinnert an den 18-jährigen Jan Milíč Zelenka, der den Widerstandskämpfern geholfen und am 17. Juni Selbstmord begangen hat.

Der Historiker Pavel Kmoch sieht die Messingsteine im Bürgersteig als symbolisches Grab für die Helden:

Foto: Martina Bílá
„Man vermutet, dass die Leichen in einem Massengrab auf dem Friedhof in Prag-Ďáblice liegen. Es ist aber nicht bekannt, in welchem der Schächte das ist. Zudem befinden sich dort auch Leichen weiterer hingerichteter Personen. Die Fallschirmspringer haben kein symbolisches Grab. Für mich gilt aber eben dieser Bürgersteig als dieses Grab.“