Golferin Spilková will sich verbessern und 2020 eine Olympiamedaille

Klára Spilková (Foto: YouTube)

Allgemein gelten die Schotten als Erfinder des Golfs, laut manchen Theorien reichen die Wurzeln des Spiels bis ins 13. Jahrhundert zurück. Über die Jahrhunderte wurde Golf aber vorrangig vom Adel gespielt. Heutzutage etabliert sich das Freiluftspiel immer mehr zum Breitensport mit einer erlesenen Auswahl an Profis. Eine Berufsspielerin ist auch die junge Tschechin Klára Spilková.

Klára Spilková  (Foto: YouTube)
Weltweit spielen gegenwärtig mehr als 60 Millionen Menschen Golf. Das Spiel mit dem kleinen harten Kunststoffball ist also inzwischen als Massensportart akzeptiert. Doch bis zum „Sport für alle“ ist es in manchen Ländern noch ein langer Weg, darunter in Tschechien und in Deutschland.

In Tschechien zieht es mehrere Zehntausend Menschen regelmäßig auf den Golfplatz, aber nur wenige sind Profis. Einer der bekanntesten ist Alex Čejka, der als Kind im westböhmischen Mariánské Lázně / Marienbad aufwuchs, bevor seine Eltern mit ihm nach Deutschland flüchteten. Dort erlernte er auch das Golfspiel und wurde deutsche Staatsbürger. Zu den Profis zählt ebenso die erst 23-jährige Klára Spilková.

Klára Spilková  (Foto: Prokop Havel,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Die junge Pragerin ist nach Zuzana Mašínová die zweite tschechische Profispielerin, die in Europas höchstem Frauenwettbewerb startet, der Ladies European Tour (LET). In den Profibereich stieg sie schon mit 16 Jahren ein, damit ist sie die jüngste Spielerin der Tour. Ihr Talent hat sie Schritt für Schritt ausgebaut, und dies wird nun belohnt. Denn an diesem Wochenende nimmt Spilková erstmals an den U.S. Women´s Open teil:

„Das ist eines der öffentlichkeitsträchtigsten Turniere in der gesamten Saison, darauf freue ich mich sehr. Ich bin zum ersten Mal dabei, daher kann ich nicht einschätzen, wie aufregend es wird.“

Die US Open sind eines der fünf großen Major-Turniere, vergleichbar etwa mit einem Grand Slam im Tennis. Und auch Spilková weiß, was da auf sie zukommt:

Spilková: „Bei den US Open möchte mit einem Cut weiterkommen und alle vier Runden spielen. Und ich will Erfahrungen sammeln.“

„Auf dieses Turnier muss man sehr gut vorbereitet sein. Wenn man es gewinnen will, dann muss alles stimmen, denn an den vier Spieltagen kann wirklich alles passieren. Es ist gewiss eines der schwersten Turniere der Saison.“

Vor ihrer Abreise nach Amerika vor gut zwei Wochen erklärte die junge Tschechin, sie sei in Form und fühle sich gut. Zur Vorbereitung auf das Major werde sie zudem noch zwei Turniere in den Staaten spielen. Beim ersten, den Kingsmill Championship in Williamsburg, belegte sie mit einem Cut den 71. Platz. Der Cut ist die Schlagzahl, die nach einer vorgegebenen Anzahl von Runden nur noch die besser liegenden Spieler zur Teilnahme an den Schlussrunden berechtigt. Ein ähnliches Ziel hat sie auch für die US Open:

„Ich möchte mit einem Cut weiterkommen und alle vier Runden spielen. Und ich will Erfahrungen sammeln.“

Ihre besten Erfahrungen hat Spilková bisher in Marokko gemacht. Den dort ausgespielten Lalla Meryem Cup gewann sie 2017 und konnte ihn in diesem Jahr beinahe auch verteidigen – sie wurde Zweite. Vor Journalisten versicherte sie aber, dass ihr diese Erfolge nicht zu Kopf gestiegen seien:

„Mich freut es sehr, dass ich gut spiele. Doch ich versuche, mit beiden Beinen auf dem Boden zu bleiben, damit ich mich nicht unnötigerweise von einer zu großen Euphorie anstecken lasse. Denn das ist oft nicht gut.“

Vielmehr setzt die Pragerin auf eine gesunde Portion Anspannung:

„Ich werde bestimmt nervös sein, denn das bin ich immer. Wichtiger aber ist, wie ich damit umgehe. Weil ich weiß, dass ich nervös bin, ist das für mich auch sehr positiv. Denn ich finde, eine gewisse Nervosität führt meist auch zu besseren Ergebnissen.“

In punkto Gelassenheit und Selbstkontrolle bei einem Wettkampf habe sie sich einiges abgeschaut von einem ihrer großen Idole – von der Biathletin Gabriela Koukalová. Die Biathlon-Weltmeisterin des Jahres 2017 hat in diesem Frühjahr ihre Autobiographie „Jiná“ (Anders) auf den Markt gebracht. Spilková hat das Buch gelesen und gibt zu, dass es auch ihren persönlichen Nerv getroffen habe:

„Die Gefühle bei ihren Wettkämpfen, die sie im Buch beschreibt, haben mir sehr gefallen. In vielen Passagen davon habe ich mich selbst wiedergefunden. Man muss sich beispielsweise auch eingestehen können, wenn es an einem Tag nicht so gut läuft und der Wettkampf irgendwie ausgeht. Das ist aber besser, als viel Energie auszustrahlen, die man gar nicht hat. Denn irgendwie künstlich sehr positiv zu wirken, das schlaucht mich manchmal sehr. Besser ist es zuzugeben, wie es ist. In dieser Hinsicht hat mir ihre Sicht sehr gefallen.“

Spilková: „Ich träume bereits davon, wie ich bei Olympia auf dem Podest stehe und eine Medaille bekomme. Irgendwie hat sich dieser Gedanke in meinem Kopf festgesetzt, es ist nicht zu glauben.“

Noch vor einem Jahr sagte Spilková vor Journalisten, dass Gabriela Koukalová ihr großes Vorbild sei, dem sie nacheifern wolle. In diesem Jahr aber hat sie ihre Aussage ein wenig relativiert:

„Gabriela Koukalová, Barbora Špotáková oder auch andere Sportlerinnen, die schon etwas gewonnen haben, motivieren mich schon. Warum auch nicht. Doch mit der Zeit stelle ich immer mehr fest, dass es für mich wichtiger ist, glücklich zu sein, als den ersten Platz zu erreichen. Beides muss einfach Hand in Hand gehen.“

Und dennoch, trotz ihres Understatements hat auch die junge Spilková noch ihre sportlichen Träume. Ganz besonders dann, wenn man sie auf Olympia anspricht. Nach den Episoden zu Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Golf erst im Jahr 2016 erneut in das olympische Programm aufgenommen. Auch Spilková nahm damals in Rio teil. Sie belegte nur Platz 48. 2020 in Tokio aber will sie hoch hinaus:

Olympischer Golfplatz in Rio  (Foto: Miriam Jeske/Brasil2016.gov.br,  CC BY 3.0 BR)
„Ich träume bereits davon, wie ich auf dem Podest stehe und eine Medaille bekomme. Irgendwie hat sich dieser Gedanke in meinem Kopf festgesetzt, es ist nicht zu glauben. Doch wie es ausgeht, werden wir erst in zweieinhalb Jahren sehen.“

Mit den Olympischen Spielen in Rio verknüpfe sie indes auch eine Erfahrung, auf die sie in Zukunft gern verzichten könne, schließt Spilková:

„Ich hatte eigentlich nie Gewichtsprobleme. Meine Mutter war immer sehr schmächtig, in meinem jetzigen Alter wog sie stets um die 45 Kilogramm. Daher denke ich, das habe auch ich in den Genen. Doch wenn ich heute die Fotos von Rio sehe, muss ich zugeben, dass ich vor zwei Jahren wirklich dünn war. Wenn ich wie damals sehr im Stress bin, fehlt mir etwas die Lust am Essen. Ich muss mich also stets kontrollieren, dass ich genügend Lebensmittel zu mir nehme, um ausreichend Kraft zu haben.“

In diesem Jahr aber sollte Spilková diese Kraft nicht fehlen. Nach den US Open will sie schließlich noch an weiteren hochkarätigen Turnieren teilnehmen: Ende Juni warten auf sie die LPGA Championships in Arkansas, im Juli die Scottish Open und Anfang August die British Open, also ein weiteres Major-Turnier.

Autor: Lothar Martin
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