Fußball: Pilsen gewinnt fünften Meistertitel und Brünn steigt ab

Pilsen gewinnt fünften Meistertitel (Foto: ČTK / Miroslav Chaloupka)

Tschechien hat einen neuen Fußballmeister. Es ist der FC Viktoria Pilsen, der am vergangenen Samstag seinen fünften Titel holte. Erster Absteiger nach dieser Punktspielsaison ist Zbrojovka Brünn.

Pilsen gewinnt fünften Meistertitel  (Foto: ČTK / Miroslav Chaloupka)
Viktoria Pilsen hat eine sensationelle Hinrunde hingelegt. Von 16 Punktspielen haben die Bierstädter 15 gewonnen und einmal unentschieden gespielt. Daher gingen sie mit einem deutlichen Vorsprung von 14 Punkten in die Rückrunde und die Meisterschaft schien nur noch eine Formsache zu sein. Eingetütet wurde sie allerdings erst am vorletzten Spieltag durch einen 2:1-Heimsieg über Teplice. Danach aber wurde in ganz Plzeň / Pilsen nur noch gejubelt.

„Vor zwei Jahren habe ich gesagt, das könnte für mich der letzte Triumph sein. Ich bin froh, dass es nicht so ist und ich erneut feiern kann. Es ist mein vierter Titel, und jeder einzelne bedeutet mir sehr viel“, äußerte der Pilsener Innenverteidiger Roman Hubník. Als Kapitän durfte der ehemalige Bundesligaprofi den Meisterpokal als Erster in die Höhe stemmen.

Radim Řezník: „Wir sind überglücklich über den Gewinn der Meisterschaft, auch wenn wir in einigen Begegnungen im Frühjahr nicht gut aussahen. Als Team haben wir aber unsere innere Stärke gezeigt. Der Mannschaftsgeist war unser großes Plus.“

Groß war die Freude aber ebenso bei seinen Mitspielern. Wie Hubník hat auch Verteidigerkollege Radim Řezník bereits vier Titel gewonnen:

„Wir sind überglücklich über den Gewinn der Meisterschaft, auch wenn wir in einigen Begegnungen im Frühjahr nicht gut aussahen. Als Team haben wir aber unsere innere Stärke gezeigt. Spieler, die verletzt oder gesperrt waren, wurden nahtlos durch andere ersetzt. Der Mannschaftsgeist war unser großes Plus.“

Dies vor allem im Kampf gegen die scheinbar übermächtige Konkurrenz aus Prag. Die Traditionsvereine Slavia und Sparta hatten sich vor Saisonbeginn enorm verstärkt und dabei mehrere namhafte Spieler aus dem Ausland verpflichtet. Für Pilsen wäre also höchstens Platz drei möglich, dachten viele. Trainer Pavel Vrba kann sich daher ein schelmisches Grinsen nicht verkneifen. Und er lobt einen tschechischen Liedermacher, der Pilsen von Saisonbeginn an mehr zutraute:

Pavel Vrba  (Foto: ČTK / Miroslav Chaloupka)
„Beide Prager Teams wurden hoch gehandelt, doch letztlich haben wir uns ganz oben etabliert. Wir wurden weiter hinten erwartet, doch nicht von jedem. Jaromír Nohavica hat beim Kurs von 5,7:1 bereits vorigen August auf uns gesetzt.“

Als demonstrative Geste, dass sie den Kampf gewonnen haben, fuhren die Pilsener am Samstagabend auf einem Panzerwagen zur Meisterfeier auf ihren Marktplatz vor. Sie haben die Trophäe zum insgesamt fünften Mal gewonnen, und noch dazu in nur acht Jahren. In der Rückrunde aber hätte man mit nur 17 Punkten auch einige Schwächen gezeigt, konstatiert Trainer Vrba:

„Nach einer phantastischen Herbstserie und einer etwas komplizierten Phase im Frühjahr haben wir den Titel geholt und uns damit für die Champions League qualifiziert. Das ist super, denn wir können uns in Ruhe auf diesen schweren Wettbewerb vorbereiten. Auf uns wartet indes viel Arbeit, denn im Vergleich zum Herbst sind die Spiele im Frühjahr nicht optimal gelaufen.“

Der direkte Einzug in die Champions League aber wurde schon jetzt mit dem Intonieren der Hymne des Wettbewerbs gebührend gewürdigt:

Slavia Prag - Jablonec  (Foto: ČTK / Josef Vostárek)
Dem Titelverteidiger Slavia Prag blieb in dieser Saison nur die Rolle des ersten Verfolgers von Pilsen. Nach der 1:3-Heimniederlage gegen Jablonec ist jedoch die Gewissheit da, dass die Aufholjagd nicht erfolgreich war. Verteidiger Michal Frydrych:

„Wir wussten, dass unser Rückstand nach der Hinrunde sehr groß ist. Wir haben danach alles versucht, den Pilsenern den Weg zur Meisterschaft noch zu erschweren. Jetzt können wir ihnen nur dazu gratulieren. Hätten wir einige Spiele nicht leichtfertig verloren, wäre das Meisterduell spannender gewesen.“

Dafür rückt das Hauptaugenmerk nun vor dem letzten Spieltag am kommenden Samstag auf den Kampf um die internationalen Plätze und gegen den Abstieg. Den dritten Platz, der die Qualifikation für die Europa League bedeutet, hat nun auf einmal Jablonec nad Nisou / Gablonz inne. Die Neißestädter sind die beste Mannschaft der Rückrunde, ihren Siegeszug wollen sie mit der Verteidigung des dritten Ranges krönen. Dazu müssen sie zum Abschluss den 1. FC Slovácko bezwingen. Das wird nicht einfach, weiß Verteidiger Luděk Pernica:

Pavel Vrba: „Nach einer phantastischen Herbstserie und einer etwas komplizierten Phase im Frühjahr haben wir den Titel geholt und uns damit für die Champions League qualifiziert. Das ist super.“

„Den Druck haben wir uns selbst gemacht, weil wir nach der Hinrunde nur Achter waren. Wir standen im Mittelfeld, mit gehörigem Abstand nach oben und nach unten. Mit einer Siegesserie sind wir jetzt weit nach vorn gekommen, doch am Samstag wird der Druck nochmals enorm.“

Auf einen Ausrutscher der Nordböhmen hoffen ihre direkten Verfolger, die Mannschaften von Sparta Prag und Sigma Olomouc. Beide Teams trafen am Samstag direkt aufeinander, Gastgeber Sparta gewann die Partie mit 1:0. Die Prager zogen damit an Olomouc / Olmütz vorbei auf Platz vier. Viel emotionaler als der Sieg war indes die Verabschiedung des langjährigen Torjägers und einstigen Sparta-Kapitäns David Lafata – und das auch für den Oldie selbst:

David Lafata  (Foto: ČTK / Radek Petrášek)
„Meine Abschiedsvorstellung hatte ich die ganze Woche davor im Kopf. Darauf aber kann man sich wohl gar nicht so richtig vorbereiten. Ich gebe zu, dass ich mich kaum auf das Fußballspiel konzentrieren konnte, denn ich war emotional sehr bewegt. Die Zuschauer im Stadion waren indes phantastisch, es war eine überragende Atmosphäre, und ich bin froh, dass wir gewonnen haben.“

Und zum Abschied stimmten die Sparta-Fans noch einmal den Sprechchor an, den sie einst für Lafata getextet hatten.

Als Aufsteiger konnte Sigma Olomouc lange Zeit sogar von einem Medaillenrang träumen, durch die Niederlage bei Sparta kann man den dritten Platz jedoch nicht mehr ohne die Schützenhilfe anderer belegen. Dennoch bestehe kein Grund, nun Trübsal zu blasen, sagt Innenverteidiger Václav Jemelka:

„Die Konkurrenten haben stärkere Kader und sind erfahrener. Wir sind de facto Neulinge, und doch haben wir eine sehr erfolgreiche Saison gespielt. Deshalb müssen wir uns für nichts schämen.“

David Lafata: „Meine Abschiedsvorstellung hatte ich die ganze Woche davor im Kopf. Darauf aber kann man sich wohl gar nicht so richtig vorbereiten. Ich gebe zu, dass ich mich kaum auf das Fußballspiel konzentrieren konnte, denn ich war emotional sehr bewegt.“

Wirklich grämen muss sich indes die Mannschaft von Zbrojovka Brünn. Nach dem torlosen Remis am Samstag zu Hause gegen Jihlava / Iglau stehen die Brünner nämlich als erster Absteiger fest. Für Trainer Roman Pivarník, der die Mähren Anfang Oktober übernahm, ist das nicht verwunderlich. Die Spieler in seinem Kader seien für die erste Liga nicht gut genug, weil sie zu langsam und zu wenig torgefährlich seien, formulierte er seine Grundanalyse. Aber auch Verteidiger Lukáš Vraštil sieht die Schuld für den Abstieg im Versagen aller Spieler:

„Solche Situationen bringt das Leben mit sich. Wir müssen nach dem Tiefschlag aber wieder aufstehen, einen anderen Weg gibt es nicht. Wir haben es selbst verbockt, alle in der Kabine. Es ist so, wie es ist.“

Noch einer von vier Kandidaten auf den zweiten Abstiegsplatz ist die Mannschaft aus Jihlava. Nach dem 0:0 in Brünn aber haben es die Iglauer nun selbst in der Hand, im Heimspiel gegen den direkten Widersacher aus Karviná / Karwin den Klassenerhalt perfekt zu machen. Mittelfeldspieler Lukáš Zoubele warnt indes davor, die Aufgabe zu unterschätzen:

„Der Punkt in Brünn ist gut, aber er löst noch nichts. Der Abstiegskampf wird noch von vier Teams geführt. Wen es erwischt, wird erst am letzten Spieltag entschieden. Wir müssen also den Kopf oben behalten und weiter kämpfen.“

Autor: Lothar Martin
schlüsselwort:
abspielen