Janáček, Molche und ein Mährer in der weiten Welt

Leoš Janáček

Seit Anfang des Jahres ist das Tschechische Zentrum Wien fest in der Hand seines neuen Direktors Mojmír Jeřábek. Der Germanist hat sich gleich nach seinem Antritt ans Werk gemacht, und drei Vortragsabende organisiert. Einmal geht es um eine der wichtigsten modernen tschechischen Opern und außerdem um eine der geheimnisvollsten Figuren der Weltliteratur.

Mojmír Jeřábek  (Foto: Archiv des Tschechischen Zentrums München)
Herr Jeřábek, haben Sie sich in Wien schon eingelebt?

„Ja, das kann man schon so sagen. Wien ist ja eine sehr angenehme Stadt. Außerdem ist sie ja nicht neu für mich, da ich als Beauftragter der Stadt Brünn für internationale Beziehungen habe ich schon vorher eng mit der Hauptstadt Österreichs zusammengearbeitet. Und das habe ich immerhin 15 Jahre lang gemacht. Ich bin hier also unter Freunden.“

Wie sehen Ihre Pläne für das Tschechische Zentrum in Wien. Haben Sie große Veränderungen im Sinn, oder möchten Sie zunächst einmal alles beim alten lassen?

„Ich muss mich natürlich erste einmal orientieren. Natürlich konnte ich das Tschechische Zentrum schon sozusagen von außen kennenlernen, da ich in meiner damaligen Eigenschaft als Brünner Beauftragter für Internationales lange mit dem Zentrum zusammengearbeitet habe. Selbstverständlich ist es aber etwas ganz anderes, wenn man die Einrichtung von innen leitet. Große und schnelle Änderungen plane ich jetzt nicht, das wäre zu diesem Zeitpunkt auch nicht möglich. Schritt für Schritt möchte ich aber vor allem die Innenräume modernisieren und das Tschechische Zentrum insbesondere für junge Leute öffnen.“

Leoš Janáček
Zwei Veranstaltungen sind bereits in Ihrer Regie entstanden. Zunächst einmal haben sie eine der wichtigsten modernen tschechischen Opern nach Wien geholt, und zwar 100 nach deren Uraufführung in Brünn. Musikalisch wird es dabei aber nur am Rande. Worum geht es?

„Ganz richtig ist das nicht, denn nicht ich habe die Jenůfa von Leoš Janáček nach Wien gebracht. Die Oper hatte vor 100 Jahren eigentlich ihre Weltpremiere in der Hauptstadt Österreichs, wenn auch die Uraufführung in Brünn stattfand. Zwar war Janáček in Tschechien ein bekannter Name, in der Welt wusste aber noch niemand etwas von dem Komponisten. Brünn war ja damals noch Provinz und Janáček hing sehr an der Stadt, obwohl er seiner Zeit weit voraus war. Erst die Aufführung der Jenůfa in Wien am 16. Februar 1908 war deshalb der internationale Durchbruch Janáčeks. Ich habe dazu einerseits am 28. Februar den Musikologen Jiří Zahradník ins Tschechische Zentrum eingeladen, der einen Vortrag über Janáčeks Jenůfa halten wird. Leider kann dieser nur auf Tschechisch stattfinden, weshalb wir noch eine weitere Veranstaltung geplant haben. Am 7. März gibt es somit noch einen Vortrag auf Deutsch, und zwar in Zusammenarbeit mit den Freunden der Staatsoper Wien.“

Charles Sealsfield  (Foto: Public Domain)
Außerdem bringen Sie Weltliteratur in die Herrengasse. Sie haben nämlich einen Abend zum mährisch-österreichisch-US-amerikanischen Schriftsteller Charles Sealsfield, der eigentlich als Karel Postl in bei Znojmo / Znaim geboren wurde organisiert, der Anfang März stattfinden soll. Was erwartet dort die Besucher?

„Wir planen am 1. März, also fast am Geburtstag des Schriftstellers am 7. März, eine Veranstaltung mit dem Brünner Professor Jiří Munzar. Der Germanist und Anglist wird über die Bedeutung von Charles Sealsfield in der US-amerikanischen Literatur sprechen, was bei uns ja ein noch relativ unbekanntes Terrain ist. Dazu haben wir noch Professor Wynfrid Kriegleder von der Universität Wien eingeladen, also einen der größten Kenner des Werkes von Charles Sealsfield.“

Kommen wir aber noch einmal zurück in den Februar. Am letzten Wochenende des Monats wird im Wiener Schubert-Theater Karel Capeks Krieg mit den Molchen zu sehen sein. Dabei wird die Antiutopie in einer ganz bestimmten Form gezeigt…

„Das ist eine sehr schöne Aufführung in einem sehr kleinen Theater hier in Wien, das mit Puppen und anderen Figuren arbeitet. Das ist so schon künstlerisch sehr interessant, und vor allem ist es bemerkenswert, dass die Schauspieler mit Karel Capeks ‚Krieg mit den Molchen‘ ein so schwieriges Thema auf die Bühne gebracht haben. Wir wollen mit dem Schubert-Theater auch weiterhin kooperieren. Deshalb haben wir als Nachfolgeveranstaltung eine Ausstellung zu Karel Capek in der Slawistik der Universität Wien geplant. Diese wird dann ab April zu sehen sein.“

1968  (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks)
2018 ist ja ein Supergedenkjahr in Tschechien. Können Sie vielleicht kurz umreißen, was im Tschechischen Zentrum in Wien heuer für Veranstaltungen geplant sind?

„Seitens unseres Außenministeriums und unserer Botschaft werden in diesem Jubiläumsjahr viele Veranstaltungen vorbereitet, organisiert und angeboten. Der Fokus liegt insgesamt auf den Jahren 1918 und 1968. Die tschechische Botschafterin in Wien und ich haben uns jedoch entschieden, dass wir uns auf das Jahr 1968 konzentrieren. Das vor allem aus dem Grund, da Österreich und natürlich Wien die tschechoslowakischen Exulanten damals mit offenen Armen empfangen haben. Das ist eine Haltung, die nicht selbstverständlich ist. Wir wollen diese Gedenkfeiern auch als einen Dank an die Österreicher und konkret an Wien gestalten. Unter anderem planen wir am 17. Mai als Auftakt eine Debatte in der Botschaft mit dem ehemaligen österreichischen Bundespräsidenten Heinz Fischer und dem Schriftsteller und Dramatiker Pavel Kohout, in der Regie eines berühmten Schauspielers, Schriftstellers und Moderators Michael Herz Kestranek. Und dann machen wir eine große Veranstaltung am 19. Mai im Wiener Rathaus. Wir freuen uns, dass viele Mitglieder der tschechischen Minderheit dazu kommen, sowie Leute aus der Politik. Unter anderem hat der Wiener Bürgermeister Michael Häupl hat seine Teilnahme versprochen. Wir freuen uns, dass das ein schönes tschechisches Fest sein wird“


Das gesamte Programm des Tschechischen Zentrums in Wien finden Sie unter: http://wien.czechcentres.cz