Sieben Tage mehr für Frau und Kind

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Frischgebackene Väter haben in Tschechien ab jetzt Anspruch auf bezahlten Vaterschaftsurlaub.

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Petr Baumruck kann es kaum erwarten. Jeden Moment könnten bei seiner Frau die Wehen einsetzen und sein erstes Kind würde zur Welt kommen. Ab diesem Donnerstag kann er sieben Tage zusätzlichen Urlaub bei seinem Arbeitgeber beantragen, um seiner Frau nach der Geburt unter die Arme zu greifen. „Ich finde das toll. Ich hatte nämlich so oder so vor dazu Urlaub zu nehmen“, sagt der werdende Vater zu der neuen Möglichkeit.

Der neue Vaterschaftsurlaub ist ein Kind der vorherigen Mitte-Links-Regierung unter Leitung der Sozialdemokraten. Ex-Arbeits- und Sozialministerin Michaela Marksová ist zufrieden:

„Dass die Väter sich nun auch um ihr neugeborenes Kind kümmern können und den Frauen einen Teil der Pflege abnehmen, dass verbessert die Position der Frauen auf dem Arbeitsmarkt ganz deutlich. Vor allem in Tschechien, wo Frauen mit Kindern im EU-weiten Vergleich immer noch eine sehr schlechte Stellung haben.“

Den frischgebackenen Papas wird in den sieben Tagen nach Geburt des Kindes 70 Prozent ihres Lohnes fortgezahlt, sofern sie den neuen Vaterschaftsurlaub tatsächlich wahrnehmen. Das entspräche dem gleichen Tagessatz wie bei einer Krankschreibung, erklärt Jana Buraňová von der staatlichen Sozialversicherungsanstalt:

„Bei einem Bruttolohn von 20.000 Kronen werden dem Vater rund 3200 Kronen ausgezahlt. Wiederum bei einem Bruttolohn von 35.000 Kronen dann 5400 Kronen“

Irena Bartoňová Pálková  (Foto: Archiv ODS)
Die Ausgleichzahlungen belaufen sich also je nach Höhe des Lohnes zwischen 120 und 200 Euro pro Werktag.

Das neue System stößt in Tschechien jedoch nicht überall auf Gegenliebe. Beispielsweise für das neubesetzte Finanzministerium ist der Vaterschaftsurlaub eher Altlast als soziale Errungenschaft. „Auf den Staatshaushalt kommen dadurch Mehrausgaben von etwa einer Milliarde Kronen zu“, rechnet der Ressortsprecher Martin Vintrlík vor.

Und auch die Arbeitgeber laufen Sturm gegen die neue Regelung. Irena Bartoňová Pálková ist Vizepräsidentin der tschechischen Handelskammer:

„Das ist keine systematisch sinnvolle Lösung, sondern nichts anderes als Populismus. Das führt in keinem Fall zu einem Anstieg der Geburtenraten hierzulande und auch nicht dazu, dass sich die Väter mehr um ihr Kind kümmern.“

Einen bezahlten Vaterschaftsurlaub gibt es mittlerweile in 23 Staaten der Europäischen Union. Vorreiter war Schweden, dort können sich frischgebackene Väter seit 1976 ein paar Tage freinehmen.