Sozialministerin legt Gesetzentwurf zum Vaterschaftsurlaub vor
Im Vergleich zur großen Mehrheit der 28 EU-Staaten hat Tschechien im sozialen Bereich gewisse Defizite. Das wurde bereits im März vergangenen Jahres publik, als das Europäische Parlament die Bemühungen des Landes zur Gleichstellung von Mann und Frau als unzureichend einstufte. Ein damaliger Kritikpunkt war unter anderem der fehlende Vaterschaftsurlaub. Dieses Manko will die Regierung nun beheben, am Mittwoch billigte sie eine entsprechende Novelle des Sozialministeriums zur Krankenversicherung.
„Das ist ein Schritt in Richtung einer modernen Familienpolitik. Und dass es eine solche Regelung schon in 23 Ländern der Europäischen Union gibt, belegt nur, dass diese Maßnahme einfach notwendig ist.“
Babiš plädiert also für das Motto „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“. Doch auch die Oppositionsparteien wollen sich dem Vorschlag der Ministerin in den Weg stellen. Der Chef der Bürgerdemokraten (ODS), Petr Fiala:
„Wenn in der Familie ein Kind geboren wird, ist es häufig noch so, dass der Vater gar nicht daran denkt, Urlaub zu nehmen. Oft auch dann nicht, wenn die Frau Hilfe bräuchte.“Der althergebrachten Denkweise vieler männlicher Politiker hält der Vorsitzende der Liga für offene Männer, Martin Jára, entgegen:
„Ich denke, dass eine Investition des Staates in die Familie einschließlich des Vaterschaftsurlaubs sich immer auszahlt.“
Sozialministerin Marksová sieht in ihrer Novelle zudem die Chance, dass die Gleichstellung von Mann und Frau auch in der Familie mehr gelebt wird:„Diese Regelung, die in mehreren EU-Ländern schon gängige Praxis ist, wurde eingeführt, um die Bindung der Väter zu ihren Kindern zu stärken. Und damit sich die Väter auch mehr in die Betreuung der Kinder einbringen.“
Einschlägige Studien haben ergeben, dass tschechische Väter noch in ziemlich geringem Maße an der Betreuung teilhaben – mit immerhin 38 Prozent beim Spielen mit den Sprösslingen, doch nur zu 15 Prozent bei der Pflege kranker Kinder. In Tschechien kommen jährlich etwa 100.000 Kinder zur Welt. Rund 5000 Väter haben bislang den Anspruch auf Elternurlaub wahrgenommen.