Hitziges TV-Duell vor Präsidentschaftswahl
Die beiden Kandidaten für die Stichwahl um das Präsidentenamt haben vor zwei Millionen Fernseh-Zuschauern diskutiert.
„Ähnliche Diskussionsformate mögen wohl im Ausland üblich sein, aber es sind nicht die einzigen. Es gibt auch Debatten, in denen tatsächlich diskutiert wird. Das TV-Duell zwischen Zeman und Drahoš war keine Diskussion von Präsidentschaftskandidaten, sondern eine Show oder ein sportlicher Wettkampf. Darin spielte auch das Publikum eine große Rolle, oft ließ es die Redner ihre Sätze nicht zu Ende bringen.“
Amtsinhaber Miloš Zeman und sein Herausforderer, der frühere Leiter der tschechischen Akademie der Wissenschaften, Jiří Drahoš, trafen sich zum TV-Duell vor 800 Zuschauern in einem Theater in Prag. Die Debatte war gespickt mit gegenseitigen Vorwürfen. So warf Zeman seinem Gegner Drahoš zum Beispiel mangelnde politische Erfahrung vor. Der Wissenschaftler Drahoš sagte wiederum, dass Zeman häufig seine Meinung wechsle.
Die erste Frage, die den beiden Kandidaten gestellt wurde, war zur Ernennung des künftigen tschechischen Premiers. Weiter diskutierten sie über das Nichtraucherschutzgesetz, die mögliche Versteuerung der Kirchenrestitutionen sowie ein eventuelles Verfassungsrecht auf Waffenbesitz. Ein großes Thema war die Flüchtlingskrise und die Reform des Asylsystems von Dublin.Die überwiegende Mehrheit der Themen habe nicht die Kompetenzen des Staatsoberhauptes betroffen, sondern Probleme, die in den sozialen Medien kursierten, so Rundfunk-Kommentator Petr Hartman:
„Ich hoffe, dass das öffentlich-rechtliche Tschechische Fernsehen einen wesentlich besseren Moderator aufstellt, dem es dann auch gelingt, klare Grenzen für die Debatte zu stecken. Ich glaube fest daran, dass dann mehr über die wichtigen Themen gesprochen wird.“
In den Kommentaren zur Debatte herrschte die Meinung vor, beide Kandidaten hätten mit ihrem jeweiligen Auftritt vor allem bereits entschlossene Wähler in ihrer Meinung bestätigt. Petr Hartmann:„Manch jemanden überzeugt, dass ein Diskutierender die Rolle des Moderators übernimmt und jede Möglichkeit nutzt, um seinen Gegner zu attackieren. Das hat Miloš Zeman gemacht. In dieser Hinsicht hat er wohl die Öffentlichkeit stärker überzeugen können.“
Ein anderer Wähler schätze wiederum, wenn jemand langsamer und mit Bedacht spreche, obwohl er nicht so oft zu Wort komme, so Hartmann. Zu der Leistung von Jiří Drahoš sagte er:
„Er bemühte sich zu argumentieren und war auf die Themen vorbereitet. Drahoš glaubt an Fakten. Aber in solchen Debatten entscheiden diese nicht so sehr, sondern wie man reagiert und wie man auftritt.“
Zehn Prozent der Wähler sind laut den Umfragen noch nicht entschieden. Eine weitere Debatte, die ihre Stimmenabgabe beeinflussen könnte, findet am Donnerstagabend im öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehen statt. Die Wahllokale öffnen am Freitag um 14 Uhr.