Busfahrer – eine bedrohte Art

Foto: Tschechisches Fernsehen
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Trotz höherer Löhne fehlt es in Tschechien massiv an Busfahrern. Denn er ist mittlerweile ein Mangelberuf.

Foto: Tschechisches Fernsehen
Wenn Jiří Krejza den Motor anwirft, ist die Morgendämmerung noch fern:

„Meine erste Fahrt habe ich um sechs, Arbeitsantritt ist aber schon um fünf. Offiziell beende ich meine Arbeit um halb neun in der Garage, dann muss ich aber noch tanken. Raus komme ich in Regel so um neun.“

16 Stunden arbeitet der Busfahrer aus Kladno / Kladen am Tag. Zwar nicht durchgehend, dazwischen sind immer wieder längere Pausen, aber anstrengend ist das trotzdem. Und das für einen immer noch nicht gut bezahlten Job:

„Man ist von morgens bis abends in der Arbeit, viel Zeit für Freunde und Familie bleibt da nicht. Ich bekomme zwar monatlich rund 30.000 Kronen netto, aber dafür habe ich aber 320 bis 330 Stunden auf dem Konto. Wenn man sich das dann ausrechnet: Ein normaler Angestellter arbeitet so an die 160 bis 180 Stunden.“

Filip Drápal  (Foto: YouTube)
30.000 Kronen sin umgerechnet 1160 Euro. Zum Vergleich, in Deutschland bekommt ein Busfahrer rund 2000 Euro brutto bei einer tariflich festgelegten Wochenarbeitszeit von 38,5 Stunden.

Vor allem aus diesen Gründen ist der Busfahrer zum Mangelberuf geworden. Das sorgt bereits jetzt für Probleme in den Netzen. So auch im Großraum Prag, wie Filip Drápal vom stadteigenen Verkehrsunternehmen Ropid sagt:

„Vor allem seit der Integration von Kladno in das Prager Verkehrsnetz ist das Problem voll aufgetreten. Wir mussten bereits eine Reihe von Verbindungen streichen. Zu wenig Fahrer hat vor allem der Anbieter Arriva, aber natürlich betrifft das auch viele weitere Unternehmen in unserem Netz.“

Foto: ŠJů,  CC BY-SA 3.0
Das britische Unternehmen Arriva bietet einen großen Teil der Verbindungen zwischen Prag und den Vororten an, unter anderem auch die 30-Kilometer-Strecke von Kladno an den Prager Stadtrand. Dass man sich gegen den Fahrermangel stemmen und möglichst wenige Strecken streichen will, bestätigt Roman Herden. Er ist Sprecher von Arriva:

„Heute gibt es so gut wie kein Transportunternehmen, das nicht händeringend nach Fahrern suchen würde. So ist es leider auch bei uns. Beispielsweise mussten wir von der Prager Haltestelle Zličín aus auch unsere Dispatcher fahren lassen. Einmal sind aber krankheitsbedingt zwei Fahrer ausgefallen, und das war dann nicht mehr zu schaffen.“

Das Geld und die Arbeitszeiten seien jedoch nicht das einzige Problem, so Herden.

„Ein anderer großer Einschnitt für die Branche war die Abschaffung der Wehrpflicht. Gerade dort haben die meisten einen Führerschein für Bus und Lastwagen gemacht. Diese Fahrer werden aber immer älter, und jüngere kommen nicht nach.“