Sturz von Karlsbrücke: Schauspieler Tříska tot

Jan Tříska (Foto: ČTK)

Jan Tříska war einer der anerkanntesten tschechischen Schauspieler. Er ist nun auf tragische Weise ums Leben gekommen.

Jan Tříska im Film „Die Volksschule“  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Sie war eine der Rollen, die ihn in Tschechien so beliebt gemacht haben: als strenger aber eigentlich gutherziger Lehrer Igor Hnízdo im Film „Die Volksschule“ von 1991. Jan Tříska hatte seine Karriere schon in den 1960er Jahren gestartet und galt damals als tschechischer Marlon Brando. Und er ist bis zuletzt sehr gefragt gewesen. Am Sonntag hätten für den 80-Jährigen die Arbeiten an einem weiteren Kinofilm beginnen sollen. Doch am Samstag zogen zwei Gäste eines Ausflugsschiffs den populären Darsteller bewusstlos aus der Moldau. Er kehrte nicht mehr ins Leben zurück und erlag am Montag seinen Verletzungen.

Seither stellt sich die Frage: Wie konnte es zu dem Unglück kommen? Regisseur Jiří Mádl wollte zusammen mit Jan Tříska drehen. Im Tschechischen Fernsehen sagte er:

Karlsbrücke  (Foto: ČTK)
„Mehrfach hat Jan mir gesagt, dass er vor jedem neuen Dreh auf die Karlsbrücke gehe, um Kraft zu tanken, die Statuen zu berühren und um Glück zu bitten.“

Augenzeugen sahen den Schauspieler am Samstag auf der Karlsbrücke: Laut Jitka Nováková saß Jan Tříska etwa in der Mitte der Brücke auf dem Steingeländer – und ließ seine Beine über der Moldau baumeln. Der Prag-Besucherin kam das gefährlich vor, und sie sprach ihn deswegen an:

„Er hat gelächelt, wirkte nicht irgendwie verwirrt oder verärgert. Es schien, als wüsste er, was er mache. Ich fragte ihn, ob er in Ordnung sei. Er sagte ja. Ich fragte ihn, ob es nicht besser sei, wenn er die Beine auf die andere Seite des Geländers drehe. Er sagte, nein, so herum sei es okay.“

Jan Tříska  (Foto: ČTK)
Am selben Nachmittag stieg der Schauspieler zudem auf den Sockel einer der Statuen. Eine der Security-Kräfte auf der Karlsbrücke musste ihn sogar bitten, wieder herunterzusteigen.

Wie es dann zum tödlichen Sturz kam, das versucht die Polizei immer noch herauszufinden. Zwischenzeitlich hatte sie auch in Richtung eines Selbstmordes ermittelt.

„Alle bisher festgestellten Details sprechen aber eher dafür, dass es sich um einen Unglücksfall gehandelt hat und nicht um eine vorsätzliche Handlung“, so Tomáš Hulan, Sprecher der Prager Polizei.

Mit Jan Tříska verliert Tschechien einen hervorragenden Darsteller nicht nur im Film, sondern auch auf der Bühne. Schon vor seiner Emigration spielte er im Nationaltheater. Erst dann kamen Filmrollen hinzu. So war er sogar in der DDR-Komödie „Ein irrer Duft von frischem Heu“ zu sehen. Doch unter anderem wegen der Freundschaft zum damaligen Dissidenten Václav Havel geriet Tříska immer mehr in den Fokus der tschechoslowakischen Staatssicherheit. 1977 emigrierte er in die USA, zusammen mit seiner Frau Karla und den beiden gemeinsamen Töchtern. Es war ein harter Abschied, wie er sich später einmal erinnerte:

Jan Tříska im Film „Po strništi bos“  (Foto: YouTube Kanal von Jan Svěrák)
„Wenn man mit kleinen Kindern von Zuhause flieht, nimmt man nichts Überflüssiges mit. Wenn man vortäuscht, für 14 Tage nach Zypern in den Urlaub zu fliegen, dann nimmt man keine Fotos mit von Oma und Opa oder Vater und Mutter. Das wäre dann verdächtig.“

In den USA konnte Jan Triska eine zweite Karriere aufbauen. Unter anderem besetzte ihn Miloš Forman in seinen Filmen, so in Larry Flint oder Ragtime.

Doch erst die politische Wende von 1989 gab ihm seine Muttersprache als Ausdrucksmöglichkeit zurück. So wurde er danach unter anderem für die Rolle des König Lear bei den Shakespeare-Sommerfestspielen in Prag geehrt. Und zuletzt war er im Jan Svěraks Film „Po strništi bos“ (in etwa: „Barfuß über das Stoppelfeld“) zu sehen. Mit seinem Tod gehe nun ein großartiger Darsteller, sagt Filmkritikerin Mirka Spáčilová:

„Er hat in sich eine unglaubliche Bühnenpräsenz und den Prototyp eines romantischen Schauspielers vereint. Dazu sprach er ein fantastisches Tschechisch, er hatte einen tollen Vortragsstil.“

Autor: Till Janzer
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