Tiefer Ausschnitt und Sandalen verboten: Schlossführer erhalten Dresscode
Tschechien ist ein Land der Schlösser und Burgen. Und viele dieser Sehenswürdigkeiten sind in staatlicher Hand. Genau dort gilt neuestens ein Dresscode für die Fremdenführer.
„Ehrlich gesagt lege ich mir meine Kleidung schon vorher zurecht, wenn ich beispielsweise vier Tage am Stück habe. Das heißt, da liegt dann schon für den Donnerstag ein bestimmtes Hemd oder T-Shirt. Shorts trage ich gar nicht. Mir kommt das unpassend vor, wenn ich etwa in die Heiligkreuzkapelle gehe oder in die Marienkirche.“
Seit dieser Saison gilt nun auch für alle anderen staatlich verwalteten Burgen und Schlösser ein Dresscode für Angestellte. Zuständig ist das zentrale Denkmalschutzamt. Laut Behördensprecher Jan Cieslar war die Einführung der Regeln notwendig:
„Wir haben einige Beschwerden von Besuchern erhalten, dass nicht alle Schloss- und Burgführer in angemessener Kleidung ihrer Arbeit nachgegangenen seien. Das Denkmalschutzamt will aber als seriöse Institution wahrgenommen werden. Und unsere Fremdenführer sollen so zu erkennen sein, dass sie nicht etwa mit dem Gärtner oder dem Hausmeister verwechselt werden könnten.“
Konkret hatten sich Besucher über verdreckte und zu aufreizende Kleidung beschwert. Was ist also den Fremdenführern nun vorgeschrieben?„Wir wollen sicher keine Uniform oder sonstwie normierte Kleidung. Tschechien ist kein Land, in dem auf so etwas Wert gelegt wird. Aber wir haben einheitliche Accessoires eingeführt wie ein Namensschild, das auch das Kürzel des Denkmalschutzamtes hat, und einen Button des Amtes. Als Kleidungsstil fordern wir etwas, dass man als ‚smart casual‘ bezeichnen könnte. Das heißt, man sollte angemessen und professionell aussehen, aber zugleich leger wirken“, so Jan Cieslar.
Der Kleidung wegen schwitzen sollten die Schlossführer nicht, betont der Sprecher des Denkmalschutzamtes. Allerdings werden an den früheren Adelssitzen unterschiedliche Arten von Touren angeboten. Dementsprechend variieren auch die Outfits. Tomáš Horyna ist Kastellan des Schlosses Červená Lhota in Südböhmen:
„Wir sollten Varianten machen. Das könnten zum Beispiel auch schöne Broschen sein für die weiblichen Fremdenführer. Oder wenn jemand eine Führung im Anzug macht, dann sollte er vielleicht keinen Button dazu tragen.“Auf der anderen Seite sind auch die Touristen nicht immer adäquat aufgemacht, weiß Behördensprecher Cieslar zu berichten:
„Leider passiert es in der letzten Zeit, dass manche Besucher in Flip-Flops und nassen Badehosen in die Sehenswürdigkeiten kommen. Das zeugt nicht von Respekt vor dem Kulturdenkmal, den anderen Gästen und dem Fremdenführer.“
Jan Cieslar bittet daher auch die Besucher, sich angemessen zu kleiden. Im Übrigen kamen im vergangenen Jahr so viele Gäste wie noch nie auf die tschechischen Burgen und Schlösser: 5,6 Millionen waren es.