„Ich bemale dreißig Stück Eier, und es bleibt keines bei uns im Haus...“
„Hody, hody, doprovody, dejte vejce malovaný“ ist der bekannteste tschechische Osterreim: „Das Fest ist gekommen, gebt uns Eier, bemalte oder wenigstens weiße, neue bekommt ihr dann ja vom Huhn.“ Jedes Kind lernt diese Verse, sie werden nämlich traditionell am Ostermontag bei einem Umzug von Haus zu Haus aufgesagt. Radio Prag hat eine junge Pragerin über die Ostergewohnheiten in ihrer Familie befragt.
Frau Šlemrová, Ihre Familie lebt in Prag, aber ich habe den Eindruck, dass die Prager sehr selten Ostern hier in der Stadt verbringen. Gilt das auch für Sie?
„Ja, das stimmt. Mein Ostern ist eher mit unserem Wochenendhaus und mit dem Dorf verbunden, in das meine Eltern mit mir als Kind immer hingefahren sind. Es ist zwar nicht weit von Prag weg, aber liegt trotzdem auf dem Land. Ich habe nur selten Ostern in Prag gefeiert.“
„Mein Ostern ist mit unserem Wochenendhaus und mit dem Dorf verbunden, wo schon meine Eltern mit mir als Kind immer hingefahren sind.“
Mir scheint es sogar, dass Ostern in der Hauptstadt überhaupt nicht gefeiert wird. Nur sehr selten sieht man jemanden mit einer Osterroute. Wie sieht es in diesem Dorf in der Nähe von Prag aus? Sind dort die Traditionen noch lebendig?
„Auf jeden Fall. Das ist auch der Grund, warum wir immer zu Ostern dort hingefahren sind. Obwohl Ostern manchmal sehr früh liegt, und es dann dort noch relativ kalt ist. Die tschechischen Bräuche werden dort immer noch gepflegt: mit der Osterroute von Haus zu Haus zu gehen, Eier zu bemalen und ab und zu auch die Häuser oder die Bäume vor den Häusern zu schmücken. Dabei begegnen sich auch die Menschen. In letzter Zeit mache ich es aber so, dass ich mich mit den Freunden verabrede, dass sie und ihre Kinder am Montagnachmittag auch hier in Prag vorbeikommen.“
Wie sieht der Ostermontag in Ihrer Familie genau aus?
„Ich bereite die Ostereier, Schokolade und Lebkuchen vor .Wir öffnen Gartentor und Haustür, und dann warten wir.“
„Der Ostermontag muss gut vorbereitet werden. Das heißt, die Eier zu bemalen und zu färben, und die Osterroute entweder zu kaufen oder selbst zu machen. Beides ist möglich, je nach der Zeit. Am Montag stehen wir wirklich früher auf, was für einen Feiertag bei uns nicht typisch ist. Ich bereite die Ostereier, Schokolade und Lebkuchen vor .Wir öffnen Gartentor und Haustür. Dann warten wir auf die Kinder, auch auf die Nachbarn, Männer und Jugendliche. Es kommen jedes Jahr etwa 20 bis 30 Leute vorbei, manchmal weniger, je nach dem Wetter. Und dann drehen meine Kinder und mein Mann mit der Osterrute eine Runde zu den Nachbarn und Freunden im Dorf und füllen ihr Körbchen.“
Sie sagen, meine Kinder: Sie haben zwei Töchter und einen Sohn. Gehen die Mädchen auch mit?„Bis jetzt sind sie immer mitgegangen. Es wird dort, wo wir das Wochenendhaus haben, bei Kindern nicht so streng gesehen. Die älteste Tochter ist jetzt elf. Sie will jetzt noch einmal mit der ganzen Gruppe mitgehen, aber ich glaube, dass wird mittlerweile etwas schwieriger sein.“
Ich denke, dass so etwas zum Beispiel in Mähren nicht möglich wäre. Dort sind die Rollen wirklich streng verteilt. Die Mädchen sitzen zu Hause und warten auf die Jungs, die mit der Osterroute kommen…
„Stimmt, den Eindruck habe ich auch. Als Kind bin ich aber auch mit meinem Bruder losgezogen. Allerdings hatte ich immer einen Hut auf. Und ich hatte meist kurze Haare, deswegen ist es nicht so aufgefallen, dass ich ein Mädchen war. In unserem Dorf ist das aber kein Problem, gerade bei kleinen Kindern.“
Kommen auch unbekannte Kinder oder Männer ins Haus, oder sind das alles Kinder und Männer von den Nachbarn und von Ihren Freunden?„Es kommen auch Kinder, die ich nicht kenne. Sie sind neugierig und gierig auf das, was sie bekommen – Schokolade und so weiter. Bei den Erwachsenen ist es eher so, dass Freunde und Nachbarn kommen.“
Wie viele Eier bemalen Sie vor dem Ostermontag?
„Ich selbst normalerweise dreißig Stück. Und noch einmal so viel machen meine Kinder. Ich habe eine spezielle Technik, mit Wachs und Zwiebelschalen. Und ich liebe das Bemalen. Deswegen mache ich dreißig Stück, und es bleibt nachher kein einziges bei uns im Haus.“
„Ich liebe das Bemalen von Eiern. Ich habe eine spezielle Technik, mit Wachs und Zwiebelschalen.“
Können Sie diese Technik mit Wachs und Zwiebelschalen beschreiben?
„Man braucht für diese Technik vor allem weiße Eier. Man erwärmt Bienenwachs, bis es schmilzt, und bemalt mit einer Nadel die rohen Eier. Die Eier werden dann in dem von Zwiebelschalen gefärbten Wasser langsam gekocht. Durch die Hitze geht auch das Wachs von den Eiern ab. Die Teile des Eis, die mit Wachs bedeckt waren, bleiben weiß, der Rest wird braun. Ich habe diese Methode von einer Nachbarin gelernt und finde sie total schön.“
Gibt es auch bestimmte Essen, die Sie nur zu Ostern machen?„Ja, dafür ist eigentlich meine Mutti die Spezialistin. Wir backen ein Gericht, das wir Osterköpfchen nennen. Man macht es aus Eiern, etwas Fleisch oder Schinken, dann nimmt man auch junge Brennnessel oder etwas Grünes, das gerade im Garten schon wächst, wie etwa Schnittlauch. Und daraus macht man im Backofen eine Art Auflauf. Und außerdem backen wir Osterlämmer. Dafür braucht man einen Gugelhupfteig, der in Form eines Lamms gegossen und gebacken wird.“
Ist Ostern in Ihrer Familie beliebt?
„Eigentlich schon. Ich und meine Kinder, wir lieben alle Feste, die feierlich begangen werden und mit Schmücken und Backen verbunden sind.“