Konkurrent für Zeman? Chemiker Drahoš will zum Präsidenten kandidieren
Lange Jahre war er Präsident der tschechischen Akademie der Wissenschaften. Nun will sich der Chemiker Jiří Drahoš um das Amt des Staatspräsidenten bewerben. Er ist damit nicht nur Herausforderer von Miloš Zeman, sondern gilt für liberal-konservative Kreise auch als Hoffnungsträger.
„Ich halte es für angebracht, als erstes den Menschen aus meiner Heimat zu verkünden: Ich werde mich um das Amt des Präsidenten bewerben.“
In einer Presseerklärung ergänzte Drahoš, er wolle als unabhängiger Kandidat ins Rennen gehen. Als Beweggründe für die geplante Bewerbung nannte der Wissenschaftler, ihm sei nicht gleichgültig, dass Extremismus und Populismus zunähmen sowie eine Apathie gegenüber grundlegenden demokratischen Werten.
Zemans Sprecher Jiří Ovčáček reagierte sofort. Er griff Drahoš auf Twitter scharf an. Tschechien brauche einen Präsidenten, der für seine Bürger eintrete, wie etwa in der Migrationskrise, ließ der Sprecher wissen. Was dieses schöne Land aber nicht vonnöten habe, sei ein Präsidenten der Medien, ein künstliches Produkt der PR, fügte Ovčáček in einem zweiten Tweet hinzu.
Positiv auf die angestrebte Kandidatur reagiert haben aber vor allem liberal-konservative Parteien – unabhängig davon, ob sie der Regierung oder der Opposition angehören. Am deutlichsten wurde Petr Gazdík, er ist Vorsitzender des Zusammenschlusses Stan von Bürgermeistern und unabhängigen Kandidaten:„Ich begrüße die Ankündigung von Jiří Drahoš sehr. Er wird sicher ein würdiger Herausforderer von Miloš Zeman sein. Jiří Drahoš hat bewiesen, dass er eine bedeutende Institution des Landes leiten und die Menschen zusammenführen kann. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für einen Präsidentschaftskandidaten.“
Gazdík empfahl daher seinen Parteikollegen, Drahoš zu unterstützen. Dasselbe schlage er auch den Christdemokraten vor, ließ er wissen. Die Christdemokraten sind der Wahlpartner von Stan. Diese werden jedoch erst im Mai beim Parteitag eine Entscheidung fällen. Die Zurückhaltung ist verständlich. Manche vermuten nämlich, dass der frühere christdemokratische Senatsvorsitzende Petr Pithart ebenfalls in den Kampf gegen Zeman zieht. Und dieselbe Haltung wie die Christdemokraten hat auch die Partei Top 09.
In jedem Fall hat sich mit dem Wissenschaftler die Zahl der möglichen Präsidentschaftskandidaten auf fünf erhöht. Sich bewerben wollen noch der Songtexter Michal Horáček, der Arzt Marek Hilšer und der Unternehmer Igor Sládek. Für alle Kandidaten gelten dieselben Regeln, bevor sie auch tatsächlich ins Rennen gehen können: Sie müssen entweder 50.000 Unterschriften von tschechischen Bürgern erbringen oder eine Nominierung von 10 Senatoren beziehungsweise 20 Abgeordneten.