Spejbl und Hurvínek ohne „Theatermutter“: Zum Tod von Helena Štáchová

Helena Štáchová (Foto: ČTK)

Sie hat mehr als zwanzig Jahre lang das Marionettentheater von Spejbl und Hurvínek geleitet. Und mit ihrer Stimme spricht Hurvíneks Freundin Mánička, aber auch etwa Lisa aus der bekannten Zeichentrickserie „Die Simpsons“. Helena Štáchová ist am Mittwoch im Alter von 72 Jahren verstorben.

Helena Štáchová  (Foto: ČTK)
Helena Štáchová hat ein halbes Jahrhundert lang ihr privates und berufliches Leben dem Spejbl-und-Hurvínek-Theater gewidmet. Seit 1967 hat sie das hölzerne Puppenmädchen Mánička gesprochen.

„Mit Mánička war es schwierig. Sie spricht nicht normal, sondern mit einer künstlichen Stimme, mit Falsett. Ich war zunächst nicht dazu fähig. Einmal sind wir aber mit dem Bus zu einem Gastspiel gefahren, und ich habe aus Langweile für mich gesungen und meine Stimme verzerrt. Auf einmal war es da. Wenn ich Mánička gesprochen habe, habe ich mir dann immer vorstellen müssen, dass ich singe.“

Foto: Tschechisches Fernsehen
Laut Štáchová vereinnahmt das Theater einen komplett. Dies sagte sie vor zwei Jahren gegenüber dem Tschechischen Rundfunk:

„Ich habe geglaubt, dass ich ein Privatleben habe und daneben auch einen Beruf. Dann habe ich aber festgestellt, ich habe einen Beruf, in den ich ab und zu das Privatleben einpasse.“

Wenig verwunderlich, dass sie auch ihren Lebenspartner Miloš Kirschner am Spejbl-und-Hurvínek-Theater kennengelernt hat. Er war dort zunächst Hauptdarsteller und später leitete er die Bühne. 1971 schuf er für Štáchová die Figur der Bábinka beziehungsweise Oma Hovorková. Sie wiederum hat auch Stücke für Kinder und Erwachsene geschrieben, Regie geführt und als Dramaturgin für das Repertoire gesorgt.

Martin Klásek  (Foto: ČT24)
„Die Kinder heute leben mit Videoclips, sie sind ungeduldig. Sie wollen schnelle Informationen und häufige Bühnen- und Stimmungswechsel. Sie sind hastig. Ich bemühe mich trotzdem, sie in gewisser Weise zu erziehen und ihnen etwas beizubringen. Aber ich mache das heimlich, damit sie den erhobenen Zeigefinger nicht sehen.“

Als Kirschner im Jahr 1996 starb, übernahm Helena Štáchová die Leitung des berühmten Theaters. Kirschners Rollen von Spejbl und Hurvínek spricht seitdem Martin Klásek. Nach dem Tod der Bühnenchefin sagte er gegenüber dem Tschechischen Rundfunk:

„Sie war ein Mensch, der viel Arbeit für unser Theater geleistet hat. Nicht einmal Miloš Kirschner hat geahnt, welche Partnerin er hatte. Sie war sehr stark und immer bereit, für das Theater zu kämpfen und neue Ideen zu finden. Sie war eine super Chefin.“

Autobiographie „Leben an Fäden“  (Foto: Verlag Tvarohová - Kolář)
2007 gewann Štáchová den Urheberstreit um die Marionetten Spejbl und Hurvínek. Damit sicherte sie den Fortbestand des Theaters. 2013 erhielt sie für das Theater den Thalia-Preis. Ihr Leben hat die Marionettenspielerin in ihrer Autobiographie „Leben an Fäden“ beschrieben, es ist 2007 auch auf Deutsch erschienen. Štáchová schrieb das Buch, kurz nachdem bei ihr Krebs diagnostiziert worden war.

Trotz ihrer schweren Krankheit hat sich Štáchová bis zuletzt mit dem Theater beschäftigt. Und laut Klásek wird der Bühnenbetrieb auch nach ihrem Tod weitergehen.

„Helena hat selbst für eine Nachfolgerin gesorgt. Sie heißt Maruška Šimsová. Bereits jetzt bestreite ich mit ihr zusammen zwei unserer Vorstellungen. Sie ist eine sehr begabte junge Dame, die sich auch um die beiden ihr anvertrauten Figuren hervorragend kümmert.“

Für den Sommer ist außerdem die Premiere des Zeichentrickfilms „Hurvínek a kouzelné muzeum“ (Hurvínek und das Zaubermuseum) geplant. Dort erklingt dann Štáchovás Stimme in ihrer letzten Rolle als Mánička.