Biathletin Koukalová gewinnt ihr erstes WM-Gold in Einzeldisziplin

Gabriela Koukalová (Foto: ČTK)

Mitte Februar, das ist die Hochzeit des Wintersports. So ist es auch diesmal. Im Eisschnelllauf, im Biathlon und im alpinen Skisport fanden und finden dieser Tage die Weltmeisterschaften statt. Die Titelkämpfe der Kufenflitzer und der Skijäger wurden und werden dabei auch von tschechischen Sportlerinnen geprägt. Und im Eishockey ist Sparta Prag nur knapp an der europäischen Krone vorbeigeschrammt.

Gabriela Koukalová  (Foto: ČTK)
Nach dem Wettbewerb im Sprint der Frauen bei der Biathlon-WM in Hochfilzen verkündete der Stadionsprecher:

„An der ersten Stelle und damit Weltmeisterin ist Gabriela Koukalová aus der Tschechischen Republik.“

Das ist ein Moment für die Ewigkeit in der Karriere eines Leistungssportlers – der Gewinn eines Weltmeistertitels. Für Biathletin Gabriela Koukalová ist er am vergangenen Freitag in Erfüllung gegangen: Im österreichischen Hochfilzen wurde sie erstmals Weltmeisterin in einer Einzeldisziplin. Nach dem bisherigen Saisonverlauf gehörte die Weltcup-Siegerin der vorigen Saison zweifellos zu den Favoritinnen auf Gold. Am Morgen des Wettkampftags fühlte sich die Biathletin aus Jablonec nad Nisou / Gablonz ihren eigen Worten nach indes noch matt und unsicher. Ihr zur WM mitgereister Ehemann, Badminton-Spieler Petr Koukal, aber sagte, dies wäre ein gutes Zeichen. Und das bestätigte sich dann auch. Gabriela Koukalová nach dem Rennen:

Laura Dahlmeier,  Gabriela Koukalová und Anais Chevalier  (Foto: ČTK)
„Ich muss sagen, dass ich mir die Müdigkeit auf der Strecke regelrecht herausgelaufen habe. Dabei war ich vor dem Rennen noch eher negativ gestimmt, ich habe nicht daran geglaubt, dass ich fehlerfrei schießen würde. Aber es lief wunderbar, ich bin begeistert.“

Für gewöhnlich gehen die Besten beim Sprint relativ früh ins Rennen. Die meisten Trainer glauben, dass sich die Loipe bei über 100 Starterinnen ein wenig abnutzt und zum Ende hin immer stumpfer wird. Doch das Gegenteil sei der Fall gewesen, sagte Gabriela Koukalová, die mit der Startnummer 96 ins Rennen ging:

„Mir schien es, als wenn die Loipe Runde für Runde immer schneller wurde. Von daher bin ich froh, dass die Trainer so viel Erfahrung haben, um mich so geschickt im Starterfeld zu platzieren.“

Ondřej Rybář: „Gabriela reift wie ein guter Wein. Sie ist ein Profi, eine Sportlerin, wie sie im Buche steht. Sie ist Weltmeisterin, und ich denke, völlig zu Recht.“

Man habe die Rennen in Hochfilzen über Monate hinweg beobachtet und festgestellt, dass sich Wettkämpfer aus dem hinteren Starterfeld am Ende sehr häufig weit vorn platziert hätten, so der Trainer der tschechischen Frauen-Nationalmannschaft, Zdeněk Vítek. Andererseits sei ein Teilnehmer mit hoher Startnummer im Rennen zumeist auf sich allein gestellt. Man habe sich aber entschieden, Koukalová in der vierten und letzten Gruppe auslosen zu lassen, bekannte Vítek:

„Gabriela hatte es wirklich schwer, denn sie ist erst am Ende der Konkurrenz gestartet. Wir haben sie so weit hinten platziert, weil unserer Kalkulation nach um diese Zeit bereits mehr Schatten herrscht und die Loipe dadurch etwas schneller wird. Ich denke, unsere Rechnung ist aufgegangen. Das ändert jedoch nichts daran, dass Gabriela einfach ein phantastisches Rennen abgeliefert hat.“

Ondřej Rybář  (Foto: Pavel Hrdlička,  CC BY-SA 4.0)
Ondřej Rybář ist der Cheftrainer der tschechischen Biathleten und Biathletinnen. Auch er war vollen Lobes über die neue Weltmeisterin:

„Ich sage es immer wieder: Gabriela reift wie ein guter Wein. Sie ist ein Profi, eine Sportlerin, wie sie im Buche steht. Beim Schießen hat sie heute jede Scheibe nacheinander anvisiert, weil sie wusste, was sie wollte. Sie ist Weltmeisterin, und ich denke, völlig zu Recht.“

Im Sommer vergangenen Jahres hatte Gabriela Koukalová auch schon einmal kurz ans Aufhören gedacht. Zu anstrengend seien die Strapazen gewesen in der letzte Saison, sagte sie. Doch ihre zahlreichen Fans hätten sie immer wieder ermuntert, nicht aufzugeben und weiterzumachen. Und auch im Rennen selbst standen sie wieder hinter ihr:

„Auf der letzten Runde hat mich die Anfeuerung durch die Fans auf Schritt und Tritt beflügelt. Ich habe gespürt, dass ich nicht allein bin im Kampf gegen die Uhr. Ihren Anteil an meinem Sieg haben also auch die Fans sowie die Trainer und Servicemänner, die mir ausgezeichnete Bedingungen verschaffen. Dafür danke ich sehr.“

Roman Dostál  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Am vergangenen Freitag hat Gabriela Koukalová wieder ein Stück tschechischer Biathlon-Geschichte geschrieben. Sie ist nach Kateřina Holubcová (2003, Einzel) und Roman Dostál (2005, Einzel) erst die dritte Sportlerin, die einen WM-Titel in einer Einzeldisziplin des Biathlon gewonnen hat. Und es muss nicht ihr letzter sein. Beim Wettkampf am Sonntag in der Verfolgung hat sie ihre Klasse erneut unter Beweis gestellt: Trotz dreier Schießfehler gewann sie Bronze. Es war ihre fünfte WM-Medaille. Und in Hochfilzen wird sie voraussichtlich noch dreimal an den Start gehen.


Eisschnellläuferin Sáblíková feiert neunten WM-Titel über 5000 Meter

Martina Sáblíková  (Foto: ČTK)
Die herausragende Rolle, die Gabriela Koukalová seit rund zwei Jahren im Biathlon spielt, hat eine andere Tschechin im Eisschnelllauf schon ein ganzes Jahrzehnt inne: Martina Sáblíková. Schon ein Jahr nach den Olympischen Winterspielen 2006 in Turin, als sie das internationale Rampenlicht betrat, begann die Dominanz der 29-Jährigen auf den Langstrecken. Seit 2007 hat sie sämtliche WM-Titel auf der 5000-Meter-Distanz gewonnen. Und in den Jahren ohne Weltmeisterschaft wurde sie 2010 in Vancouver und 2014 in Sotschi zudem Olympiasiegerin auf ihrer Paradestrecke. Hinzukommen ein Olympiasieg über 3000 Meter sowie je vier WM-Titel im Mehrkampf und über die kürzere Langstrecke. Seit der Mehrkampf-Weltmeisterschaft 2011 hat Sáblíková auf der 5000-Meter-Strecke nur ein einziges Rennen verloren – vor drei Jahren beim Weltcup in Seoul gegen ihre deutsche Konkurrentin und Freundin Claudia Pechstein. Und die Berlinerin machte ihr auch bei der jüngsten WM im südkoreanischen Gangneung das Leben schwer:

Claudia Pechstein,  Martina Sáblíková und Ivanie Blondin  (Foto: ČTK)
„In meinem Rennen habe ich mir einen gewissen Vorsprung herausgearbeitet, den ich zum Glück bis ins Ziel halten konnte. Darüber bin ich sehr froh. Denn es war wirklich kein einfaches Rennen.“

Dank ihres Triumphes in Südkorea ist Martina Sáblíková nun die erfolgreichste Eisschnellläuferin aller Zeiten auf den Einzelstrecken. Die dreifache Olympiasiegerin hat ihre 13. Goldmedaille bei einer Weltmeisterschaft errungen und übertraf damit die Niederländerin Ireen Wüst und die deutsche Legende Anni Friesinger-Postma. Darüber ist sie zu Recht sehr stolz:

„Mir bedeutet es sehr viel, dass ich schon neun Jahre in Folge die Titelträgerin über 5000 Meter bin. Man wird sehen, ob es so weiter geht.“


Eishockey: Sparta Prag strauchelt kurz vor der Thronbesteigung

Sparta Praga - Frölunda Göteborg  (Foto: ČTK)
Champions-League-Sieger. Dieser Titel hat einen mächtigen Klang, besonders wenn er im Fußball gewonnen wird. Ihn bei den Kickern zu holen, wird für ein tschechisches Team auf lange Sicht wohl eine Utopie bleiben. In der vergangenen Woche aber hat nicht viel gefehlt, und in Tschechien hätte sich ein Verein aus einer anderen Sportart mit diesem Titel schmücken können: die Eishockeymannschaft des HC Sparta Prag. Im packenden Finale der Champions Hockey Leeague (CHL) unterlagen die Spieler des Traditionsclubs dem schwedischen Gastgeber und Titelverteidiger Frölunda Göteborg mit 3:4 nach Verlängerung. Die Begegnung hätte aber ebenso in der regulären Spielzeit und zugunsten der Prager enden können. Denn im letzten Drittel war man klar tonangebend, bestätigt Angreifer Petr Vrána:

„Im dritten Drittel haben wir gezeigt, wozu wir in der Lage sind, und schon bekam Frölunda große Probleme. Schade war nur, dass wir neben dem Tor zum 3:3-Ausgleich keine weitere Chance genutzt habe. Denn davon hatten wir viele.“

Foto: ČTK
Sparta-Trainer Jiří Kalous sah es genauso:

„Uns ist der Ausgleich gelungen, doch ein weiteres Tor haben wir leider nicht erzielt. Das ärgert mich sehr, denn Chancen hatten wir genügend. Genau dieses Stückchen hat uns am Ende gefehlt. Wir müssen daher lernen, auch dieses Stückchen noch zu gehen.“

Trotz aller Enttäuschung, für die Leistungen seiner Schützlinge im gesamten Wettbewerb hatte Kalous am Ende nur lobende Worte parat:

„Auf dem Weg ins Finale haben wir Teams aus Finnland, Schweden und der Schweiz geschlagen. Mir hat dabei auch unsere Spielweise gefallen, einfach die Art, wie wir so weit gekommen sind. Darauf lässt sich auch künftig aufbauen.“

Jan Švrček  (rechts). Foto: ČTK
Spartas Top-Scorer in der Champions Hockey League war Stürmer Lukáš Pech. Auch er trauerte der vergebenen Chance, den Pokal zu holen, noch lange nach. Verteidiger Jan Švrček aber sah es nicht ganz so düster:

„Im Moment haben wir die Niederlage noch im Kopf, doch mit der Zeit werden wir das anders sehen. Ich denke, wir werden zum Schluss kommen, dass wir Großartiges für Sparta und für das tschechische Eishockey geleistet haben.“

So sahen es bereits die mitgereisten rund 400 Fans, die ihre Mannschaft während des Finalspiels lautstark anfeuerten. Und nach der Partie ließen sie ihre Lieblinge hochleben, denn für sie sind die Sparta-Spieler auch „die Meister“.

Autor: Lothar Martin
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