Fed-Cup-Frauen mit Hattrick / Fußballtennis-WM in Brünn
Die tschechischen Tennisdamen haben erneut Geschichte geschrieben. Am vergangenen Wochenende haben sie in Straßburg nicht nur den Fed Cup gewonnen, sondern auch zum zweiten Male in der Geschichte des Wettbewerbs den Hattrick perfekt gemacht. Dazu hören Sie im Folgenden mehr, wie auch zu einem internationalen Sportereignis, das am Freitag startet: zur Weltmeisterschaft im Fußballtennis in Brno / Brünn.
Karolína Plíšková, Barbora Strýcová, Petra Kvitová, Lucie Hradecká und der Kapitän des Teams, Petr Pála, umjubelt von den tschechischen Fans im Publikum, nehmen die kleinen Kopien des silbernen Fed-Cups entgegen. Es ist schon zum fünften Mal in den letzten sechs Jahren, dass die tschechischen Tennisdamen auf der höchsten Stufe des Siegertreppchens stehen. Sie singen die Nationalhymne mit, dann eilen sie zum großen Pokal und strecken ihn in die Luft. Die tschechischen Fans klatschen ununterbrochen. Sie haben alle auf einen Sieg gehofft, auch wenn der Weg dazu diesmal besonders dramatisch war.
Gleich das erste Spiel im Fed Cup-Finale war fast endlos. Die momentan beste tschechische Tennisspielerin, Karolína Plíšková, traf auf die zweitbeste Französin Kristina Mladenovic. Nach drei Stunden und 48 Minuten konnte die Tschechin erleichtert aufatmen. Sie bezwang die Französin mit 6:3, 4:6 und 16:14. Das bisher längste Fed-Cup-Spiel in der Geschichte hatte nur um neun Minuten länger gedauert. Petra Kvitová traf am Samstagabend auf die französische Spielerin Nr. 1, Caroline Garcia, und unterlag ihr mit 6:7 und 3:6. Am Sonntag brillierte Garcia auch im Spiel gegen die tschechische Nr. 1. Plíšková. Die Französin siegte mit 6:3, 3:6 und 6:3 und brachte Frankreich in Führung.Strýcová springt für Kvitová ein
Im vierten Einzel sollte Petra Kvitová um einen weiteren Punkt kämpfen. Es stellte sich jedoch heraus, dass sie eine Fußverletzung erlitten hatte. Schließlich musste Barbora Strýcová einspringen für das vierte Einzel. Sie trifft nicht wie erwartet auf Mladenovic, sondern auf Alize Cornet. Die Tschechin, die zuvor fünfmal gegen Cornet verloren hatte, bezwingt die Französin mit 6:2 und 7:6. Genauso wie voriges Jahr im Finale gegen Russland in Prag sollen Karolína Plíšková und Barbora Strýcová den entscheidenden Punkt holen. Sie treffen diesmal auf das erfolgreiche Duo Garcia – Mladenovic. Und dass, obwohl die beiden Tschechinnen am Sonntag bereits ein Spiel hinter sich haben. Die Große und die Kleine, wie sie der tschechische Fernsehreporter liebevoll nennt, lassen die Gegnerinnen nicht aufatmen. Im ersten Satz siegen sie mit 7:5, den ersten Matchball nutzten sie noch nicht.„Das französische Drama habe einen siegreichen Schlusspunkt, Tschechien gewinne zum fünften Mal in den letzten sechs Jahren den Fed-Cup“, schreit der Fernsehreporter.Die Heldin des Tages, Barbora Strýcová, umarmt ihre Freundin und schüttelt den Kopf, als ob sie das alles nicht fassen könnte.
„Mir fehlen noch die Worte. Der Sieg schmeckt phantastisch. Der letzte Ball von Karolína war wie ein Deja vu. Denn genauso beendete sie das Finale im vergangenen Jahr.“
Karolína Plíšková verdankt Tschechien sieben der insgesamt neun Siegespunkte bei den Fed-Cup-Spielen in diesem Jahr. Dessen sei sie sich eigentlich nicht bewusst, sagt die sechstbeste Tennisspielerin der Welt:
Plíšková: „Bin nicht die einzige, die Punkte machte“
„Selbstverständlich bin ich nicht die einzige, die Punkte gemacht hat. Zuvor habe ich mit Lucie Hradecká und jetzt mit Barbora im Doppel gesiegt. Wir haben ein unglaubliches Spiel hinter uns, ich bin überglücklich. Barbora hat vorne am Netz viel geholfen. Wir haben gewusst, dass wir gewinnen können und haben auf die Fehler der Gegnerinnen gewartet.“
Barbora Strýcová verglich den Sieg in Straßburg mit dem Fed-Cup-Sieg vor einem Jahr.„Voriges Jahr spielten wir zu Hause, da gab es viel mehr Fans. Aber ich möchte auch den tschechischen Fans hier in der Halle danken. Das, was sie geleistet haben, war überwältigend.“
Der Kapitän des Fed-Cup-Teams, Petr Pála, war bei allen fünf Siegen dabei. Er war einer der ersten Gratulanten:
„Ich bin sehr froh und bin sehr stolz auf die Mädels, wie sie das ganze Jahr gemeistert haben. Ich kann ihnen nicht genug danken. Ohne sie wäre es nicht möglich.“
Brünn fiebert der WM im Fußballtennis entgegen
Nach dem Fed-Cup-Finale der Tennisdamen können sich die tschechischen Sportfans für das bevorstehende Wochenende schon auf das nächste Highlight freuen. Die Rede ist von einer Weltmeisterschaft, bei der auch über ein Netz gespielt wird, dies aber mit den Füßen – die WM im Fußballtennis. Hierzulande wird diese Sportart „Nohejbal“ genannt und ist sehr populär. Das ist nicht verwunderlich, denn bereits in den 1920er Jahren wurde Fußballtennis in der damaligen Tschechoslowakei aus der Taufe gehoben. Im Jahr 1936 wurden dazu entsprechende Spielregeln verabschiedet, und vier Jahre später wurde das erste Pokalturnier im „Nohejbal“ ausgetragen. Neben den Tschechen geben seit der Teilung des gemeinsamen Staates (1993) logischerweise auch die Slowaken in dieser Sportart international den Ton an. Die Nachbarn aus dem Tatra-Land richteten dann auch im Jahr 1994 die erste Weltmeisterschaft aus, die seitdem alle zwei Jahre stattfindet. Im Jahr 2000, zur vierten WM, war Tschechien erstmals Gastgeber. Das Turnier wurde im mährischen Prostějov / Proßnitz ausgespielt und von den Zuschauern begeistert angenommen. Deshalb fand 2004 eine weitere WM in Prostějov statt, und seitdem ist es dem „Mutterland des Nohejbals“ gelungen, das Stelldichein der weltbesten Spieler im Fußballtennis alle vier Jahre zu veranstalten. Dazu sagt der Präsident des tschechischen Nohejbal-Verbandes, Kamil Kleník:„In den Jahren 2008 und 2012 haben wir die Weltmeisterschaft der Männer im Fußballtennis sehr erfolgreich im mittelböhmischen Nymburk ausgerichtet. Die dortige Halle war beide Male schon Monate vorher ausverkauft. Daher haben wir uns die Frage gestellt, ob wir nicht für das nächste Mal eine größere Halle finden könnten. Das war letztlich nicht schwer, denn das mährische Brünn ist mittlerweile eine Hochburg im Fußballtennis. Und die dortige Stadtsporthalle ist doppelt so groß wie die Halle in Nymburk. Die Brünner Halle hat rund 3200 Plätze, deswegen haben wir uns für sie als diesjährige WM-Stätte entschieden.“
Die Durchführung einer WM alle vier Jahre kostet auch Geld. In dieser Beziehung aber erfährt Tschechien im eigenen Land die wohl beste Unterstützung weltweit.„Das Fußballtennis in Tschechien wird von staatlichen Institutionen unterstützt. Es ist eingegliedert in die Tschechische Sport-Union und in das Programm des Ministeriums für Bildung und Sport. Die Slowakei hatte eine ähnliche Struktur, doch mittlerweile ist sie zerfallen. Von daher sind wir das einzige Land, das diesen Sport weltweit spielen kann und dabei jedes Jahr finanziell unterstützt wird“, so Kleník.
Tschechen mit höchsten Medaillenambitionen
Mit dieser Sicherheit im Rücken lässt es sich auch gut wirtschaften. Zudem können damit im eigenen Land die Voraussetzungen geschaffen werden, dass man in dieser Sportart internationale Spitze ist. Das bestätigt Kamil Kleník:„Unsere nationale Liga ist die beste in der Welt. Man kann sie diesbezüglich getrost mit der NHL im Eishockey vergleichen.“
Deswegen ist der Chef des tschechischen Nohejbal-Verbandes auch äußerst selbstbewusst, wenn man ihn nach den sportlichen Zielen für die WM fragt:
„Unsere Medaillenambitionen waren stets die höchsten, egal wo gespielt wurde und in welchem Jahr die WM ausgetragen wurde. Auch in diesem Jahr ist das nicht anders. Wir erwarten, dass die tschechischen Spieler jeweils bis ins Finale kommen und dazu auch die besten Leistungen zeigen.“Vor vier Jahren, bei der WM in Nymburk, wurde der Finaleinzug nur im Doppel und im Dreierwettbewerb geschafft. In beiden Wettbewerben wie auch im Einzel, in dem man Bronze holte, musste man den Titel allerdings den Konkurrenten aus der Slowakei überlassen. Dafür hielten sich die Tschechen bei der Mannschafts-Weltmeisterschaft 2014 in Brandýs nad Labem / Brandeis an der Elbe schadlos. Sie gewannen die Goldmedaille durch einen 3:0-Finalsieg über die Slowakei. Dritter wurde Rumänien vor Ungarn. Neben diesem Quartett gehören auch Kroatien, Frankreich und die Schweiz zu den stärksten Teams.
Für die WM am Wochenende haben sich zu jedem Wettbewerb 20 oder 21 Länder gemeldet. Zwölf beziehungsweise 13 davon bestreiten am Freitagvormittag eine Qualifikation, aus der sich die vier besten Wettkämpfer für die Hauptrunde qualifizieren. Die wird in allen drei Konkurrenzen (Single, Double, Triple) im K.o.-System gespielt, wobei die Viertel- und Halbfinals am Samstag und die jeweiligen Endspiele am Sonntag ausgetragen werden. Die WM-Gastgeber heißen dazu alle Interessenten herzlich willkommen:
„Kommen auch Sie zu Besuch. Die WM in Brünn findet vom 18. bis 20. November statt.“