Die tschechischen Gewinner von „Jugend debattiert“ starten im internationalen Wettbewerb
„Jugend debattiert“ ist nicht nur in Deutschland beliebt. Zum zwölften Mal hat dieses Jahr der deutschsprachige Wettbewerb in Tschechien stattgefunden. Im September folgt für Schülerinnen und Schüler die internationale Meisterschaft in Prag.
„Man weiß, das Publikum kann sehr gut Deutsch. Die Jury besteht aus Rhetorikexperten, die das schon zehn Jahre lang gemacht haben. Man bekommt das Gefühl, nicht sehr weit zu kommen mit dem Debattieren. Und ich muss sagen: Das ist manchmal sehr demotivierend.“
Doch Khoi hat nach Meinung der Jury diese Hürde gut genommen. Der Ablauf einer Debatte sieht folgendermaßen aus: Es wird ein Thema vorgegeben, wie zum Beispiel das vom Landesfinale: „Soll Tschechien einer jährlichen Quote zur Aufnahme von Flüchtlingen zusagen, sofern die EU die Kosten übernimmt?“ Die vier Debattierenden werden in zwei Teams eingeteilt: in pro und contra. Bewertet werden Auftreten, Ausdruck, Argumentation und das Eingehen auf die gegnerische Seite. Das Thema erfahren die Teilnehmer rund zwei Wochen vorher, aber nicht, welche Seite sie vertreten müssen. Das wird erst kurz vor Beginn des Wettbewerbs bekannt gegeben. Kristýna Přikrylová:„Es ist anstrengend, weil man sowohl Pro als auch Contra recherchieren muss. Dann erfahre ich endlich, was ich eigentlich bin und bespreche mich dann mit meinem Teampartner. Der hilft mir sehr dabei. Die Debatte ist zwar anstrengend, aber zusammen im Team kann man sie bewältigen.“
Um bis zum internationalen Wettbewerb zu kommen, mussten sich Khoi und Kristýna mehrmals im Debattieren behaupten. Zuerst im Schulwettbewerb, dann im Regionalwettbewerb, gefolgt von den tschechischen Qualifikationsrunden, bis sie schließlich ins Viertelfinale einzogen. Danach natürlich Halbfinale und Finale. Kommt es bei diesen Debatten eigentlich zu großen Wortgefechten? Khoi Nguyen:„Ich würde sagen, es ist eher eine ruhige Diskussion mit gutem Inhalt. Man darf wirklich nicht auf die anderen böse sein, weil das die Qualität der Debatte mindert. Keiner will Beleidigungen hören, und für den Gegner ist es auch nicht bequem, wenn man unter Druck steht und etwas Böses sagt. Aber man lernt, die Angriffe so zu formulieren, dass sie konstruktiv sind. Man lernt, die Diskussion nicht persönlich zu nehmen, sondern so zu argumentieren, dass das Publikum etwas davon hat, zum Beispiel Inhalt oder Rhetorik. Nie würde ich sagen, dass es mein Ziel ist, die anderen zu beleidigen.“
Was bleibt hängen nach solch einer Debattiermeisterschaft? Kristýna Přikrylová:
„Die Freundschaften sind sehr gut. Man lernt dort viele Menschen kennen, die ähnlich sind. Ich treffe immer viele, die ich interessant finde und die sehr klug sind. Das ist mir am wichtigsten, und das gefällt mir am meisten.“Am internationalen Wettbewerb werden neun weitere Länder teilnehmen. Neben Khoi und Kristýna haben sich jeweils zwei Kandidaten aus Estland, Lettland, Litauen, Polen, Russland, der Slowakei, Slowenien, der Ukraine und Ungarn qualifiziert. Das Finale des internationalen Wettbewerbs „Jugend debattiert“ findet am 23. September in der Prager Kreuzung der Dagmar und Václav-Havel Stiftung statt.