Prague Pride will erneut Leben der LGBT-Community widerspiegeln
Am Montag ist in der tschechischen Hauptstadt eine weitere Prague Pride eröffnet worden. Es ist das Festival der Homo-, Bi- und Transsexuellen sowie Transgender, das in der Moldaumetropole zum nunmehr sechsten Mal veranstaltet wird. Es findet diesmal unter dem Motto „Recht zu Lieben“ statt.
„Das Ziel des Festivals ist die Kommunikation mit der Öffentlichkeit. Wir haben 130 Veranstaltungen im Programm, 120 davon sind Diskussionen und Debatten über alle Aspekte unseres Lebens.“
Und in diesem Leben wollen die Lesben und Schwulen, die Bi- und Transsexuellen den anderen gegenüber gleich behandelt werden, betonte Walek in einer Sendung des Tschechischen Rundfunks. Deshalb wollen sie über sich und ihr Dasein wieder einmal informieren. Unter anderem mit einer Ausstellung, die im Gebäude des „Centrum queer paměti“ gezeigt wird. Die Ausstellung zeige einen Querschnitt aus der Schwulen- und Lesbenbewegung in Tschechien seit etwa dem 19. Jahrhundert, informierte ein Vertreter des Zentrums die Medien.
Höhepunkt des Festivals wird einmal mehr die Pride Parade sein – ein schriller und farbenfroher Umzug durch die Prager Innenstadt, zu dem die LGBT-Community erneut alle herzlich einlädt. Auch einige Prominente wie die Prager Oberbürgermeisterin Adriana Krnáčová (Partei Ano) wollen dieser Einladung folgen; am Samstag wird Krnáčová daher wie im Vorjahr unter der Regenbogen-Flagge durch Prag marschieren. Die Stadtvertreter von der Partei der Christdemokraten (KDU-ČSL) aber bevorzugen ihre eigene Veranstaltung, den sogenannten „Marsch für die Familie“. Der Vorsitzende der Prager Christdemokraten, Jan Wolf, erklärte dazu:„Wir wollen damit zeigen, dass die Familie die Basis der Gesellschaft ist. Ohne die klassische Familie können keine Kinder geboren werden. Auch diejenigen, die bei der Prague Pride mitmarschieren, kommen aus ganz normalen Familien. Von daher kann ich in unserer Aktion nichts Schlechtes sehen. Im Gegenteil: Der Tag für die Familie ist etwas, was seinen festen Platz haben sollte.“Die LGBT-Community sieht diese Veranstaltung indes schon als eine Gegenmaßnahme zu ihrem bunten Treiben an. Und Czeslaw Walek ließ so auch in der Rundfunkdebatte etwas Dampf ab bezüglich der Ungleichbehandlung, wie er sie sieht:
„Der tschechische Staat und die Politiker sehen Gays und Lesben nicht als gleichberechtigt an. Das ärgert mich am meisten. Ich bin nach einem Jahr aus San Francisco zurückgekommen. Dort sieht man die LGBT-Community als ein Teil des Ganzen an. Man verhält sich gegenüber allen gleich, egal ob sie weiß, schwarz, warm oder kalt sind. Doch ich komme nach Prag zurück und was sehe ich? Eine Abgeordnete, die im Parlament den Unsinn verbreitet, dass wir mit Kindern schlafen wollen. Oder aber ich sehe Gesundheitsbeamte, die Strafanzeige gegen Menschen stellen, die Aids haben.“
Die Debatte im Rundfunk mit Festivaldirektor Walek und Christdemokrat Wolf zeigte erneut auf, dass die Bedenken der heterosexuellen Mehrheitsgesellschaft in Tschechien zur Minderheit der Homo-, Bi- und Transsexuellen immer noch nicht gänzlich ausgeräumt sind. Mit ihrer sechsten Prague Pride will die LGBT-Community daher dafür sorgen, dass diese Vorbehalte wieder ein Stückchen abgebaut werden.