Stadtteil Břevnov – 1000 Jahre Geschichte, vom Kloster geprägt
Břevnov gehört größtenteils zum sechsten Prager Stadtbezirk. Die Anfänge der Gemeinde sind mit dem ältesten Männerkloster auf dem Gebiet Böhmens verbunden: mit dem Benediktinerstift, das vom heiligen Adalbert gegründet wurde. Die mehr als 1000-jährige Geschichte des Stadtteils beschreibt derzeit eine Ausstellung im Prager Stadtmuseum.
„Die Ausstellung ist ein fiktiver Spaziergang durch den Stadtteil. Dabei gibt es drei Strecken durch Břevnov. Erstens kann man den Pilgerweg einschlagen, der an den fünf in Břevnov erhaltenen Kapellen vorbei bis in das nahe Prag gelegene Kloster Hájek führt. Die zweite Möglichkeit ist, durch die Hauptstraße des Stadtteils, die Bělohorská-Straße zu gehen. Schließlich kann man auch an den früheren Anwesen Kajetánka, Petynka und Šlajferka vorbeiwandern.“
Plattenbausiedlung „Zum Knüppel“
Da die Ausstellung eher als ein Spaziergang durch den Stadtteil konzipiert wurde, ist sie nicht chronologisch gestaltet, sondern zeigt einzelne wichtige Orte. 1907 wurde Břevnov zur Stadt erhoben, seit 1922 ist es ein Teil von Groß-Prag. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erlebte Břevnov zwei Schocks, was die Stadtplanung anbelangt, erzählt Renáta Kalašová, eine weitere Kuratorin der Ausstellung:„Der erste Schock war der Bau der Straße Pionýrů – der heutigen Patočkova. Die Verkehrsader spaltete das alte Břevnov in zwei Teile. Dem Bau der Hauptstraße fiel eine große Zahl von bedeutenden Gebäuden zu Opfer. Dazu gehörten unter anderem das Anwesen Malovanka, der südliche Teil des früheren Dorfplatzes von Břevnov sowie einige Gebäude des Stifts Břevnov. In den 1960er und 1970er Jahren wurde praktisch das gesamte einstige Dorf Groß-Břevnov abgerissen. Dies bedeutete einen weiteren Schlag für den Stadtteil. Stattdessen wurde eine Plattenbausiedlung errichtet. Politische Gefangene mussten sie damals für die Mitarbeiter des Innenministeriums bauen. Die Bewohner von Břevnov nennen darum die Plattenbausiedlung ‚Zum Knüppel‘.“
Groß Břevnov, Klein Břevnov und Tejnka hießen die Dörfer, die sich gemeinsam mit einigen Anwesen entlang der Straße befanden, die aus Prag Richtung Westböhmen führte. An das einstige Groß Břevnov erinnert fast nichts mehr außer dem Benediktinerstift. Renáta Kalašová:„Vom früheren Dorfplatz von Velký Břevnov ist nur die St.-Florian-Kapelle erhalten. Auf dem Gebiet von Tejnka stehen aber immer noch einige historische Häuser.“
Dientzenhofers Klosterstadt
Das Benediktinerstift Břevnov hatte über Jahrhunderte lang das Leben in seiner Umgebung geprägt. Kuratorin Jana Bělová:„Eigentlich ist unklar, ob es zuerst das Stift oder das Dorf Břevnov gab, obwohl das Dorf bereits in der Gründungsurkunde des Klosters erwähnt ist. Die Urkunde, die wir besitzen, gilt als Fälschung. Ich würde aber eher sagen, dass sie eine aktualisierte Abschrift einer Urkunde aus dem 13. Jahrhundert ist. In jedem Fall geht aus dem Text hervor, dass das Dorf dem Kloster geschenkt wurde. Die genaueren Umstände sind unbekannt. Das Stift hat jedoch die Gegend geprägt, und das Dorf gehörte zum Stift.“
Anfang des 18. Jahrhunderts wurde das Kloster im Barockstil umgebaut. Christoph und Kilian Ignaz Dientzenhofer erbauten damals in Břevnov eine Art „Klosterstadt“, erzählt Jana Bělová:
„Es entstand etwas sehr Malerisches. Man muss sagen, dass das Stift mit dem Dorf und den Gärten ein Gesamtwerk bildete, das hervorragend in die Landschaft eingepasst war.“Das wertvollste Exponat der Ausstellung stammt aus dem Kloster. Es handelt sich um einen Reliquienschrein aus dem 7. oder 8. Jahrhundert. Der Legende zufolge hat der heilige Adalbert den Reliquienschrein dem Stift geschenkt. Zudem wird das Fragment eines gotischen Pflasters gezeigt, das aus dem 14. Jahrhundert stammt. Damals erlebte das Stift einen großen Aufschwung.
Im Museum sind zudem Bilder und zahlreiche historische Fotografien zu sehen. Die Gemeinde Břevnov befand sich hinter dem Strahov-Tor. Das Tor ist auf einem Bild von Jindřich Eckert von Ende des 19. Jahrhunderts dargestellt, sagt Kuratorin Renáta Kalašová.„Das Bild stellt den Abriss des oberen Strahov-Tors dar. Als die Stadtmauern abgerissen wurden, wurden noch Reste eines unteren Tores gefunden. Dieses Tor soll bemalt gewesen sein. Von dem bemalten Tor wurde der Name eines der bekanntesten hiesigen Anwesen abgeleitet, nämlich des ‚Malovanka‘. In der Ausstellung zeigen wir zudem einzigartige Panorama-Fotografien. Sie stammen aus der Zeit kurz nach 1922. Damals wurde Břevnov in Groß-Prag eingegliedert. Die Denkmalschutzexperten ließen damals Fotografien des alten Břevnov machen. Kurz darauf wurde das Antlitz des Stadtteils stark verändert.“
Břevnov im Stummfilm
Die Besucher können sich auch Erinnerungen der Bewohner von Břevnov anhören und sogar historische Dokumentente aus der Stummfilmzeit anschauen. Jana Bělová:„Insgesamt gibt es fünf Dokumentarfilme. Einer davon zeigt Staatspräsident Tomáš Garrigue Masaryk bei einer Militärparade, dann zeigen wir Filme über die Turnfeste des Sokol- und des Orel-Vereins. Aber am schönsten ist der Film über das Vincentinum. Das war ein Zentrum für unheilbar kranke Menschen. Zuerst hatte es in der Altstadt seinen Sitz und später in Holešovice. Aber seine erfolgreichste Zeit ist mit Břevnov und dem Orden der Borromäerinnen verbunden. 1930 wurde dieser Film gedreht. Wie wir erfahren haben, konnten in diesem Jahr die Prager Kinos eine wohltätige Institution aussuchen und finanziell unterstützen. Wir nehmen an, dass dieser Film ein Teil dieser Hilfe war, denn er wurde mit viel Gefühl gedreht.“
Die Ausstellung hat den Titel „Břevnov – im Schatten des Klosters, nahe dem Hradschin“. Sie ist bis 30. Oktober im Stadtmuseum zu sehen. Das Museum ist täglich außer Montag geöffnet, und zwar von 9 bis 18 Uhr.