Wirtschafts-Wochenrückblick: 15. bis 21.Juni

Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechischen Republik

In den vergangenen Tagen ging es in der tschechischen Wirtschaft unter anderem um die Rekordzahlen im Export, aber auch die vergleichsweise geringen Sozialausgaben. Außerdem wurde das beste tschechische Unternehmen gekürt. Diese und weitere Themen im Wirtschaftsrückblick vom 15. bis 21. Juni.

Illustrationsfoto: Štěpánka Budková,  Radio Prague International
Bei der Eröffnung des vierten Festivals der Exporteure „CZ 2016“ hat Tschechiens Präsident Miloš Zeman kritisiert, dass der Kurs der Landeswährung weiter künstlich niedrig gehalten werde. Die schwache Krone verleite die tschechischen Exporteure zu Trägheit, und sie führe zur Verringerung der Innovationsimpulse wie auch der Arbeitsproduktivität. Schließlich ginge damit die Wettbewerbsfähigkeit verloren, sagte Zeman vergangene Woche.

Der Export der Tschechischen Republik ist im vergangenen Jahr um sieben Prozent auf ein Gesamtvolumen von rund 3,9 Billionen Kronen (ca. 144 Milliarden Euro) gewachsen. 83,5 Prozent der Waren und Güter wurden in der Europäischen Union abgesetzt. Laut Präsident Zeman dürften solche Steigerungen aber nicht vor allem aufgrund der relativ niedrigen Arbeitskosten erzielt werden. Die billige Arbeitskraft sei möglicherweise in den 1990er Jahren ein Wettbewerbsvorteil Tschechiens gewesen, aber mit Sicherheit nicht mehr heute. „Wir müssen mit gut bezahlter und hochqualifizierter Arbeitskraft konkurrieren“, forderte das Staatsoberhaupt.


Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Die tschechischen Sozialausgaben sind in den zurückliegenden Jahren gesunken. Dies läuft dem Trend in vielen weiteren OECD-Staaten entgegen. Dabei liegt die tschechische Sozialleistungsquote ohnehin deutlich niedriger als durchschnittlich in den führenden Industrieländern. Dies geht aus einer Studie zur Entwicklung der Wirtschaftsindizes in Tschechien hervor, erstellt vom Arbeitsforschungsinstitut in Prag.

Im vergangenen Jahr erreichte die tschechische Sozialleistungsquote insgesamt 18,6 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP). Dabei entsprachen die Gesundheitsleistungen 6,8 Prozent und die weiteren Sozialleistungen 11,8 Prozent des BIP. Im Vergleich der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) liegt Tschechien deutlich unter dem Durchschnitt, bei den Gesundheitsleistungen sind dies rund 9 Prozent des BIP und bei den weiteren Sozialleistungen rund 22 Prozent. In Deutschland und der Schweiz fließen rund 11 Prozent des BIP in den Bereich Gesundheit, in Österreich sind es 10 Prozent. In Polen und der Slowakei ist es hingegen ein kleinerer Anteil als in Tschechien.


Das wichtigste Unternehmen in Tschechien ist der Autohersteller Škoda. Die Volkswagentochter verteidigt damit ihren Titel vom vergangen Jahr. An zweiter und dritter Stelle stehen der tschechische Energieriese ČEZ und der Lebensmittelhersteller Agrofert von Finanzminister Andrej Babiš (Partei Ano).

Škoda Auto steht an der Spitze der Rangliste „Czech Top 100“ und ist damit das bedeutendste Unternehmen der tschechischen Wirtschaft. Der Autohersteller konnte, wie bereits im vergangenen Jahr, den höchsten Umsatz und Gewinn aller tschechischen Unternehmen aufweisen. Die Liste der 100 bedeutendsten Unternehmen wird von dem Verband „Czech Top 100“ auf Grundlage der jährlichen Unternehmenszahlen zusammengestellt.

Foto: Archiv Škoda Auto
Das vergangene Jahr war das erfolgreichste in der 120-jährigen Firmengeschichte, sagt Tomáš Kubík, Sprecher des Unternehmens. Zum zweiten Mal in Folge sei es gelungen, mehr als eine Million Autos im In- und Ausland zu verkaufen.

Generell war der Trend unter den 100 bedeutendsten Unternehmen in Tschechien negativ. Insgesamt gingen die Umsätze um rund elf Prozent zurück. Die Volkswagentochter aus Mladá Boleslav / Jungbunzlau konnte ihre Umsätze um 15 Milliarden Kronen (550 Millionen Euro) auf 315 Milliarden Kronen (11,6 Milliarden Euro) steigern.


Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechischen Republik
Doosan Škoda Power hat einen Großauftrag aus der Türkei abgewickelt: Für die Firma Eti Bakir in Mazidagi im Südosten des Landes soll das Pilsener Unternehmen eine Dampfturbine liefern. Die Einnahmen aus dem Geschäft belaufen sich laut Doosan auf Hunderte Millionen Kronen.

Bei der Lieferung handelt es sich um den ersten Auftrag für eine Industrie-Turbine von Doosan Škoda Power in der Türkei, teilte Margit Petříčková vom Unternehmen am Montag mit. Mit der Inbetriebnahme der 32-Megawatt-Dampfturbine wird in der zweiten Hälfte des Jahres 2017 gerechnet. Die Lieferung enthält zudem das Getriebe, den Generator und den luftgekühlten Kondensator zu der Turbine. In der Türkei sind derzeit Škoda-Dampfturbinen mit einer Gesamtleistung von 2300 Megawatt in Betrieb. Sie werden in Kohlekraftwerken und bei der Stromproduktion aus Erdgas eingesetzt.

Autor: Till Janzer
schlüsselwort:
abspielen