Frisörtermin und Registrierkassenpflicht: Andrej Babiš besucht Vietnamesenmarkt Sapa

Andrej Babiš (Foto: ČTK)

Finanzminister Andrej Babiš war auf Mission in Fernost. Doch musste er dazu nicht erst nach Hanoi reisen, sondern nur in den Prager Randbezirk Libuš. Dort befindet sich der Vietnamesenmarkt Sapa.

Andrej Babiš  (Foto: ČTK)
Kegelhüte, Rikschas, exotisches Obst und Gemüse, mobile Imbissstände. Nein, das ist keine Marktszene aus Hanoi, sondern Alltag auf dem vietnamesischen Großmarkt Sapa im Süden Prags. Seit 1999 ist das Sapa auf dem Gelände einer ehemaligen Fleischfabrik im Stadtteil Libuš ökonomisches Zentrum der vietnamesischen Minderheit in Tschechien.

Andrej Babiš hat nun im Sapa an einer Konferenz tschechischer und vietnamesischer Unternehmer teilgenommen. Für Babiš ist es ein wichtiger Schritt auf die Vietnamesen in Tschechien zu. Im vergangenen Jahr hatte er sich nämlich noch in eine andere Richtung geäußert:

Sapa  (Foto: Archiv von Halley Crane)
„Ich hatte davon gesprochen, dass die Vietnamesen in Teilen der Bevölkerung keinen guten Ruf haben. Vor allem was ihre Steuermoral betrifft. Nun geht die vietnamesische Gemeinschaft mit gutem Beispiel voran, was die Steuern betrifft.“

Tatsächlich hat das Sapa nicht nur wegen mutmaßlicher Steuerbetrügereien keinen guten Ruf. Kleinkriminalität und Glücksspiel sollen auf dem Markt zur Normalität gehören. Auch Berichte von desaströsen hygienischen Zuständen bei der Lebensmittelherstellung sorgten in jüngster Vergangenheit für Aufsehen.

Sapa  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Nichtsdestotrotz versucht das Sapa seit einigen Jahren, sich zu öffnen. Die Betreiber des Marktes wollen den Ruf als Stadt in der Stadt oder als Vietnamesenghetto loswerden. Und das mit zunehmendem Erfolg: Immer mehr Nicht-Vietnamesen kaufen regelmäßig im Sapa ein, und das „kleine Hanoi“ ist vor allem bei jungen Pragern „in“.

Ein weiteres Zeichen der Öffnung ist auch die Zustimmung der vietnamesischen Händler zum Herzensprojekt von Andrej Babiš – der Registrierkassenpflicht. Besonders für diese hat der Finanzminister im Sapa geworben. Giang Than betreibt auf dem Markt ein Restaurant:

Sapa  (Foto: ŠJů,  CC BY-SA 3.0)
Angst vor der Registrierkassenpflicht habe er nicht, so der Gastronom. Die Vietnamesen seien hier genauso zu Hause, und Gesetze würden schließlich für alle Bürger gelten.

Die vietnamesische Minderheit ist vor allem im Handel und dem Gastgewerbe als Wirtschaftsfaktor nicht zu unterschätzen. Rund 15.000 Kleinunternehmer mit vietnamesischem Hintergrund sind in Tschechien offiziell tätig. Die zunehmende Bereitschaft dieser Unternehmer, mit den Finanzbehörden zu kooperieren, ist ein gutes Zeichen für beide Seiten. Karel Havlíček ist Vorsitzender des Verbands kleiner und mittelständischer Unternehmen:

Karel Havlíček  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Wir haben zur Registrierkassenpflicht das Internetportal eltrzby.cz hochgefahren. Dieses gibt es auch in vietnamesischer Sprache. Dort beantworten wir alle Fragen zu dem Thema. Die Vietnamesen sind dabei sehr aktiv und informieren sich ausgiebig über die Modalitäten der Registrierkassenpflicht. Insgesamt steht die Mehrheit der vietnamesischen Unternehmer positiv der Pflicht gegenüber. Sie respektieren sie und nehmen sie als Chance wahr, ihre eigenen Geschäfte transparenter zu machen.“

Andrej Babiš nutzte seinen Besuch im Prager Hanoi aber auch privat und ließ sich die Haare schneiden. Dass er dafür keine Rechnung bekam, störte ihn nicht. Er wunderte sich vielmehr über etwas anderes:

Hekata 5,  Wikimedia CC BY-SA 3.0
„Eine Rechnung habe ich nicht bekommen. Die Registrierkassenpflicht für Frisöre tritt auch erst ab 2018 in Kraft. Ich habe die Dame aber auf ihre niedrigen Preise aufmerksam gemacht. Ich musste nämlich nur 50 Kronen bezahlen.“