Wirtschafts-Wochenrückblick: 14. bis 20. Oktober
Die Wirtschaft in Tschechien boomt zwar wie in kaum einem anderen EU-Land, aber die Regierung will die Konjunkturbasis weiter ausbauen und den Handel ankurbeln. Was noch nötig ist und was erreicht wurde, das hat sich in den zurückliegenden Tagen gezeigt. Diese und weitere Themen im Wirtschaftsrückblick von 14. bis 20. Oktober.
Der tschechische Regierungschef forderte Veränderungen im Bildungswesen. So sollten zum Beispiel Schulen und Betriebe besser verknüpft werden. Da die Industrie eine wichtige Rolle in der tschechischen Wirtschaft spiele, sollte die Förderung technischer Fächer politische Priorität sein. Das sei im Moment nicht der Fall, so Sobotka. Dem Premierminister zufolge sei es außerdem unausweichlich, eine aktive Migrationspolitik zu betreiben, wobei Tschechien Flüchtlinge aus ähnlichen Kulturkreisen aufnehmen wolle. „Die größte praktische Barriere ist die derzeitige Visumregelung mit der Ukraine“, so der Regierungschef, „die Verfahren sollen aber beschleunigt werden.“
Hinsichtlich der Digitalisierung sei ausgerechnet die Staatverwaltung am weitesten hinterher. „Viele Länder haben uns überholt. Es war ein Fehler, das Ministerium für Informatik abzuschaffen“, sagte Sobotka. Im Bereich der Infrastruktur forderte der Regierungschef vor allem, die Autobahn- und Eisenbahnverbindungen in die Nachbarländer zu verbessern.Die tschechische Wirtschaft wuchs im zweiten Quartal 2015 schneller als erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt stieg nach Angaben des Tschechischen Statistikamtes um 4,6 Prozent im Jahresvergleich und um 1,1 Prozent gegenüber dem ersten Quartal dieses Jahres.
Bessere Wirtschaftsergebnis verspricht sich die Regierung auch durch mehr Außenhandel. Nun wurde der erste tschechische Landwirtschaftsattaché berufen: Er heißt Pavel Svoboda und ist zuständig für Serbien. Der Diplomat wurde vergangene Woche offiziell von Landwirtschaftsminister Marian Jurečka in Belgrad vorgestellt. „Pavel Svobodas Aufgabe ist es, die wirtschaftliche Zusammenarbeit der tschechischen Lebensmittelproduzenten, Landwirte und Unternehmer mit den serbischen Partnern zu fördern“, sagte Landwirtschaftsminister Jurečka. Weiter Landwirtschaftsattachés will Tschechien nach Russland, Saudi-Arabien und China entsenden.
Früchte trägt die Wirtschaftsdiplomatie bereits in den Beziehungen zu Fernost. Tschechien könnte zum Sprungbrett werden für chinesische Firmen in Europa, gab Premier Sobotka am Dienstag vergangener Woche nach einem Gespräch mit dem chinesischen Außenminister Wang Yi in Prag bekannt. Demnach sind Banken und Investmentgesellschaften gerade dabei, in Prag Niederlassungen zu gründen.
„Ich denke, es besteht eine große Chance, dass Prag ein Zentrum chinesischer Finanzinstitute wird und diese von hier aus sowohl die Länder Mittel- und Osteuropas als auch der Europäischen Union bedienen“, so Sobotka nach dem Treffen mit Wang Yi. Es handelte sich um den ersten Besuch eines chinesischen Außenministers in Tschechien seit 14 Jahren.
Das spiegelt auch die Wiederbelebung der wirtschaftlichen Kontakte. Zum Beispiel will bis Ende dieses Jahres die Bank of China eine tschechische Niederlassung eröffnen. Oder die Investmentgruppe China Energy Company Limited (CEFC), sie plant ebenfalls, ihre Europafiliale in Prag anzusiedeln. CEFC ist bereits in tschechische Firmen eingestiegen, so etwa bei der Charterfluggesellschaft Travel Service oder dem Fußballklub Slavia Prag.
Der größte Molkereikonzern in Tschechien, die südböhmische Firma Madeta, hat seinen Absatz im vergangenen Jahr erneut gesteigert. Im Vergleich zum Jahr 2013 erhöhte Madeta den Umsatz um 875 Millionen Kronen (32,3 Millionen Euro) auf 5,7 Milliarden Kronen (210 Millionen Euro), und dies trotz des Import-Embargos in Russland. Demgegenüber ist der Gewinn der Firma leicht gesunken: um 14 Millionen Kronen (ca. 520.000 Euro) auf 204 Millionen Kronen (ca. 7,5 Millionen Euro).