Social Watch über Tschechien: Krise überwunden, dennoch droht Armut
Viele Menschen in Tschechien sind von Armut bedroht. Zwar hat das Land im vergangenen Jahr die wirtschaftliche Stagnation überwunden, die Angleichung an den europäischen Standard erfolgt aber nur langsam. Zu diesem Schluss kommt die internationale Organisation Social Watch. Die tschechische Niederlassung hat am Mittwoch ihren Jahresbericht veröffentlicht.
„Im Jahr 2014 wurde die Rezession endlich gestoppt. Die Tschechische Republik verzeichnete ein Wirtschaftswachstum, allerdings ein geringeres als in den Jahren vor der Rezession. Das Land wurde in seiner Annäherung an den EU-Durchschnitt um viele Jahre zurückgeworfen. Nun besteht die Hoffnung, dass die Konvergenz wiederhergestellt wird“, führte die Wirtschaftsexpertin und Mitverfasserin des Reports, Ilona Švihlíková an. Ihr zufolge befindet sich Tschechien in der Falle der Länder mit mittleren Einkommen. Ein Anzeichen dafür ist der Abfluss der Dividenden ins Ausland. Die Summe der Dividenden, die im vergangenen Jahr ins Ausland gingen, lag bei 219 Milliarden Kronen (knapp 8 Milliarden Euro). Seit 2006 liegt der Abfluss höher als die Beträge, die hierzulande investiert werden. Obwohl die Gewinne der Firmen im letzten Jahr gestiegen seien, seien die Löhne nur wenig erhöht worden, sagte die Wirtschaftswissenschaftlerin.
Der Report beschäftigte sich auch mit den Menschenrechten in Tschechien und stellte fest, dass die Xenophobie hierzulande zunimmt. Die Roma als Ziel fremdenfeindlicher Äußerungen wurden inzwischen vom Islam und durch Migranten ersetzt. Der Fremdenhass habe sich vertieft, nachdem die EU Verhandlungen über eine Quotenverteilung der Flüchtlinge aufgenommen hat, heißt es darin weiter.Social Watch ist ein internationaler Zusammenschluss von rund 700 Nichtregierungsorganisationen aus 70 Staaten. Aus Tschechien sind acht Organisationen beteiligt wie zum Beispiel das Fórum 50%, die Ökumenische Akademie Prag oder Gender Studies.