Markus Steinhöfer will sich mit Sparta Prag erfolgreich zurückmelden

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Die neue Punktspielsaison im Fußball ist in Tschechien schon im Gange, am vergangenen Wochenende wurde der 2. Spieltag in der höchsten Liga ausgespielt. Und in einem Top-Verein der Liga, dem Traditionsclub Sparta Prag, kickt seit Anfang Juli auch ein Deutscher: Der frühere U21-Nationalspieler Markus Steinhöfer. Der 29 Jahre alte Mittelfeldspieler kam vor der Saison ablösefrei vom Zweitliga-Absteiger VfR Aalen an die Moldau.

Markus Steinhöfer  (links). Foto: ČTK
Für Markus Steinhöfer ist Sparta Prag die vierte Station im Ausland. Zuvor spielte er bei RB Salzburg, dem FC Basel und Betis Sevilla. In Deutschland war Steinhöfer unter anderem für Eintracht Frankfurt und 1860 München aktiv. Nach seinem Heimdebüt mit Sparta, das er mit dem 3:1-Sieg über Baník Ostrava erfolgreich beendete, stand der Bayer auch Radio Prag Rede und Antwort.

Herr Steinhöfer, wie schätzen Sie das heutige Spiel ein? Es war Ihr erstes Spiel für Sparta Prag über 90 Minuten, Ihre Mannschaft hat es am Ende 3:1 gewonnen, doch bis in die Schlussphase hinein musstet ihr einem 0:1-Rückstand hinterherlaufen. Habt ihr euch das Leben nicht unnötig schwer gemacht?

Sparta Prag - Baník Ostrava  (Foto: ČTK)
„Ich glaube, das war heute von uns ein gutes Spiel und wir haben großen Charakter gezeigt am Ende. Wir hatten die Begegnung von Anfang im Griff, doch durch das 0:1 haben wir es uns sicher schwerer gemacht als nötig. Aber das passiert manchmal, wenn man auf ein Tor spielt und der Gegner sich hinten reinstellt. Dann kriegt man auch mal ein Gegentor durch einen Konter oder eine Standardsituation, so wie heute. Aber ich denke, im Großen und Ganzen geht unser Sieg absolut in Ordnung. Und auch für mich war es ein spezielles Match. Ich spielte mit Sparta zum ersten Male vor eigenem Publikum, und das in einer Superatmosphäre. Natürlich war ich mit meiner Premiere, dem Auswärtsspiel in Jihlava nicht zufrieden, ganz klar. Aber ich bin froh, dass der Trainer mir heute die zweite Chance gegeben hat. Und ich glaube, ich konnte sie ganz gut nutzen. Ich bin zufrieden und hoffe, Sparta ist es auch.“

Wie kam es eigentlich dazu, dass Sie hier bei Sparta Prag gelandet sind?

„Für mich war es eine Supergelegenheit, bei einem Top-Club eines anderen Landes wieder Fuß zu fassen beziehungsweise eine neue Herausforderung anzunehmen.“

„Der Kontakt entstand als ich im Urlaub war. Und dann ging eigentlich alles relativ fix. Für mich war es eine Supergelegenheit, bei einem Top-Club eines anderen Landes wieder Fuß zu fassen beziehungsweise eine neue Herausforderung anzunehmen. Ich bin sehr glücklich, hier zu sein, und freue mich schon auf die weiteren Aufgaben. Denn wir haben eine tolle Truppe und ein ausgezeichnetes Trainerteam. Es harmoniert alles gut, von daher macht es auch sehr viel Spaß.“

Sie haben es angesprochen: Sie wollten wieder Fuß fassen, nachdem Sie in der vergangenen Saison im Frühjahr nur in Aalen in der zweiten Bundesliga gespielt haben. Aalen ist dann sogar abgestiegen, Sie haben aber sicher keinen Vertrag gehabt, der selbst für die dritte Liga gilt. Wie haben Sie sich dann umgeschaut? War Sparta Prag das einzige Angebot oder gab es auch noch anderen Offerten?

„Es gab schon mehrere Möglichkeiten. Zunächst aber will ich festhalten: Das halbe Jahr in Aalen war für mich einfach eine gute Sache, um wieder Spielpraxis zu bekommen. Denn bei München 1860 gab es diverse Probleme, was nichts Neues ist. Man kriegt ja auch jetzt noch jeden Tag mit, dass dort immer etwas los ist. Ich war leider auch verletzt, von daher war es für mich ein glücklicher Umstand, dass ich von München nach Aalen gehen konnte. Ich bin dankbar, dass ich dort war, denn ich hatte in Aalen eine gute Zeit und konnte so auch wieder auf mich aufmerksam machen. Deswegen bin ich froh, jetzt hier in Prag zu sein. Und was die Offerte von Sparta betrifft, kann ich nur konstatieren: Ich wollte mir natürlich anhören, was mir die Clubverantwortlichen dazu zu sagen haben, denn das Angebot ist einfach interessant. Zum einen ist Sparta ein Superverein, zum anderen Prag eine tolle Stadt und sie liegt auch gar nicht so weit weg von mir zu Hause. Das sind alles Dinge, die mit reinspielen. Deswegen war das Gesamtpaket für mich stimmig, und ich habe auch gar nicht lange gebraucht, um mich für Sparta zu entscheiden.“

Pavel Kadeřábek  (Foto: Ralf Roletschek,  Wikimedia CC BY-SA 3.0)
Wissen Sie auch, weshalb Sie Sparta geholt hat? Die Rede ist davon, dass Sie im Mittelfeld auf der rechten Seite den nach Hoffenheim abgewanderten tschechischen Nationalspieler Pavel Kadeřábek ersetzen sollen. Der wird hierzulande als drahtiger und unerschrockener Rechtsverteidiger mit Offensivqualitäten geschätzt. Ist das nicht eine große Bürde, die Sie nun zu tragen haben?

„Dessen bin ich mir durchaus bewusst. Kadeřábek ist zwar Nationalspieler, doch ich weiß auch, was ich kann. Ich bin 29 und habe schon sehr viel Erfahrung, auch international. Ich habe bereits in der Champions League gespielt, in der Europa League bin ich mit Basel bis ins Halbfinale vorgedrungen. Also ich bin kein unbeschriebenes Blatt, und deswegen ist mir auch nicht bange davor, einen Spieler wie Kadeřábek jetzt hier bei Sparta ersetzen zu müssen. Natürlich ist er ein guter Spieler, und bin überzeugt davon, dass er sich in Hoffenheim durchsetzen wird. Aber wie gesagt: Ich weiß, was ich kann, und ich glaube an mich. Deswegen bin ich guter Dinge.“

„Mir hat mal ein Trainer gesagt, als ich 20 war: ´Lies keine Zeitungen, sobald du Fußballprofi bist´! Dieser Trainer war kein Geringerer als Giovanni Trapattoni.“

Dieses Selbstbewusstsein werden Sie auch brauchen, denn die tschechische Presse betrachtet Sie vom Anfang an mit Argusaugen, und zwar unter dem Gesichtspunkt: Wird der Steinhöfer den Kadeřábek auch wirklich ersetzen können? Berührt Sie das oder lassen Sie das Echo in der Presse einfach nur an sich abprallen?

„Wissen Sie, was das Gute ist? Ich kann die tschechischen Zeitungen nicht lesen. Doch auch in Deutschland bin ich nicht der Typ, der die Zeitungen durchforstet und darauf erpicht ist, zu lesen, was über einen geschrieben wird. Mir hat mal ein Trainer gesagt, als ich 20 war: ´Lies keine Zeitungen, sobald du Fußballprofi bist´! Dieser Trainer war kein Geringerer als Giovanni Trapattoni, und ich glaube, wenn er das sagt, dann weiß er auch, wovon er spricht. Ich halte mich größtenteils daran, und bisher bin ich damit ganz gut damit gefahren.“

Zdeněk Sčasný  (Foto: David Sedlecký,  Wikimedia CC BY-SA 4.0)
Der Trainer, der Sie zu Sparta geholt hat, ist Zdeněk Sčasný. Auf der Pressekonferenz vor Saisonbeginn sagte Sčasný, er sei mit Ihnen sehr zufrieden gewesen in der Vorbereitungsphase. Wie schätzen Sie selbst Ihre Saisonvorbereitung ein? Konnten Sie sich gut in die Mannschaft integrieren?

„Zum einen war es mir sehr wichtig, dass der Trainer mich wollte. Das war von Anfang an für mich ein wichtiger Punkt. Zudem hatten wir ein sehr gutes Gespräch. Als ich im Urlaub war, hat er mich angerufen. Danach war ich auch sofort überzeugt, weil ich gemerkt habe, dass wir harmonieren. Ich selbst bin zufrieden mit der Vorbereitung, auch wenn ich einen kleinen Durchhänger hatte. Das weiß ich selbst. Aber das kommt einfach mal vor, wenn man vier Wochen permanent am Anschlag spielt und bei Hitze trainiert. Man will das nicht, aber man kann es nicht immer umgehen. Ich habe selbst gemerkt, dass ich nicht voll auf der Höhe war. Das hat dann leider auch das Spiel in Jihlava gezeigt. Aber wenn man hinfällt, muss man einfach wieder aufstehen. Das ist mir in den letzten Tagen wieder gut gelungen. Ich habe gemerkt, dass die Form wieder kommt. Mit dem Spiel heute kann ich zufrieden sein. Deswegen hake ich das ab, was war, und schaue nach vorne.“

Spiel in Jihlava  (Foto: YouTube)
Trotzdem muss ich nochmal nachhaken: Das Spiel in Jihlava / Iglau war Ihre Premiere, die hatten Sie sich bestimmt anders vorgestellt. Woran hat es Ihrer Meinung nach gelegen, dass Ihr Einstand nicht berauschen war?

„Das war allgemein nicht unser bestes Spiel. Wenn man diese Begegnung mit der heutigen vergleicht: Da liegen Welten dazwischen. Das kann man nicht vergleichen. Natürlich war es auch für mich persönlich kein guter Saisonauftakt. Ich habe Fehler gemacht und seitdem versucht, sie abzustellen, im Training wie auch im heutigen Spiel. Ich denke, das ist mir ganz gut gelungen. Auf dieser Leistung kann ich aufbauen.“

Sparta Prag spielt gegen den CSKA Moskau  (Foto: ČTK)
Nach Jihlava folgte das erste Qualifikationsspiel in der Champions-League in Moskau. Im Spiel gegen den CSKA mussten Sie auf der Bank Platz nehmen. Waren Sie darüber sehr enttäuscht?

„Ich kann aus Erfahrung einschätzen, wann man schlecht gespielt hat. Im Kader haben wir zudem eine hohe Qualität, viele gute Spieler. Wenn man folglich einmal schlecht spielt, ist man vielleicht das nächste Mal schon auf der Bank. Das kann schnell gehen. Ich war natürlich nicht glücklich auf der Auswechselbank. Das ist klar, sonst wäre ich fehl am Platze. Aber für uns war es ein ganz wichtiges Spiel. Ich habe mich da eingebracht, weil das einfach notwendig ist. Wir brauchen die komplette Mannschaft. Und das 2:2 ist ein prima Ergebnis. Es war auch ein gutes Spiel von uns. Die Ausgangssituation ist vielversprechend, aber es bleibt immer noch schwer genug. Für den Erfolg brauchen wir alle Spieler in diesem Jahr.“

Markus Steinhöfer in seinem früheren Verein in Basel  (Foto: YouTube)
Sie sagen es: Es war ein wichtiges Spiel. Spürt man den Druck, der bei Sparta herrscht, weil der Verein international endlich wieder was erreichen will? Die Mannschaft hat in den zurückliegenden Jahren entweder nur in der Europaliga gespielt oder sich erst gar nicht für die europäische Bühne qualifiziert. Nun soll nach Möglichkeit der Sprung in die Champions League gelingen. Spürt man die große Erwartungshaltung?

„Wissen Sie, das kenne ich von meinem früheren Verein in Basel. Wir hatten eigentlich jedes Wochenende den Druck, gewinnen zu müssen, wie es auch hier ist. Jeder freut sich darauf, wenn man es schaffen kann, international dabei zu sein. Aber man muss damit umgehen können. Ich habe das in den zweieinhalb Jahren gelernt, in denen ich in Basel war. Für mich ist das zum Glück keine neue Situation, und deshalb komme ich damit absolut zurecht.“

Radoslav Kováč  (Foto: Archiv Sparta Prag)
Wie sind Sie in der Mannschaft aufgenommen worden?

„Ich wurde von Anfang an wirklich hervorragend aufgenommen. Und das, obwohl wir ja nicht die gleiche Sprache sprechen. Aber der größte Teil der Mannschaft spricht Englisch. Ich kannte zum Glück schon einen Spieler, und zwar Radoslav Kováč, mit dem ich zwei Jahre in Basel zusammengespielt habe. Das hat es mir natürlich etwas leichter gemacht. Ich habe zu allen guten Kontakt. Man versucht teilweise mit Händen und Füßen zu reden. Und das funktioniert wirklich sehr gut. Ich bin froh, dass ich so gut aufgenommen wurde, deswegen fühle ich mich auch wohl hier. Ich freue mich daher sehr auf die kommenden Aufgaben in dieser Saison.“

Aber Englisch ist die Sprache, mit der man sich verständigt?

„Ja sicher, sie ist es noch. Aber ich versuche natürlich immer wieder ein paar neue tschechische Wörter aufzuschnappen und will in den nächsten Wochen auch in den Unterricht gehen. Das gehört einfach dazu. In Spanien wollte ich die Sprache auch sofort lernen, denn ich denke, das ist auch eine Sache des Respekts gegenüber dem jeweiligen Land.“

Foto: Verlag Langenscheidt
Ein paar Wörter haben Sie schon aufgeschnappt, wie ich einem Zeitungsbericht entnehmen konnte. Dort war die Rede davon, dass Sie im Tschechischen schon ein paar Lieblingswörter haben…

„Klar gibt es ein paar Wörter, die man aufschnappt, doch für ganze Sätze reicht es noch nicht. Aber das kommt schon.“

Wie sind Sie untergebracht?

„Ich habe schon eine Wohnung. Ich wohne im fünften Prager Stadtbezirk und bin sehr froh, dort eine Wohnung gefunden zu haben. Meine Freundin und ich fühlen uns da sehr wohl. Das war auch ein wichtiger Baustein für mich, denn das Leben im Hotel ist nicht das Wahre.“

Sie sprechen die Stadt an. Die wird Sie auch das ganze Jahr über beschäftigen, oder?

„Ich durfte zum Glück schon in vielen schönen Städten wohnen. Und deswegen freue ich mich, in naher Zukunft auch Prag mehr und mehr zu entdecken.“

„Ja, natürlich. Hier gibt es viel zu sehen. Ich durfte zum Glück schon in vielen schönen Städten wohnen. Und deswegen freue ich mich, in naher Zukunft auch Prag mehr und mehr zu entdecken.“

Wie lange läuft Ihr Vertrag?

„Zwei Jahre.“

Jede Mannschaft hat ein Saisonziel. Welche Ziele habt ihr euch im Team gesetzt und welche wollen Sie ganz persönlich erreichen?

Foto: John Hartley,  Free Images
„Die persönlichen Ziele sind ganz klar: Ich will zum einen so viele Spiele wie nur möglich machen und natürlich auch, dass ich sie gut bestreite. Das Hauptziel aber, das über allem steht, ist es, mit der Mannschaft und so auch für den Verein erfolgreich zu sein. Auf nationaler Ebene gibt es nur ein Ziel, und das ist die Meisterschaft. Dazu wollen wir auch im Pokal möglichst weit kommen. Und international wird man sehen, was dann am Ende rausspringt. Da kann sich schon am Mittwoch, wenn wir CSKA Moskau zum Rückspiel empfangen, viel entscheiden. Von daher wird das ein sehr schwieriges Spiel. Auf alle Fälle aber muss es unser Anspruch sein, dass wir international spielen werden.“

Autor: Lothar Martin
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