Comenius-Museum: In neuem Gewand mit Ausstellung über Jakub Jan Ryba

Foto: Martina Schneibergová

Es gehört zu den ältesten Museen in Tschechien: das Prager Pädagogische Museum, das nach dem namhaften Pädagogen und Philosophen Jan Amos Komenský (Comenius) benannt wurde. Gegründet wurde es 1892 mit dem Ziel, die Geschichte des tschechischen Schulwesens und der Pädagogik zu dokumentieren. In unseren Sendungen haben wir Ihnen das Museum vor einigen Jahren vorgestellt. Vor kurzem wurde es jedoch umgestaltet und erweitert. Zudem gibt es dort nun eine neue Ausstellung über den Komponisten und Lehrer Jakub Jan Ryba und die tschechische Schule des 18. Jahrhunderts.

Foto: Martina Schneibergová
Das Pädagogische Museum wurde im Rahmen der Feierlichkeiten zum 300. Geburtstag von Jan Amos Komenský im Jahre 1892 errichtet. Initiator war eine Gruppe von tschechischen Lehrern. Sie wollte ein Zentrum für die Geschichte der Pädagogik schaffen. Das nach Comenius benannte Museum gehörte in der Vergangenheit zu verschiedenen Institutionen. 1991 wurde es vom Staat übernommen. Fünf Jahre später zog das Museum aus dem Palais Waldstein in zwei historische Häuser, die gegenüber dem Palais stehen. In der ersten Etage der Häuser „Zur Goldenen Sonne“ und „Zum Goldenen Schiff“ wurde vor einigen Jahren die Dauerausstellung über die Geschichte des tschechischen Bildungswesens eröffnet. Die Räumlichkeiten im Erdgeschoss wurden ein Jahr lang in Stand gesetzt und vor kurzem eröffnet. Museumsdirektorin Markéta Pánková:

Markéta Pánková  (Foto: Martina Schneibergová)
„Das Museum betritt man nun durch einen neuen Eingang im Haus ‚Zum Goldenen Schiff‘. Im neu gestalteten ersten Raum präsentieren wir historische Schulbilder. Wichtig ist, dass hier zwei neue Säle entstanden sind, in denen wir Schulklassen aus zwei unterschiedlichen Epochen eingerichtet haben: aus der Ersten Republik und aus der kommunistischen Zeit. In den weiteren neuen Sälen wurde eine Ausstellung über den Lehrer Jakub Jan Ryba eröffnet.“

Begründer des tschechischen Kunstlieds

Anlässlich der Eröffnung der Ausstellung erklangen einige Kinderlieder von Jakub Jan Ryba. Für den Großteil der Öffentlichkeit hierzulande ist Jakub Jan Ryba der Komponist, der die sehr beliebte Böhmische Hirtenmesse schrieb. Ryba schrieb aber nicht nur diese Messe, sondern auch Hunderte anderer Sakralkompositionen. Kaum bekannt ist, dass er zudem Profanwerke verfasste, von denen nur ein Bruchteil erhalten ist, sagt Jan Šimek. Er hat die neue Ausstellung zusammengestellt.

Foto: Martina Schneibergová
„Ryba gilt auch als Begründer des tschechischen Kunstlieds. Er schrieb sowohl Lieder für Erwachsene, als auch für Kinder. Von Ryba stammen nicht nur die Melodien, sondern auch die Texte der Kinderlieder. Die Melodien sind einfach. Die Texte enthalten eine moralische Botschaft. Das Lied ‚Odkládání‘ (zu Deutsch etwa ‚Das Aufschieben‘) erzählt von einem faulen Schüler, der seine Pflichten auf den nächsten Tag verschiebt. Andere Lieder erinnern die Kinder daran, wie sie sich benehmen sollen – wie beispielsweise die Lieder ‚Šťastní žáci‘ (‚Die glücklichen Schüler‘) oder ‚Veselý pacholík‘ (‚Der glückliche Junge‘), der glücklich ist, weil er seine Pflichten gut erfüllt.“

Jan Šimek  (Foto: Martina Schneibergová)
Jakub Jan Ryba übte diese Lieder als Lehrer an der Pfarrschule in Rožmitál pod Třemšínem / Rosenthal mit seinen Schülern ein. Neben den obligatorischen Gegenständen wie Lesen, Schreiben und Rechnen unterrichtete Ryba dem Kurator zufolge auch die Grundlagen des richtigen Wirtschaftens. Des Weiteren behandelte er mit den Kindern einige Stunden in der Woche die Musik. Jan Šimek:

„In der Ausstellung ist das Zeugnis eines von Rybas Schülern zu sehen. Auf dem Zeugnis steht, dass der Schüler in der musikalischen Kunst gut ausgebildet wurde. Ryba war ein hervorragender Komponist und Instrumentalist und hat sich stark im Musikunterricht engagiert. Die Tradition des Musikunterrichts ist lang. Denn vor den Reformen des Bildungswesens, die Maria Theresia und Josef II. durchgeführt haben, war die Hauptaufgabe der Lehrer, für die Musik in der Kirche zu sorgen. Die Unterrichtspflichten standen erst an zweiter Stelle. Ryba hielt jedoch die Schule für seine allerwichtigste Aufgabe. Dies war auch die Ursache seines Streits mit einem Pfarrer, der noch von ‚alter Schule‘ war und voraussetzte, dass ihm der Lehrer in allen Bereichen untergeordnet ist. Dies lehnte Ryba jedoch ab.“

Hoch gebildeter Lehrer in einer Kleinstadt

Jakub Jan Ryba  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Jakub Jan Ryba (1765-1815) stammte aus einer Kantorenfamilie, er wurde im westböhmischen Přeštice / Prestitz geboren. Schon in seiner Kindheit spielte er einige Musikinstrumente. Ryba besuchte das Piaristengymnasium in Prag. Nach fünf Jahren verließ er die böhmische Hauptstadt, weil ihm sein Vater mitteilte, dass im westböhmischen Nepomuk eine Kantorenstelle frei geworden sei. Ryba bekam diese Stelle jedoch nicht. Stattdessen arbeitete er zunächst als Lehrergehilfe im mittelböhmischen Mníšek. 1788 wurde er als provisorischer Lehrer in Rožmitál pod Třemšínem angestellt. Ryba gehörte zu den sehr aufgeklärten, hochgebildeten Menschen seiner Zeit, obwohl er keine glänzende formale Bildung hatte, sagt der Kurator:

Foto: Martina Schneibergová
„Er hat sich sein ganzes Leben lang weitergebildet. Er beherrschte einige Sprachen, übersetzte aus dem Lateinischen ins Tschechische. Wenn man bedenkt, dass er Lehrer in einer Kleinstadt war, sind seine Kenntnisse und seine Übersicht überraschend. Er kannte sich in der Philosophie gut aus und verfolgte die aktuellen Trends in der Pädagogik. Das wissen wir aus seinen Biographien. Erhalten geblieben ist auch seine Seneca-Übersetzung. Seneca war sein liebster Philosoph. Kaum bekannt ist, dass Ryba auch Musiktheoretiker war. Er dachte als erster daran, für das Tschechische eine musikalische Terminologie zusammenzustellen.“

Von den Beamten schikaniert

Schultagebücher von Jakub Jan Ryba  (Foto: Martina Schneibergová)
Jakub Jan Ryba erfüllte seine Lehrerpflichten sehr genau und konsequent. Dies habe er aber auch von allen anderen, insbesondere von den Ämtern in Bezug auf die Schule verlangt, sagt Jan Šimek.

„Dem sind die Beamten aber oft nicht nachgekommen. Ryba wurde daher Opfer von Hass und einer gewissen Engstirnigkeit. Es gab Beamte, die ihn schikanierten. Dabei wurde er von den übergeordneten Schulbehörden positiv bewertet und erhielt mehrere Auszeichnungen. Seine Schultagebücher wurden der Böhmischen Statthalterei nach Prag geschickt, um als Muster zu dienen. Trotzdem wurde Ryba im Alltagsleben mit Neid, Engstirnigkeit und Schikanen konfrontiert.“

Foto: Martina Schneibergová
Im Bereich Musik war Ryba dem Kurator zufolge ein hervorragender Vertreter der Kantorentradition. Er war einer der hochbegabten Jungen aus armen Verhältnissen, die jedoch keine finanziellen Mittel hatten, um weiter zu studieren. Hätte er die Möglichkeit gehabt, Musik zu studieren und die damaligen Trends zu verfolgen, wäre er als Komponist laut Jan Šimek bekannter geworden.

„Nichtsdestotrotz hatte er einen Kreis von Bewunderern, zu denen vor allem Musiker aus Plzeň / Pilsen gehörten. Ryba arbeitete in der Kleinstadt Rožmitál pod Třemšínem. Seine Kompositionen weckten jedoch in der Bartholomäus-Kirche in Pilsen große Aufmerksamkeit. Die dortigen Musiker schätzten Ryba sehr. Für seine Werke, die er für die Kirche in Pilsen schrieb, wurde er sogar mit der Ehrenbürgerschaft dieser Stadt belohnt. Das war für ihn ein großes Ereignis.“

Foto: Martina Schneibergová
Die Ausstellung über Jakub Jan Ryba als Lehrer ist im Comenius-Museum vorläufig bis zum 25. Oktober zu sehen. Das Museum ist täglich außer montags von 10 bis 12.30 Uhr und von 13 bis 17 Uhr geöffnet.

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