Trotz Finanzlücke im Außenministerium: Wirtschaftsdiplomatie wird ausgebaut
Am Wochenende berichteten tschechische Medien, das Außenministerium stecke in einer finanziellen Krise. Angeblich drohe die Schließung von 45 Botschaften und Konsulaten, wie es in einem Bericht des Ressorts heißt. Finanzminister Babiš forderte sofort auf zu überprüfen, welche Auslandsvertretungen und Auslandsagenturen Tschechiens überflüssig seien. Doch Außenminister Zaorálek und Premier Sobotka sehen damit eines der wichtigsten Koalitionsziele gefährdet: die Wirtschaftsdiplomatie zu stärken.
Mehr Geld für die Diplomaten, das will Finanzminister Andrej Babiš (Partei Ano) aber nicht zulassen. Im Gegenteil, er plant im Außenministerium sogar zu kürzen. Aus der Logik des Kassenwarts sagte Babiš daher am Montag:
„Die einzelnen Botschaften müssen einer Revision unterzogen werden, ob ihr Betrieb sinnvoll ist oder nicht.“In seine Rechnung schloss Babiš aber nicht nur die Landesvertretungen in 116 Ländern der Welt ein. Er nannte auch die zahlreichen Büros der tschechischen Auslandsagenturen. CzechTrade betreibt derzeit beispielsweise 46 Büros, CzechInvest hat sieben und CzechTourism 23 Büros in 21 Ländern. Sie alle sollen auf den Prüfstand kommen. Allerdings dienen sie einem der Hauptziele der Regierungskoalition: Sie will durch Wirtschaftsdiplomatie weitere Märkte für tschechische Unternehmer erschließen.
Außenminister Lubomír Zaorálek (Sozialdemokraten) weilte am Montag bei einem Treffen mit seinen EU-Kollegen. Aus Luxemburg richtete der Sozialdemokrat aus, dass die Schließung von Botschaften nicht in Frage käme. Doch auch Zaorálek sieht Bedarf, die einzelnen Bereiche der Diplomatie besser zu vernetzen:
„Es geht mehr darum, eine Art der Synergie der Botschaften zu finden mit den Vertretern der unterschiedlichen Staatsagenturen.“Denn die wirtschaftsdiplomatischen Agenturen CzechInvest und CzechTrade unterstehen Handels- und Wirtschaftsminister Jan Mládek (Sozialdemokraten).
Am Dienstag kamen dann Finanzminister Babiš und Außenminister Zaorálek zusammen, um über Budgetfragen zu diskutieren. Das Ergebnis: Botschaftsangehörige und Vertreter der Staatsagenturen sollten sich ergänzen, aber nicht doppeln. Dennoch muss die Schließung von Botschaften oder Konsulaten nicht vom Tisch sein. Denn im August wollen sich beide Minister noch einmal zusammensetzen. Und dann wird es um konkrete Geldsummen gehen.