Sudetendeutscher Tag war weiterer Schritt zur Versöhnung von Tschechen und Deutschen
Deutschböhmen und Deutschmähren treffen sich seit 1950 regelmäßig zum Sudetendeutschen Tag. An diesem sogenannten Pfingsttreffen nehmen meist mehrere Zehntausend Menschen teil. Der 66. Sudetendeutsche Tag, den es am Samstag und Sonntag in Augsburg gab, war jedoch besonders. Er stand ganz im Zeichen der Aussöhnung zwischen den Tschechen und der deutschen Volksgruppe, die nach dem Zweiten Weltkrieg nahezu komplett aus der Tschechoslowakei zwangsausgesiedelt wurde. Rund 800.000 Sudetendeutsche wurden dabei Opfer der sogenannten wilden Vertreibungen, über 2,2 Millionen wurden ab Januar 1946 offiziell abgeschoben.
Zum ersten Mal war auch ein Vertreter der tschechischen Diplomatie als offizieller Gast beim Sudetendeutschen Tag zugegen, und zwar der Generalkonsul in München, Milan Čoupek. Zu den Gründen sagte er vor Journalisten:
„Wir haben das Gefühl, dass sich in den Reihen der Sudetendeutschen wirklich etwas ändert. Wir schätzen es sehr, dass es in ihrer Organisation zu einer Satzungsänderung gekommen ist, bei der Bestimmungen aufgehoben wurden, die nicht dem entsprachen, was wir von ihnen erwartet haben. Ich denke, wir sind jetzt wirklich auf einem guten Weg, und unsere Schritte weisen in eine bessere gemeinsame Zukunft.“
Die Statuten, die aus der Satzung verschwunden sind, sind die Forderungen der Sudetendeutschen nach einer Rückkehr in die Heimat und nach Entschädigung. Dazu erklärte der Sprecher der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Bernd Posselt:„Eine Wiedergewinnung im Sinne von Grenzänderung oder kollektiver Rücksiedlung hält kein vernünftiger Mensch für möglich.“
Und der Deutschland-Korrespondent des Tschechischen Rundfunks, Pavel Polák, ergänzt:
„Für einen tschechischen Zuhörer war meiner Meinung ganz wichtig, dass zum Beispiel keine Kritik an den Beneš-Dekreten laut wurde, was sonst üblich war. Und dass es ein sudetendeutscher Tag der Versöhnung war, dieser Schilderung stimme ich auf jeden Fall zu.“Die Satzungsänderung wurde Anfang März von 72 Prozent der Mitglieder in der Sudetendeutschen Landsmannschaft beschlossen. Dies sind zwar keine 100 Prozent, die für eine unanfechtbare Umsetzung der Änderung notwendig wären, doch auch dazu habe Posselt eine klare Aussage gemacht, so Polák:
„Posselt hat es am Sonntag ganz klar gesagt: Wo es 100 Prozent gibt, da herrscht Diktatur. Und 70 Prozent, die für die Satzungsänderung stimmten, sind schon eine große Mehrheit. So funktioniert es einfach in der Demokratie.“