Maler Gottfried Lindauer: Pilsner in Neuseeland, Maori in Pilsen
Fast 50 Porträts von neuseeländischen Maori werden seit Mittwoch in Plzeň / Pilsen ausgestellt. Es sind Gemälde, die der in Pilsen geborene Maler Gottfried Lindauer (1839-1926) vor mehr als hundert Jahren geschaffen hat. Nun wurden sie aus Neuseeland nach Tschechien ausgeliehen. Die Ausstellung ist einer der Höhepunkte des Kulturhauptstadtjahres in Pilsen, sie ist in der Westböhmischen Galerie zu sehen.
Wie Musil betont, war es nicht einfach, die Ureinwohner zu malen. Sie hatten Angst ihre Seele zu verlieren, wenn sie sich porträtieren lassen. Lindauer gelang es aber, sie zu überzeugen. Für seinen Entschluss, die Reise nach Neuseeland auf sich zu nehmen, habe es mehrere Gründe gegeben, sagt der Direktor der Galerie.
„Zunächst sollte Lindauer zu einer Militärübung antreten. Dieser Pflicht wollte er sich entziehen. Außerdem wissen wir, dass er im Jahr 1873 die Weltausstellung in Wien besucht hat. Dort wurde im Rahmen der Ausstellung des britischen Empire auch ein neuseeländischer Pavillon gezeigt. Lindauer war von der traditionellen Volkskunst der Maori und einigen Holzschnitten aus Neuseeland sehr beeindruckt.“Möglicherweise waren es aber auch ganz profane Gründe, die Lindauer nach Neuseeland führten. Es war nicht einfach, sich in Pilsen als Porträtmaler durchzusetzen. Und außerdem gab es da noch ein interessantes Vorbild, sagt Roman Musil. Aus dem Dorf Stod / Staab unweit von Pilsen waren einige Jahre zuvor bereits Menschen nach Übersee aufgebrochen.
„Im Jahr 1863 begab sich eine erste Gruppe von Einwohnern dieses Dorfs – es waren mehr als 80 Personen – nach Neuseeland. Dort hatten sie die Möglichkeit, ein eigenes Dorf zu gründen. Es heißt Puhoi und liegt einige dutzend Meilen von der größten neuseeländischen Stadt Auckland entfernt. In den späteren Jahren folgten noch weitere Migrationswellen aus Stod nach Puhoi. Man berichtete darüber in den Zeitungen. Wir wissen, dass Lindauer diese Menschen kannte.“Der Direktor der westböhmischen Galerie hat das Dorf Puhoi selbst besucht:
„In einer Familie in Puhoi haben wir ein schönes Gemälde von Gottfried Lindauer gefunden. Es ist das Porträt einer Dame, die noch in Stod in Böhmen geboren wurde und später in Puhoi lebte.“
Die Maori-Porträts wurden für die Ausstellung mit einigen Gemälden aus Lindauers Pilsener Schaffensperiode ergänzt, zum Beispiel um Porträts von Pilsner Bürgern. Die Ausstellung „Gottfried Lindauer, der Pilsner Maler der neuseeländischen Maori“ ist das größte und teuerste Projekt, das die Westböhmische Galerie bisher realisiert hat. Die meisten Gemälde stammen aus der neuseeländischen Open Art Galery. Die Schau kann bis zum 20. September in der Galerie Masné krámy (Fleischbänke) in Pilsen besucht werden.