Tschechen kauften 2014 so viele Neuwagen wie nie zuvor
2014 war ein gutes Jahr für die tschechische Wirtschaft. In jedem Quartal stieg das Bruttoinlandsprodukt mehr als zwei Prozent, und das nicht mehr nur wegen des starken Exports. Sichtbarer Ausdruck des Aufschwungs ist vielmehr die kräftig gestiegene Binnennachfrage. Sehr deutlich wird dies besonders an einem Beispiel: Die Tschechen kaufen wieder mehr Autos.
„Das ist gewiss ein großer Erfolg, denn im letzten Jahr haben wir den höchsten Verkauf von Personenkraftwagen in der Geschichte der Tschechischen Republik verzeichnet. Ich behaupte sogar, dass dies auch die Zahlen der ehemaligen Tschechoslowakei übertrifft. Zuvor wurden die meisten Pkw in den Jahren 1997 und 1998 verkauft. Das waren stets um die 180.000 Autos, doch jetzt wurde der alte Rekord auf imposante Weise überboten.“
Ein hoher Anteil der Neuwagenkäufe wurde durch Firmen vorgenommen. Angesichts der sich erheblich verbesserten Wirtschaftslage sei das jedoch kein Wunder, meint Šípek:„Die Firmen haben wieder Interesse an Autokäufen. Das hängt auch damit zusammen, dass viele ihren Fuhrpark modernisieren müssen. Wegen der mehrere Jahre dauernden Krise wurde diese Aufgabe immer wieder aufgeschoben. Nun aber ist die Zeit gekommen, dies umzusetzen. Also kaufen auch die Firmen wieder neue Autos.“
Auf der anderen Seite können sich viele Tschechen den Erwerb eines Neuwagens nicht leisten. Daher werden hierzulande viermal mehr Gebrauchtwagen gekauft als brandneue Modelle vom Hersteller. Die meisten Gebrauchtwagen sind zudem über zehn Jahre alt. Deswegen gehört Tschechien nach wie vor zu den EU-Ländern, in denen die durchschnittlich ältesten Fahrzeuge verkehren.
Von allen Pkw-Marken, die auf Tschechiens Straßen unterwegs sind, hat der einheimische Hersteller Škoda den mit Abstand höchsten Marktanteil. Eine Analogie weist auch das Ergebnis bei den im vergangenen Jahr verkauften Neuwagen auf. Im Vergleich zum Jahr 2013 steigerten die Autobauer aus Mladá Boleslav / Jungbunzlau den Verkauf ihrer Fahrzeuge um 16 Prozent auf 58.091 Autos. Das entspricht einem Marktanteil von 30,2 Prozent. Erst mit weitem Abstand folgen die Firmen Hyundai mit 18.934 verkauften Wagen und VW mit 18.281 verkauften Autos. Der Marktanteil für diese beiden Unternehmen liegt bei jeweils knapp zehn Prozent. Das meistverkaufte Auto des Jahres 2014 stammt selbstverständlich auch aus dem Hause Škoda. Es ist der Octavia, von dem 20.539 Fahrzeuge einen neuen Besitzer fanden. Mit dem Rapid und dem Fabia folgen weitere Škoda-Modelle auf den Plätzen zwei und drei. Für Lukáš Vaverka, Redakteur der Zeitschrift Auto 7, ist das kein unerwartetes Ergebnis:„An den meisten Verkaufsstandorten erfreuen sich die heimischen Autos der größten Beliebtheit. Eine Schlüsselrolle spielt dabei das weit verzweigte Netz an Verkaufsfilialen und an autorisierten Vertragswerkstätten.“
Und Antonín Šípek ergänzt:
„Sicher spielt dabei auch das gute Preis-Leistungs-Verhältnis eine Rolle. Zum anderen trägt dazu natürlich die Treue der Tschechen zu dieser Marke bei. Dies ist auf die kommunistische Vergangenheit des Landes zurückzuführen, denn zu jener Zeit kannten die Bürger hierzulande kaum ein anderes Auto als den Škoda.“Sehr beliebt unter den Tschechen sind auch die Combi-Modelle unter den Pkw. Im vergangenen Jahr wurde mehr als ein Viertel aller Fahrzeuge in dieser Ausführung verkauft. Dafür hat Lukáš Vaverka eine einfache Erklärung:
„Die Tschechen sind ein Volk von Datschenbesitzern. Zudem fahren sie gern mit dem eigenen Auto in den Urlaub am Meer oder in den Bergen. Und schließlich bemühen sich auch die Firmen, den Transportbedarf ihrer Mitarbeiter im Berufs- wie im Privatleben in Einklang zu bringen.“In Tschechien wurden im vergangenen Jahr aber nicht nur die meisten Autos seit Gedenken verkauft, sondern auch produziert. Noch liegen die endgültigen Zahlen der drei großen Pkw-Firmen Škoda, Hyundai und TPCA nicht vollständig vor, doch Šípek vermeldet schon jetzt:
„Unsere Produktion im Jahr 2014 wird erneut ein Rekordergebnis ausweisen, es wird bei über 1,2 Millionen Neuwagen liegen. Diese Autos werden sowohl nach ganz Europa als auch in viele weitere Länder auf der Welt exportiert. Das zeigt: Für Autos aus Tschechien besteht große Nachfrage.“