Zeman greift die Nationalbank an - Soll schwache Krone den Euro verhindern?
Staatspräsident Miloš Zeman war bereits vergangenes Jahr skeptisch, als die Tschechische Nationalbank mit Deviseninterventionen eine massive Schwächung der tschechischen Krone einleitete. Nun hat er seine Kritik am Vorgehen erneuert und öffentlich über die Beweggründe der Tschechischen Nationalbank spekuliert.
„Indem die Nationalbank die tschechische Krone entwertet hat, hat sie für absehbare Zeit ihre eigene Abwertung verhindert, nämlich den Wechsel von der tschechischen Krone zum Euro.“
Zeman ist ein Befürworter des Euro in Tschechien und liegt damit auf einer Linie mit der derzeitigen Mitte-Links Koalition von Bohuslav Sobotka. Der Staatspräsident glaubt, dass es der Nationalbank darum gehe, den Beitritt Tschechiens zur Eurozone so weit wie möglich hinauszuschieben.„Mit einem Beitritt zur Eurozone würde die Tschechische Nationalbank einen großen Teil ihrer Kompetenzen an die Europäische Zentralbank abgeben müssen.“
Die Kritik an den Maßnahmen der Nationalbank hatte sich in den vergangenen Monaten verstärkt. Die Währungshüter wiederum sehen in einer starken Krone eine Bedrohung für die tschechische Wirtschaft. Vor den Deviseninterventionen lag der Kurs bei rund 25 Kronen pro Euro, aktuell ist ein Euro fast 28 Kronen teuer. Für Arbeitnehmervertreter wie den Gewerkschaftsvorsitzenden Josef Středula haben die Eingriffe der Zentralbank fatale Auswirkungen für die Bevölkerung:
„Die tschechischen Bürger haben das Recht auf einen Kurs, der nicht in Richtung 28 Kronen geht. Doch das ist bei weitem nicht in Sicht. Wir denken, dass die Gehälter der tschechischen Bürger nicht bei 750 oder 800 Euro liegen sollten, sondern zwischen 1400 und 1500 Euro. Die Tschechische Nationalbank sollte sich nicht nur an das Wachstum der Republik, sondern auch an die Bürger denken, für die die Maßnahmen eine Schwächung ihres Vermögens bedeutet.“Die Nationalbank lehnte eine Stellungnahme zu Zemans Äußerungen am Donnerstag ab. Finanzexperten in Tschechien reagierten jedoch mit Unverständnis. Die Folgen der Interventionsmaßnahmen auf dem Devisenmarkt könne man derzeit noch nicht bewerten, sagte etwa David Marek vom Finanzdienstleister Deloitte. Pavel Sobíšek von der UniCredit Bank gab an, die Schwächung der Krone werde auf Dauer zur Stabilisierung der tschechischen Währung beitragen. Ein langfristig stabiler Wechselkurs ist Voraussetzung für die Aufnahme in die Eurozone.