Moderner Schwejk, alte Schallplatten, ein Gemüsegarten und intensives Tschechisch
Das Tschechische Zentrum Berlin kümmert sich in den kommenden Wochen vor allem um die Literatur. So wird eine Neuübersetzung des Braven Soldaten Schwejk auf der Buchmesse in Leipzig vorgestellt, ein Roma-Schriftsteller-Trio geht auf Deutschlandreise und die tschechisch-deutsche Autorin Rena Dumont liest in Berlin aus ihrem Roman. Dazu gibt es noch reichlich Kunst und etwas Grünzeug, gekrönt von einem Intensivsprachkurs in Tschechisch.
„Das tschechische Zentrum beteiligt sich an drei Veranstaltungen auf der Leipziger Buchmesse. Am Donnerstagabend präsentieren wir gemeinsam mit dem Reclam Verlag die neue Übersetzung von Jaroslav Hašeks Roman ‚Die Abenteuer des guten Soldaten Schwejk im Weltkrieg‘. In den ‚Wenzel Prager Bierstuben‘ in Leipzig wird Übersetzer Antonín Brousek eine Lesung halten. Außerdem wird der tschechische Autor Jaroslav Rudiš zu Gast sein, der ein Nachwort zu dieser Neuübersetzung geschrieben hat. Neben der Lesung findet ein Gespräch mit Antonín Brousek und Jaroslav Rudiš über die heutige Bedeutung von Schwejk statt. Natürlich wird auch die Neuübersetzung Thema sein. Diese ist meiner Meinung nach sehr gut gelungen und wirkt sehr modern. Sie ermöglicht nun auch den deutschen Lesern, die eigentliche Bedeutung von Jaroslav Hašek – nämlich als einen Vorreiter der modernen Literatur – zu erkennen. In Kooperation mit dem Kulturministerium der tschechischen Republik präsentieren wir zwei weitere Prosaautoren aus Tschechien. Beide Veranstaltungen finden direkt auf der Leipziger Buchmesse in Halle vier statt, wo sich der der tschechische Gemeinschaftsstand befindet. Am Freitagnachmittag stellt die in Deutschland bereits bekannte Tereza Boučková ihren neuen Erzählungsband ‚Šíleně smutné povídky‘ (Schrecklich traurige Geschichten) vor. Am Samstagmittag liest dann Michal Sýkora aus seinem neuen Krimi ‚Modré stíny‘ (Blaue Schatten). Für beide Lesungen wurden extra Auszüge aus dem Tschechischen ins Deutsche übersetzt.“
Brouseks Neuübersetzung von Schwejk kann man danach auch noch in Berlin kennenlernen, oder?„Am 18. März liest Antonín Brousek in den Räumen der tschechischen Botschaft, mit der wir die Veranstaltung organisieren, noch einmal aus seiner Übersetzung. Er selbst ist ein großer Fan von Schwejk und wird auch über ihn im Allgemeinen sprechen. Außerdem wird an dem Abend die Ausstellung ‚Fotografen des Krieges‘ eröffnet. In ihr zeigt das tschechische Zentrum Fotografien aus dem Ersten Weltkrieg, und zwar von den drei Kriegsteilnehmern Gustav Brož, Jan Myšička und Jenda Rajman. Die gut erhaltenen Fotografien hat der tschechischen Fotograf und Kurator Jaroslav Kučera zusammengestellt. Diese schwarz-weiß Aufnahmen sind von hohem künstlerischen Wert und ermöglichen einmalige Einblicke in das Leben der Soldaten während des Ersten Weltkrieges.“
Lassen Sie uns noch ein wenig bei der Literatur bleiben. Im vergangenen Jahr hatten Sie ja drei Roma-Autoren aus Tschechien, der Slowakei und Ungarn zu Besuch, diese kommen Ende März erneut zu einer Lesung, allerdings nicht nach Berlin?„Richtig, nur sind es nicht die gleichen Autoren wie beim letzten Mal. Das Projekt wird mit zwei neuen und einem altbekannten Autoren fortgesetzt. Bei dieser Märzrunde werden Choli Daroczi aus Ungarn, Jana Hejkrlíková aus der Tschechischen Republik und Maroš Balog aus der Slowakei, er war bereits einmal in Berlin, dabei sein. Die Autoren werden diesmal in Düsseldorf im Zakk, in Bremen im Europapunkt und in Achim in der Stadtbibliothek zu Gast sein. Sie werden aus ihren Werken lesen und anschließend natürlich auch mit dem Publikum diskutieren. Die Lesungen finden in Düsseldorf am 25. März, in Bremen am 26. März und in Achim am 27. März statt.“
Und auch im April kommt eine Autorin nach Berlin ins tschechische Zentrum, es handelt sich um Rena Dumont. Sie stellt den Roman „Paradiessuche“ vor. Worum genau geht es in dem Roman und wer ist die Autorin?„Die Autorin stammt, auch wenn es der Name nicht vermuten lässt, aus der damaligen Tschechoslowakei. Sie ist in den 1980er Jahren, also noch vor der Samtenen Revolution, als 17-jährige mit ihrer Mutter nach Deutschland geflohen. Über diese Flucht, ihre Beweggründe, Hoffnungen und Schwierigkeiten, hat sie den autobiografischen Roman ‚Paradiessucher‘ geschrieben. Das Buch wendet sich vor allem an Jugendliche, aber auch an erwachsene Leser. Es gibt den Lesern interessante Einblicke in die Gedankenwelt einer Heranwachsenden und zeigt einige falsche Hoffnungen auf, die sich das Mädchen damals machte.“
Kommen wir zur Kunst. Am 20. März wird eine Ausstellung bei Ihnen im Zentrum eröffnet. Was erwartet den Besucher denn unter dem Titel: Fragezeichen im unklaren Raster?„Das ist eine Ausstellung, die von Matyáš Chochola und Alexandr Puškin entworfen wurde. Alexandr Puškin ist ein tschechischer Künstler, es ist also nicht der russische Dichter gemeint. Die beiden haben Werke von tschechischen und deutschen Künstlern zusammengestellt. Dabei handelt es sich vor allem um Bildhauer. Die Kuratoren setzen die Kunstwerke in einen neuen Kontext, und wollen so einer Bedeutung der Kunst und auch den mit ihnen verbundenen Worten nachspüren, die man im alten Kontext nicht vermutet hätte.“
Und auch an einer weiteren Ausstellung beteiligen Sie sich oder besser gesagt an einer Art Happening mit Musik…
„Am 10. April wird es in Berlin ein Konzert geben, eine Performance von Milan Knížák. Dieser ist dieses Jahr beim Berliner Festival ‚MaerzMusik‘ mit einer Ausstellung zu Gast. Das Konzert findet im Hamburger Bahnhof statt und hat den Titel ‚Re:Broken Music‘. Es ist ein Projekt aus dem Jahre 1964. Damals bearbeitete Milan Knížák seine Schallplatten, indem er sie überklebte, übermalte, mit Feuer anschmorte, zersägte oder Teile verschiedener Platten neu zusammenklebte. Mit diesen dekonstruierten und neu zusammengesetzten Schallplatten macht er dann Musik. Manchmal ließen sie sich nur ein einziges Mal abspielen, aber sie gaben eine ganz andere Musik wieder als vorher im Original. Dieser Gedanke wird während des Konzerts am 10. April wieder aufgegriffen.“
Dann hält der Ende März der Frühling auch botanisch Einzug ins Tschechische Zentrum, oder?„Das kann man so sagen, denn wir haben vor, unseren Parkgarten Ende März wieder neu zu bepflanzen. Im vergangen Jahr haben wir den Eingangsbereich des tschechischen Zentrums begrünt und einen kleinen Stadtgarten mit Blumen, Zwiebeln und Salat errichtet. Dieser Garten hat sich im letzten Jahr einer großen Beliebtheit erfreut: zum Beispiel zeigten Eltern dort ihren Kindern, wie Gemüse eigentlich wächst. Außerdem verbrachten viele Menschen, die in der Umgebung arbeiteten, gerne ihre Mittagspause in unserem Garten.“
So, wenn jetzt jemand richtig Lust gefunden hat, mit dem Tschechisch-Lernen zu beginnen, dann haben Sie auch für den im April etwas im Angebot, richtig?„Genau. Wir veranstalten das ganze Jahr über in drei Trimestern Abendkurse, nun gibt es ein zusätzliches Angebot: Vom 7. bis 11. April können Interessierte einen Intensivkurs absolvieren und auf diese Weise in die Tschechische Sprache einsteigen. Nach diesem einwöchigen Kurs besteht dann die Möglichkeit, im nächsten Trimester auf der nächst höheren Stufe weiter zu machen.“