Eishockey: Hadamczik tritt als Nationalcoach zurück – Jandač deckt Versäumnisse auf
Die tschechische Eishjockey-Nationalmannschaft hat bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi keine Medaille gewonnen und mit nur zwei Siegen und drei Niederlagen lediglich den sechsten Platz belegt. Zu wenig für die erfolgsverwöhnte Sportöffentlichkeit des Landes. Die Kritik in den Medien wuchs, und am Montag trat Nationaltrainer Alois Hadamczik dann zurück. Die Probleme des tschechischen Eishockeys liegen indes tiefer.
Mit diesen Worten überraschte der nun bereits ehemalige Eishockey-Nationaltrainer Tschechiens am Montag die Sportfans des Landes. Noch überraschender war, in welchem Medium er seinen Entschluss der Öffentlichkeit mitteilte: in einem Interview für Hitradio Orion, einem kleinen regionalen Sender im mährischen Ostrava / Ostrau. Der bei Ostrau lebende Hadamczik aber hatte bewusst die überregionalen Medien gemieden:
„Ohne mich meiner Verantwortung entledigen zu wollen: Große Schuld für die Unruhe rund um das Nationalteam tragen meiner Meinung nach die Medien.“Hadamczik behauptet, dass sich die Sportjournalisten gegen ihn verschworen und all sein Tun als Nationalcoach von Anfang an nur kritisiert hätten. Dabei ist es in erster Linie die Tageszeitung „Sport“, die dem Ex-Trainer ein Dorn im Auge ist. Diese Kritik wollen aber die Tages- und Fachzeitungen nicht auf sich sitzen lassen. Sie geben vielmehr zu bedenken, dass Hadamczik die von ihm zitierte Verantwortung nur allzu gern im Erfolgsfall getragen hätte, nicht aber nach Niederlagen. Da habe er wiederholt die Schuld nur bei einigen wenigen Spielern gesucht. Auch deshalb hätte er bei den Akteuren um Superstar Jaromír Jágr und erst recht nicht bei den Medien den nötigen Respekt gehabt, heißt es. Das meint auch der ehemalige NHL-Spieler und tschechische Olympiasieger von 1998, Roman Hamrlík:
„Wenn die Mannschaft einen respektierten und anerkannten Trainer gehabt hätte, dann wären kritische Äußerungen zur Zusammenstellung seines Teams für Sotschi auch kaum in den Zeitungen erschienen. Stattdessen wurde aber sehr viel darüber geschrieben.“Nun aber hat Hadamczik dem öffentlichen Druck nachgegeben und ist zurückgetreten. Allerdings bleibt festzuhalten: Unter Hadamcziks Regie hat Tschechien drei WM-Medaillen (1x Silber, 2x Bronze) und die olympische Bronzemedaille 2006 in Turin gewonnen. Sein Nachfolger als Nationaltrainer wird derzeit gesucht. Als heißester Kandidat für das Amt gilt der Trainer des HC Slavia Prag, Vladimír Růžička.
Hoch im Kurs stand ebenso der Coach des Lokalrivalen Sparta Prag, Josef Jandač. Der 45-Jährige hat aber bereits abgelehnt und darauf verwiesen, bei Sparta noch unter Vertrag zu stehen. Nichtsdestotrotz ließ Jandač wissen, dass die Probleme des tschechischen Eishockeys nicht beim Trainer, sondern tiefer lägen:
„In Tschechien haben wir ein Manko an sehr guten Spielern. Wir müssen deshalb in unseren Ligen, beginnend im unteren Nachwuchsbereich bis hoch zur Extraliga, für mehr Konkurrenz sorgen. Nur im harten Wettbewerb kristallisieren sich auch starke Spieler heraus, von denen wir im Moment zu wenige haben.“Daran seien auch die Versäumnisse der Vergangenheit schuld, insbesondere die viel zu geringe Sportförderung seit der Wende 1989, so Jandač:
„Schauen wir zum Beispiel einmal nach Prag. Hier gibt es kaum Eishallen, geschweige denn neue, moderne Hallen. Wir bieten den Kindern so gut wie nichts an, damit sie aufs Eis und damit auch zum Eishockey kommen.“
Nach dem Desaster von Sotschi bleibt folglich zu befürchten, dass das tschechische Eishockey auch in naher Zukunft nur noch kleine Brötchen backen wird.