Maidan auf Prager Wenzelsplatz: Ukrainer unterstützen Regimegegner in ihrer Heimat
In Tschechien leben rund 116.000 Ukrainer, meist in größeren Städten. Sie zeigen sich bestürzt über die Gewalteskalation in ihrer Heimat. Am Donnerstagabend versammelten sich rund 1000 Ukrainer am Wenzelsdenkmal in Prag, um ihre Landsleute zu unterstützen, die gegen das Regime von Wiktor Janukowitsch demonstrieren.
Die meisten Redner wandten sich auf Ukrainisch an die Teilnehmer der Kundgebung. Begrüßt wurden die Versammelten aber auch vom Parteichef der tschechischen Grünen, Ondřej Liška. Er sagte, er spreche nicht nur im Namen der Grünen, sondern aller tschechischen Bürger, die ihre Solidarität bekunden:
„Sie sind mit jenen solidarisch, die für eine demokratische Regierung und für die Freiheit in der Ukraine kämpfen. Es ist kein Zufall, dass wir auf dem Wenzelsplatz zusammentreffen, hier haben sich historische Ereignisse abgespielt. In diesem bewegten Augenblick möchte ich Ihnen sagen, dass es in unserem Land viele Menschen gibt, die Sie, die Ukrainer, als ihre Mitbürger ansehen, die nach Europa und in die EU gehören. Ich möchte Ihnen sagen, dass ich mich für Präsident Zeman schäme. Er müsste sich bei allen Ukrainerinnen und Ukrainern dafür entschuldigen, dass er den Diktator Janukowitsch nach Prag eingeladen hat.“„Schande, Schande“ skandierten die Demonstranten nach der Erwähnung von Zemans Einladung für Janukowitsch. Ondřej Liška versicherte den Ukrainern, dass sie von vielen Tschechinnen und Tschechen auch weiterhin unterstützt würden.Die ukrainischen Redner bedankten sich für die Solidarität der Tschechen, für die Spendensammlungen und die Hilfssendungen der Nichtregierungsorganisationen.
„Danke, Tschechien“ und „Es lebe die Ukraine“ wurde beispielsweise skandiert.
Auch Petr Marek begrüßte die Demonstranten vom Podium. Marek hat eine Bürgerinitiative für eine demokratische Ukraine gegründet. Diese hatte vor einigen Wochen Staatspräsident Zeman sowie EU-Politiker dazu aufgerufen, Druck auf Janukowitsch auszuüben, damit dieser den demokratischen Rahmen nicht überschreite. Die Bürgerinitiative verlangte damals, sofort zu handeln. Dies sei aber leider nicht geschehen, so Marek:„Wir werden mit unseren Aktivitäten nicht aufhören. Unsere Idee ist jetzt, gegen Janukowitsch und weitere führende Vertreter des Regimes wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit eine Anzeige beim Europäischen Menschengerichtshof zu erstatten.“