Von Rock bis Klassik – Musiker treten in Prag bei Benefizkonzert für die Ukraine auf
Putins brutaler Angriff auf die Ukraine hat in Tschechien eine Welle der Solidarität ausgelöst. Und diese hat unterschiedliche Formen – das reicht von der Hilfe für die Kriegsflüchtlinge bis hin zu Wohltätigkeitsveranstaltungen. Am Dienstagabend fand auf dem Prager Wenzelsplatz ein großes Benefizkonzert statt.
Liedermacher Jaroslav Hutka sang seinen neuesten Song, den er für die Ukraine geschrieben hat. Bei der Open-Air-Veranstaltung erklangen unterschiedliche Genres, von hartem Rock bis zu klassischer Musik. Dreieinhalb Stunden lang wechselten sich die Künstler auf dem Podium ab. In den Umbaupausen wurden über die Leinwände Gespräche mit Ukrainern und Aufnahmen aus dem kämpfenden Land ausgestrahlt. Mehrere Tausend Menschen kamen, um das Konzert vor Ort mitzuerleben. Das öffentlich-rechtliche Tschechische Fernsehen, der private TV-Sender Nova und der Tschechische Rundfunk übertrugen die Veranstaltung live.
Großen Beifall erntete Michael Kocáb mit seiner Band Pražský výběr. Kocáb setzte sich 1991 für den Abzug der sowjetischen Truppen aus der damaligen Tschechoslowakei ein. Der ehemalige Abgeordnete und Menschenrechtsminister erinnerte an die Zeit vor 31 Jahren:
„Damals konnten wir uns von der sowjetischen Gewaltherrschaft befreien. Ich richte meine Worte an die russischen Bürger: Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient. Es ist das Recht und die Pflicht jedes russischen Bürgers, die nukleare Erpressung zu verhindern, mit der Präsident Putin unsere Erde gefährdet. Es ist eine Bedrohung der ganzen Welt. Vor einer Woche haben wir noch geglaubt, dass so etwas nicht passieren könnte. Nun müssen wir beten und unseren ukrainischen Brüdern die Daumen drücken, dass sie ihren Kampf erfolgreich beenden und den Wahnsinnigen stoppen.“
Nach dem Auftritt der Tschechischen Philharmoniker wandte sich deren Chefdirigent Semjon Bytschkow an das Publikum. Der russischstämmige Amerikaner erinnerte an die Opfer des sowjetischen Einmarsches von 1968 in die Tschechoslowakei.
„Jetzt, 54 Jahre später, wiederholt sich die Geschichte, diesmal in der Ukraine. Ich möchte Wladimir Putin, der es nicht verdient, als Herr Putin angesprochen zu werden, sagen: Schauen Sie sich die Fotos der Menschen in der Ukraine an, die Sie ermorden! Schauen Sie in die Augen der russischen Soldaten, die Sie geschickt haben, um zu töten und um getötet zu werden! Schauen Sie in die Augen der Mütter, Väter, Ehefrauen und Kinder! Sie werden Tränen, Schmerz und Hass sehen. Die Welt hat schon allzu viele Tränen vergossen, allzu viel Schmerz und allzu viel Hass erlebt. Sie müssen aufhören, die Ukraine und Russland zu vernichten. Ihr Traum, in die Geschichte einzugehen, hat sich schon erfüllt. Man wird Sie wegen Ihrer Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Erinnerung behalten!“
Während des Konzertabends spendeten die Fernsehzuschauer allein per SMS insgesamt 22,5 Millionen Kronen (900.000 Euro). Weitere 158 Millionen Kronen (6,3 Millionen Euro) wurden auf das Konto „SOS Ukrajina“ der Hilfsorganisation Člověk v tísni (Mensch in Not) überwiesen. Für das Geld werden die notwendigsten Sachen wie beispielsweise Hygieneartikel und warme Kleidung für die Kriegsopfer gekauft.