Hilfe für Jaroslava aus der Ukraine: Mädchen mit Behinderung findet Schutz in Tschechien

Jaroslava

In Tschechien kommen mit jedem Tag weitere Geflüchtete aus der Ukraine an. Für manche Betroffene ist es aber unmöglich, aus eigenen Kräften die Reise anzutreten. Die neunjährige Jaroslava etwa sitzt wegen einer schweren Behinderung im Rollstuhl. Mit tatkräftiger Unterstützung aus hiesigen Kirchenkreisen konnte sie nun nach Tschechien in Sicherheit gebracht werden.

Jaroslava | Foto:  ČT24

Es ist tief in der Nacht. Ein Rettungswagen hält vor dem Kinderzentrum im Örtchen Veská bei Pardubice / Pardubitz. Gemeinsam mit Jaroslava, die auf einer Trage liegt, steigen ihr jüngerer Bruder Kyrill, ihre Großmutter sowie ihre Mutter Olga aus. Besonders ihr ist die Erleichterung anzusehen.

„Die Fahrt war sehr anstrengend. Wir sind erschöpft, aber auch glücklich, dass wir angekommen sind. Endlich sind wir hier – an einem Ort ohne Sirenen und ohne Schussgeräusche.“

Fernsehturm in Kiew | Foto: Efrem Lukatsky,  ČTK/AP Photo

36 Stunden war die Familie unterwegs. Am schwierigsten war es, in Kiew zum Bahnhof zu gelangen. Genau zu dieser Zeit wurde gerade der Fernsehturm der Stadt bombardiert, was Olga aber erst später erfuhr. Auf dem Bahnhof sah sie zwei Züge nach Lwiw abfahren, bevor sie mit ihren Kindern und ihrer Mutter endlich auch in einen Waggon einsteigen konnte.

„Einen Zug zu kriegen, war das Schwerste. Denn der Bahnhof war voller Leute. Die Bahnfahrten sind jetzt kostenlos. In der Menschenmasse nahm niemand Rücksicht darauf, dass wir ein Kind im Rollstuhl bei uns hatten. Jeder will nur schnellstmöglich in den Zug kommen. In unserem Waggon herrschte dann aber relative Ruhe, wir hatten sogar Sitzplätze. In anderen Waggons gab es hingegen Gedränge.“

Sanitäter aus Tschechien mit Jaroslava | Foto: Ondřej Deml,  ČTK

Als die Familie in Lwiw ankam, warteten schon die Sanitäter aus Tschechien auf sie.

„Unser Arzt hat sie in Empfang genommen. Danach lief die Fahrt bis zum Ziel ohne Probleme und ganz in Ruhe ab“,

so Jan Dubový, einer der Mitfahrenden.

Die Überführung wurde von der evangelischen Kirche in Pardubice organisiert, die die Familie seit langem unterstützt. Jaroslava leidet an Infantiler Zerebralparese, einer Bewegungsstörung, und wurde in der Vergangenheit auch schon in Tschechien behandelt. In den ersten Kriegstagen wurde sie von ihrem Vater in den Kellerräumlichkeiten ihres Wohnhauses versorgt. Schnell war klar, dass das Mädchen dringend außer Landes gebracht werden musste – nicht zuletzt, weil den Eltern die Medikamente ausgingen. Schon am Sonntag berichtete das öffentlich-rechtliche Tschechische Fernsehen über den Fall. Hana Ducho, Pfarrerin der evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder in Pardubice, sagte vor der Kamera:

Hana Ducho | Foto:  Archiv von Hana Ducho

„Die Menschen dort sind mittlerweile derart in Panik, dass der Familie niemand mehr hilft. Wir wollen ein Wunder tun und ihr unbedingt den Transport ermöglichen, zumindest bis an die Grenze.“

Dieser ist nun sogar über die ukrainische Grenze hinaus gelungen. Schutz finden Jaroslava und ihre Angehörigen bis auf weiteres im Kinderzentrum in Veská. Markéta Tauberová leitet die Einrichtung:

„Dies ist wunderbar und hat für mich auch Symbolcharakter. In der Ukraine gibt es jetzt sehr viele Menschen, die Hilfe brauchen. Wenn noch mehr solcher guten Taten vollbracht werden können, dann kann das nur gut sein.“

Jaroslava | Foto: Hana Ducho
Autoren: Daniela Honigmann , Josef Ženatý
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