Hotel Jalta öffnet Keller: Museum im Atombunker
Jahrzehnte lang galt es als die beste Adresse der Hauptstadt: das Hotel Jalta auf dem Prager Wenzelsplatz. Es wurde 1952 auf Anordnung der kommunistischen Partei erbaut. Unter dem Gebäude wurde zudem ein Atomschutzbunker für die damaligen Parteioberen errichtet. Anlässlich des 55-jährigen Jubiläums des Hotels wurde am Donnerstag nun im einstigen Atombunker ein Museum des Kalten Krieges eröffnet.
„Das Hotel Jalta diente jedoch nur als eine Art Tarnung für den Atomschutzraum, der unter dem Gebäude errichtet wurde. Dieser war für 150 bis 200 Menschen bestimmt, die dort einen Monat lang hätten überleben können. Im Fall eines Kriegs sollte das Hotel als Militärhauptquartier der Staaten des Warschauer Paktes dienen. Die Betonmauern des Atombunkers sind drei Meter breit.“
In der zweiten Etage des Hotels habe von Mitte der 1960er bis in die 1970er Jahre die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland ihren Sitz gehabt, so der Hoteldirektor:„Im Atombunker befand sich damals eine Abhöranlage. Der kommunistische Geheimdienst hörte die Telefongespräche der Diplomaten sowie vieler Hotelgäste ab. In den 1970er Jahren waren hier zahlreiche prominente kommunistische Politiker sowie Waffenhändler untergebracht. Jalta hatte den Ruf eines Luxushotels, das jedoch für die Normalsterblichen nicht zugänglich war.“
In einem Teil des ehemaligen Atomschutzraums hat die Hotelleitung nun ein Museum des Kalten Kriegs eröffnet. Bei Gestaltung und Verwaltung der Dauerausstellung arbeitet das Hotel mit einem Verein zusammen. Dieser konzentriert sich auf die Geschichte der tschechoslowakischen Streitkräfte. Jiří Paldus ist Mitglied des Vereins. Bei der Eröffnung des Museums führte er die Besucher durch die unterirdischen Gänge:„Als wir diese Räume übernahmen, waren sie vollständig leer. Von der Originalausstattung ist bis auf ein paar Plakate nichts mehr erhalten geblieben. In den jetzt neu gestalteten Museumsräumen wollen wir den Besuchern die Atmosphäre der damaligen Zeit vermitteln.“
Die Besucher können sich beispielsweise ein Büro der Grenzwache und der Zöllner anschauen oder mehr über den Eisernen Vorhang erfahren. Das Interesse der ersten Museumsbesucher weckte vor allem der so genannte Abhörraum. In einem dunklen kleinen Saal hängt an der Wand ein Plan des Hotels, in dem die Zimmer mit unterschiedlichen Farben gekennzeichnet sind, so waren rot gekennzeichnete Zimmer für sehr wichtige Gäste bestimmt. Unter dem Hotelplan steht eine Abhöranlage samt einem alten Tonbandgerät. Jiří Paldus:„Als wir es den Hotelchefs vorgeführt haben, hatten sie fast Angst, dass es wirklich noch im Betrieb ist. Aber es ist nur Fiktion. Wir haben den Saal so gestaltet, um den Besuchern die Vorstellung zu vermitteln, wie hier damals die Hotelgäste bespitzelt wurden. In den Hotelzimmern waren Wanzen platziert, hier zeigen wir beispielsweise ein Mikrophon, das in einer Schuhbürste eingebaut war. Es handelt sich um eine Kopie eines Exponats aus den 1960er Jahren. Das Original stammt aus dem Prager Polizeimuseum.“
Die Führungen durch den Atombunker werden an zwei Tagen in der Woche – in der einen Woche am Montag und Mittwoch, in der anderen Woche am Dienstag und Donnerstag von 17 bis 20 Uhr angeboten. Da die Räume sehr eng sind, können an einer Führung maximal 7 Menschen teilnehmen. Es wird empfohlen, die Führung auf der Webseite des Hotels zu buchen.