Unfall oder Mord? Umtriebiger Prager Geschäftsmann vor Gericht
Am Dienstag hat in vor dem Prager Stadtgericht ein Prozess mit reichlich Medienaufmerksamkeit begonnen. Angeklagt ist der so genannte Lobbyist Roman Janoušek. Janoušek ist bekannt für seine Verbindungen in die höchsten tschechischen politischen Kreise, er soll in eine Korruptionsaffäre um den ehemaligen Prager Oberbürgermeister Pavel Bém und in die letzte Regierungskrise um Premier Nečas verwickelt sein. Verantworten muss sich Janoušek aber nicht wegen seiner Geschäftspraktiken, sondern wegen versuchten Mordes.
„Es ist wohl etwas Seltsames passiert. Sobald ich weiß, was es war, werde ich es erklären.“
Die Staatsanwaltschaft hat zur Klärung der Tat zahlreiche Zeugen gehört, den Unfall sogar vor Ort nachstellen lassen und ein Gutachten bestellt. Die Anklage lautet nun auf versuchten Mord. Ein Vorwurf, der beim Verteidiger von Janoušek, Vít Široký, nur Kopfschütteln ausgelöst hat:
„Den Vorwurf des versuchten Mordes lehnen wir ab, das ist einfach nur absurd. Jedes Jahr passieren 80.000 Verkehrsunfälle, und nicht einer von ihnen wurde bisher als Mordversuch eingestuft.“Die Strategie der Verteidigung ist klar: Janoušek versucht zu beweisen, dass er zum Tatzeitpunkt nicht nur betrunken gewesen war, sondern auch unter psychischen Problemen gelitten habe. Er habe sich verfolgt gefühlt und gedacht, es habe sich bei dem Unfall um eine Provokation gehandelt, erklärte er im Interview.
„Mir das Ganze als Tat auszulegen, die ich im vollen Bewusstsein verübt haben soll, fällt völlig aus dem Rahmen.“
Die ermittelnde Staatsanwältin aber ist sich ihrer Sache sicher: Die Akte zum Fall Janoušek hat einen Umfang von 1300 Seiten, und acht bis zehn Zeugen sind geladen. Im Falle einer Verurteilung drohen dem Geschäftsmann bis zu 18 Jahre Haft. Im öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehen sagte der als medienscheu geltende Janoušek:
„Ich kann mich nicht mehr an die Sache erinnern, da ist nur dichter Nebel in meinem Kopf. Und ich empfinde es als große Schande, dass ich mich überhaupt verteidigen muss.“
Dabei hatte der Geschäftsmann einiges unternommen, um seine Schuld zu verringern. Der 51-jährigen Vietnamesin stattete er noch im Krankenhaus einen Besuch ab und entschuldigte sich. Zugleich schloss er einen Vertrag mit dem Opfer: Gegen Zahlung einer bisher nicht veröffentlichten Summe verpflichtete sich die Frau, Janoušek nicht auf Schadensersatz zu verklagen. Die Anklage der Staatsanwaltschaft aber steht. Bis die Beweisaufnahme beendet ist, wird wohl einige Zeit vergehen. Zunächst ist der Prozess für vier Tage angesetzt, die Sprecherin des Gerichts hat aber bereits angekündigt, dass die Verhandlung wahrscheinlich in den September verschoben werde.