Mit Kultur gegen Antisemitismus – Menschen in Prag warnen vor Intoleranz
Mit einer Veranstaltung wurde am vergangenen Sonntag in der tschechischen Hauptstadt auf die Gefahr von Antisemitismus und Intoleranz aufmerksam gemacht. Rund 600 Menschen begaben sich dazu auf einen „Marsches des guten Willens“.
Die Versammlung wurde in Prag bereits zum zehnten Mal veranstaltet. Zu den Rednern gehörte auch der Vizechef des tschechischen Senats, Přemysl Sobotka:
„Ich habe vor zwei Jahren bei dieser Veranstaltung die Worte eines britischen Philosophen und Politikers aus dem 18. Jahrhunderts zitiert: ‚Für den Sieg des Bösen reicht es, wenn die guten Menschen nichts unternehmen.’ In dem Sinn müssen wir auch weiterhin die Aktivitäten derjenigen im Auge haben, die die Seelen der Menschen durch Antisemitismus und Rassenhass vergiften. Die Geschichte bietet uns genügend Beispiele dafür, wie sich eine Politik der Passivität gegenüber der Intoleranz sowie eine Politik der Naivität nicht auszahlt.“ Ein wichtiger Programmpunkt war das Leben einer Holocaust-Überlebenden, der Malerin Helga Hošková-Weissová. Mojmír Kallus leitet die tschechische Zweigstelle der Internationalen Botschaft Jerusalem, die die Versammlung mitorganisiert hat.„Als Helga Weissová 12, 13 Jahre alt war, war sie in Theresienstadt, danach wurde sie nach Auschwitz und Mauthausen verschleppt. Ihr Schicksal haben wir hier auf eine dramatische Weise dargestellt. Hierzulande gibt es eher einen latenten Antisemitismus. Dies ist auch der Grund, warum wir dieses Treffen jedes Jahr organisieren. Wir wollen damit ein Zeichen setzen und uns aktivieren, bevor es zu spät ist.“
Diese Versammlung ist nicht die einzige Initiative von Mojmír Kallus und seinen Mitarbeitern.
„Vor zwei Wochen haben wir wie jedes Jahr am Marsch der Lebenden in Auschwitz teilgenommen. Im Rahmen dieses Projektes fahren jedes Jahr etwa 200 junge Menschen aus verschiedenen Ländern mit uns dorthin. In diesem Jahr waren es Jugendliche aus Tschechien, der Slowakei und Deutschland. Wir haben eine Zusammenarbeit mit einigen Schulen aus Baden-Württemberg angeknüpft. Als Auftakt haben wir ein Programm für die deutschen und tschechischen Schüler in Prag organisiert. Wir haben mit ihnen die Gedenkstätte in der Kyrill- und Method-Kirche in der Prager Resslova-Straße besucht, wo ein Museum für die Heydrich-Attentäter untergebracht ist. Danach nahmen die Schüler an einem Vortrag über die tschechisch-deutsche Geschichte teil. Das ganze Projekt war sehr erfolgreich, und die Schulen haben Interesse gezeigt, auch in der Zukunft an derartigen Veranstaltungen mitzumachen.“