Tschechien plant Parlamentspraktika für deutsche Studenten
Der Präsident des deutschen Bundestags Norbert Lammert hält sich zu einem zweitägigen Besuch in Tschechien auf. Eingeladen hat ihn die Vorsitzende des tschechischen Abgeordnetenhauses, Miroslava Němcová. Die wirtschaftliche Zusammenarbeit, aktuelle Fragen der Europäischen Union sowie eine Bilanz der bilateralen Beziehungen waren Hauptpunkte ihres Gesprächs.
„Es gibt wenige Einfälle im deutschen Parlamentarismus, die nachweislich so gut und so nachhaltig erfolgreich gewesen sind, wie die Auflage dieses Stipendienprogramms. Wir haben damit Anfang der 1990er Jahre begonnen. Wir laden jedes Jahr 120 junge Leute aus inzwischen 30 Ländern ein, insbesondere aus Mittel- und Osteuropa. Es waren jetzt in fast 20 Jahren etwa 2000 junge Leute jeweils für fünf Monate in Berlin. Jeweils in der Hälfte der Zeit haben sie ein Hochschulprogramm absolviert und in der anderen Hälfte der Zeit in Büros von Abgeordneten mitgearbeitet. Sie haben damit einen vertieften Einblick in die politischen Abläufe und in die Funktionsbedingungen des deutschen Parlamentarismus gewonnen.“
Auch die Tschechische Republik plane nun, ein ähnliches Stipendienprogramm einzuführen, versicherte Miroslava Němcová ihrem Amtskollegen. Allerdings stehe man erst am Anfang:„Wir haben uns vor etwa einem Monat mit einigen Teilnehmern dieser Praktika getroffen. Dort wurde betont, es wäre gut, wenn sich auch das tschechische Parlament dem Programm anschließen würde. Wir wollen dabei mit der Akademie der Wissenschaften zusammenarbeiten, diese Institution würde den Studienaufenthalt der Stipendiaten vertiefen. Ich kann im Moment noch nicht sagen, wann wir die Praktika anbieten können. Ich nehme aber an, dass die Vorbereitungen im kommenden Jahr vollendet werden, damit die ersten Teilnehmer im Jahr 2014 beginnen können.“
Um ein Praktikum in einem fremden Land absolvieren zu können, seien die Sprachkenntnisse von großer Bedeutung. Norbert Lammert:„Voraussetzung für diese Bewerbung sind gute deutsche Sprachkenntnisse. Ich hätte überhaupt kein Problem damit, wenn ein Parallelprogramm in Tschechien unter Voraussetzung guter tschechischer Sprachkenntnisse für deutsche Studenten angeboten würde.“
Nicht nur der Bundestagsvorsitzende hat damit kein Problem, auch die eventuellen Teilnehmer seien mit dieser Bedingung einverstanden, bestätigt die Vorsitzende des tschechischen Abgeordnetenhauses, Miroslava Němcová:
„Ich denke, so müsste es sein. Ich bin der Meinung, dass jene Studenten, die bereits Interesse an einem solchen Studium geäußert haben, mit dieser Voraussetzung und einer sprachlichen Vorbereitung rechnen, um am Aufenthalt vollwertig teilnehmen zu können.“Auf dem Programm des Bundestagspräsidenten in Prag stehen noch Gespräche mit weiteren Spitzenpolitikern des Landes. Aber auch der Kultur hat er sich gewidmet: Am Dienstagabend hat er das Prager Literaturhaus deutschsprachiger Autoren bewundert sowie die Abschlussvorstellung des Prager Theaterfestivals deutscher Sprache besucht.