Ivan Ženatý spielt Violinkonzerte Franz Bendas
„Wenn wir nach dem bedeutendsten böhmischen Violinisten des 18. Jahrhunderts suchen, wäre František (Franz) Benda der offensichtliche und erste Kandidat für diese Bezeichnung“, schreibt der Musikwissenschaftler Václav Kapsa im Begleitheft zu der neuesten CD mit Musik von František Benda. Die CD ist in diesem Jahr im Supraphon-Verlag erschienen und enthält vier von Bendas Violin-Konzerten. Eingespielt wurden sie vom Spitzenviolinisten Ivan Ženatý und von der Prager Kammerphilharmonie.
Franz Benda war ein bedeutender Komponist und Kapellmeister des frühen Klassizismus. Seine atemberaubende professionelle Laufbahn führte ihn aus dem kleinen mittelböhmischen Städtchen Staré Benátky über Prag und Dresden, wo er seine musikalische Ausbildung bekam, nach Wien, Warschau und Berlin, wo er in verschiedenen Adelskapellen tätig war. Ihren Höhepunkt fand die Karriere als Konzertmeister in der Hofkapelle des preußischen Königs Friedrich II. in Dresden. Als Violinist wurde Benda bereits von seinen Zeitgenossen geschätzt, und zwar vor allem wegen seines Vortrags und der Ausdruckstärke in den langsamen Sätzen.
Ivan Ženatý, dessen Geige in der heutigen Sendung erklingt, ist einer der besten tschechischen Violine-Virtuosen der Gegenwart. Er gastiert wiederholt bei Orchestern seiner Heimat, aber ebenso bei berühmten internationalen Klangkörpern. Große Aufmerksamkeit rufen seine Solo- und Kammermusikprojekte hervor, so unter anderem die gesamten Solosonaten und Partiten von Bach oder die Sonaten von Beethoven und Brahms in den vergangenen Spielzeiten. Mit seinem außergewöhnlich reichen Repertoire mit über 50 Violinkonzerten spricht Ivan Ženatý ein breites Publikum an. Außer seiner technischen Perfektion werden insbesondere seine Stilsicherheit und die Schönheit seines Tones geschätzt. Ähnlich wie vor 200 Jahren bei Franz Benda ist auch das Leben von Ivan Ženatý mit Dresden verknüpft. 16 Jahre lang hat er dort an der Hochschule für Musik unterrichtet, in diesem Schuljahr wechselte er ins Institute of Music in Cleveland in den USA. Eben im Archiv der Landesbibliothek in Dresden hat Ženatý Bendas Konzerte in handschriftlichen Kopien gefunden. Er hat vier ausgewählt, die bisher nicht aufgenommen wurden, und diese einstudiert. Begleitet wird er auf der Aufnahme von der Prager Kammerphilharmonie. Sie spielt in einer kleinen Besetzung, bei der jedes Instrument nur einmal vertreten ist. Diese Interpretation ist näher am Originalstil des 18. Jahrhunderts. In der nächsten Hörprobe erklingt das Konzert B-Dur von Franz Benda.
Falls Sie Lust haben, diese Musik live zu hören, dann machen Sie sich in dieser Konzertsaison auf den Weg nach Dresden. Im Januar spielt Ivan Ženatý dort zusammen mit der Dresdner Philharmonie eines von Bendas Violinkonzerten sowie weitere Werke tschechischer Komponisten.