Indianernachkomme des Forschungsreisenden A. V. Frič stellt sein Buch in Tschechien vor
In Tschechien haben mehrere Generationen die abenteuerlichen Bücher gelesen, in denen er das Leben der Indianer beschrieben hat: Der Forschungsreisende, Ethnograf und Botaniker Alberto Vojtěch Frič schöpfte dabei aus seinen eigenen Erlebnissen in Südamerika. Am Dienstag wurde im Prager Theater Dobeška ein neues Buch über die Indianer vorgestellt. Die Verfasser sind der 1944 verstorbene Alberto Vojtěch Frič und sein Enkel, Rodolfo Ferreira Frič.
„Ich heiße Rodolfo Ferreira Frič und bin der Enkelsohn eines namhaften Forschungsreisenden, Ethnografen, Botanikers und Schriftstellers, der über Indianer geschrieben hat. Er hieß Alberto Vojtěch Frič und war Tscheche. Sein Interesse für Kakteen und für das Leben der Indianer hat ihn einige Mal auf unseren Kontinent geführt. Meine Vorfahren waren Indianer vom Stamm der Chamacoco, die sich selbst Ischir Ibitoso nennen. Das bedeutet: Leute, die auf ihrem Gebiet überlebt haben.“
Rodolfos Worte wurden von Yvonna Fričová übersetzt, die das Buch in ihrem Verlag herausgibt. Ihr Gast ist bereits vor einigen Tagen aus Paraguay angekommen.„Rodolfo Ferreira Frič ist ein Chamacoco-Indianer und gleichzeitig ist der Cousin meines Mannes. Denn sie sind beide die Enkelsöhne des tschechischen Forschungsreisenden und passionierten Kakteensammlers Alberto Vojtěch Frič. Er verfiel dem Zauber Südamerikas schon als 18-jähriger, als er seine erste Reise unternahm. Er verbrachte damals einige Jahre dort und traf in Oberparaguay ein Indianermädchen mit dem Namen Lorai, was ´schwarze Ente´ bedeutet.“
Der Forschungsreisende ist nach Europa zurückgekehrt und konnte wegen des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs nicht wieder nach Südamerika fahren. Frič soll damals nicht geahnt haben, dass Lorai schwanger war. Erst nach fast 100 Jahren haben die Prager Nachkommen des Forschungsreisenden durch Zufall erfahren, dass im schwer zugänglichen wilden Oberparaguay eine Gemeinschaft von Chamacoco-Indianern lebt, die den Familiennamen Frič tragen. Vor zehn Jahren traf Yvonna Fričová zum ersten Mal mit Rodolfo zusammen, als sie sich mit ihrem Mann nach Paraguay begab:„Es war ein sehr emotionales Treffen. Ich kam vor fast 40 Jahren in die Prager Familie Frič und beschäftige mich mein ganzes Leben lang auch fachlich mit dem Nachlass von Alberto Vojtěch Frič. Seine Bücher kenne ich sehr gut.“
Die Prager Fričs haben noch ihre bislang unbekannte Tante kennen gelernt, die damals fast 100-jährige Tochter von Alberto Vojtěch Frič. Seitdem haben sich zwischen den Familien auf den beiden Kontinenten Kontakte entwickelt. Der Enkel Rodolfo Ferreira Frič sei sehr stolz auf seine tschechischen Wurzeln, so Yvonna Fričová:„Rodolfo schreibt seit 2002, als wir uns zum ersten Mal gesehen haben. Er hat seine Erinnerungen und seinen Lebenslauf niedergeschrieben, der für tschechische Leser bestimmt ist. Sie sollen eine Vorstellung davon haben, wie die Indianer in Gran Chaco in Paraguay leben.“
Sie beschloss, Rodolfos Geschichten herauszugeben. Im „Indianerbuch“ werden einige der Indianermythen zweimal erzählt – einmal von Alberto Vojtěch Frič und zum zweiten Mal nach 100 Jahren durch seinen Enkelsohn Rodolfo. Dies macht das Buch besonders interessant. Der Schriftsteller aus Paraguay wird noch etwa zwei Wochen in Tschechien bleiben. Seine Prager Verwandten haben für ihn ein umfangreiches Programm vorbereitet. Bei der jüngsten Buchpräsentation hatte ihn das Publikum gebeten, ein Chamacoco-Lied zu singen. Rodolfo zögerte ein bisschen, aber trug dann ein Gebet vor:Rodolfo Ferreira Frič wird sein Buch noch häufiger präsentieren. Er trifft auch mit den Anhängern der Bürgervereinigung „Checomacoco“ zusammen. Sie wurde vor einigen Jahren von seinen Verwandten gegründet, um die Indianer mit tschechischem Wurzeln in Paraguay zu fördern.