Kurzarbeit auf Tschechisch

Foto: Europäische Kommission
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Das deutsche soziale System ist in Zeiten der Krise im Ausland auf Interesse gestoßen. Während in vielen Ländern nach der Finanzkrise 2007 die Arbeitslosigkeit stieg, konnte in Deutschland die Zeit des Konjunktureinbruchs relativ gut mithilfe der Kurzarbeit überbrückt werden. Nun möchte Tschechien ein ähnliches System einführen.

Foto: Europäische Kommission
Die Kurzarbeit ist ein Instrument der deutschen Arbeitsämter: Bei einem erheblichen Arbeitsausfall aus wirtschaftlichen Gründen, der vorübergehend ist, können Betriebe diese Art der Beschäftigung anordnen. Ein Arbeitnehmer arbeitet dann für eine gewisse Zeit weniger oder gar nicht, sein Verdienstausfall wird von der Agentur für Arbeit getragen. So sollen Arbeitsplätze gerettet werden und den Arbeitgebern eingearbeitete und erfahrene Fachkräfte erhalten bleiben. Nun will die Tschechischen Republik auch eine Art Kurzarbeit einführen. Die Angestellten sollen bei geringem Auftragsvolumen ähnlich wie in Deutschland einen Teil ihres Gehaltes vom Staat bekommen. Jaromír Drábek ist Arbeits- und Sozialminister und erläutert den Unterschied zum deutschen System:

„Vor allem geht es darum, dass eine Firma oder ein Arbeitgeber, der in vorübergehende Schwierigkeiten gerät, also zum Beispiel einen wichtigen Auftrag verliert, keine qualifizierten Angestellten entlassen muss. Diese Angestellten sollen in der Zeit, in der es keine Arbeit für sie gibt, nicht für ein verringertes Gehalt zu Hause sitzen. Stattdessen sollen sie die Zeit nutzen, ihre Qualifikation und Ausbildung zu verbessern.“

Jaromír Drábek
Für dieses Modell stehen in einer ersten Phase Gelder in Höhe von umgerechnet 16 Millionen Euro zur Verfügung. Das Geld kommt allerdings nicht aus dem tschechischen Staatshaushalt, sondern aus europäischen Töpfen. Dadurch sind aber Unternehmen, die bereits andere Gelder aus Brüssel erhalten, nicht berechtigt, am Programm teilzunehmen.

Um an diese Gelder zu kommen muss die Firma nachweisen, dass sie im vorangegangenen Vierteljahr Umsatzeinbrüche zwischen 20 und 60 Prozent hatte und im Monat vor der Antragstellung einen Teil seiner Mitarbeiter nicht beschäftigen konnte. Auch muss das Unternehmen ein wichtiger Arbeitgeber in der Region sein. Begrenzt ist die Hilfe auf sechs Monate, sie kann maximal auf zwölf Monate verlängert werden. Milan Urban von den Sozialdemokraten ist Vorsitzender des parlamentarischen Ausschusses für Wirtschaft. Er kritisiert vor allem das bürokratische Genehmigungsverfahren:

„Ich halte das System für sehr kompliziert. Besonders problematisch ist der Umstand, dass ausschließlich die Angestellten der Arbeitsämter die Bedingungen für die Vergabe beurteilen sollen. Sie werden nicht in der Lage sein, die Perspektive oder das Potenzial einer Firma zu beurteilen, also ob sie zum Beispiel nach sechs Monaten wieder in schwarze Zahlen kommt. Auch können sie kaum beurteilen, ob die Weiterbildungen und Schulungen sinnvoll sind.“

Daneben seien die Kriterien viel zu subjektiv und böten Raum für Korruption, so Urban weiter. Minister Drábek behauptet indes, die Angestellten der Arbeitsämter seien durch ihre tägliche Arbeit durchaus in der Lage, die Maßnahmen zu bewerten und kompetent zu betreuen.