Rückblick: Vor 30 Jahren wurde 43-Stunden-Arbeitswoche eingeführt

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Die zweimonatige Kündigungsfrist oder die 43-Stunden-Woche – unter anderem das brachte die letzte Novelle zum Arbeitsgesetzbuch vor der politischen Wende. Ende Mai vor genau dreißig Jahren wurde sie beschlossen.

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Schon in der Ersten Tschechoslowakischen Republik wurde die Arbeitszeit gesetzlich beschränkt. Sie betrug acht Stunden am Tag und 48 Stunden die Woche, denn damals wurde auch am Samstag gearbeitet. Erst 50 Jahre später, zur Zeit des Prager Frühlings von 1968, wurde die Samstagsarbeit de facto abgeschafft. Das hieß aber nicht, dass die Fließbänder jeden Samstag stillstanden. So wurden anfangs aller 14 Tage die sogenannten Subbotniks einberufen. Das waren samstägliche Sonderschichten, die noch dazu propagandistisch ausgeschlachtet wurden. Im Jargon der sozialistischen Fernsehberichte klang das dann so:

„Im gesamten Nordmährischen Kreis legten heute die Arbeiter eine Leninistische Samstagsschicht ein, um die zusätzlichen Aufgaben des sechsten Fünfjahresplans zu erfüllen.“

Libor Svoboda  (Foto: ČT24)
Später wurde die Wochenarbeitszeit schrittweise verkürzt, und zwar bis auf 43 Stunden im Jahr 1989. Die Arbeitsplanung sah aber damals ganz anders aus als heute, weiß Libor Svoboda vom Institut zum Studium totalitärer Regime:

„In der Mehrzahl der Fabriken wurde sehr früh mit der Arbeit begonnen, meist ab 5.45 Uhr oder ab 6 Uhr. Eine Nachmittagschicht begann um Viertel nach zwei oder um halb drei. Die Arbeitszeit war also nach vorn verschoben.“

Mittlerweile ist die Zeit der Kombinate vorbei. Bis auf einige Werke von Škoda oder Tatra sind große Fabriken Geschichte. Und Geld wird eher in gut vernetzten Büros verdient als am Fließband. Vor 30 Jahren lag der durchschnittliche Monatslohn bei 3170 Tschechoslowakischen Kronen brutto. Das war nicht viel, auch wenn die mehrheitlich sozialistischen Waren einen ganz anderen Kaufwert zur damaligen Währung hatten. Das konkrete Gehalt bestimmte sich nach der Zahl der Arbeitsjahre und dem Beruf, erläutert Libor Svoboda:

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„Sehr gut bezahlt wurden selbstverständlich die Parteifunktionäre sowie die Kader der sozialistischen Nomenklatura – das waren unter anderem Berufssoldaten oder Angehörige der nationalen Sicherheitsorgane. Hohe Löhne hatten ferner Bergleute sowie die Arbeiter, die in Stahlwerken, Eisenhütten oder in Maschinenbauwerken geschuftet haben.“

Darüber hinaus habe es noch eine Besonderheit in der damaligen Arbeitspraxis gegeben, schildert Svoboda:

„Es wurde nach sogenannten Normminuten gearbeitet. Das traf besonders auf die jungen Männer zu, die vor der Einberufung zur Armee standen. Wer die Vorgabe dieser Normminuten nicht erfüllte, der musste sich weitere kaufen.“

Mit diesen etwas seltsamen Regelungen auf dem Arbeitsmarkt werden die heutigen Arbeitnehmer nicht mehr konfrontiert. Und eine zweimonatige Kündigungsfrist oder die 40-Stunden-Woche sind mittlerweile zu einer Selbstverständlichkeit geworden.