Zuzana Růžičková – erste Dame des Cembalos

Zuzana Růžičková

Wer hierzulande über das Cembalo-Spiel spricht, muss auch ihren Namen nennen: Zuzana Růžičková. Diese tschechische Cembalo-Virtuosin hat am 14. Januar ihren 85. Geburtstag gefeiert. Aus diesem Anlass gilt die heutige Ausgabe von Musik Czech eben dieser – wie man zu sagen pflegt – ersten Dame des Cembalos.

Zuzana Růžičová wurde 1927 in Pilsen geboren. Als Kind hat sie dort die ersten Klavierstunden genommen und sich in die Musik verliebt. Was Musik für sie bedeutet, hat sie im Jahr 2003 gegenüber Radio Prag erläutert, im Jahr, als sie vom Staatspräsidenten für ihr Lebenswerk eine Staatsmedaille überreicht bekam. Was ist für sie also die Musik:

"Eigentlich eine Welt, die sich die Menschen ausgedacht haben. Sie ist viel wesentlicher als unsere Welt, in der wir leben müssen. Denn die Musik hat eine ganz bestimmte Ordnung, die wir im Leben nicht finden, weil sie von bestimmten Gesetzen geleitet und bedingt wird. Die Musik ist ein Zufluchtsort vorm Leben, das unvorsehbar und eigentlich ohne eine für uns verständliche Ordnung ist."



Die Musik hat ihr geholfen, als sie als Jüdin in den KZs Theresienstadt, Auschwitz und Bergen-Belsen inhaftiert war. Die Musik war dabei, als sie nach dem Krieg in das normale Leben zurückkehrte. Sie studierte Klavier an der Musikakademie in Prag, schrieb sich aber auch für Cembalo ein.

"Weil ich als Kind von Bachs Musik besonders angetan war und sie wahrscheinlich auch sehr gut spielen konnte. Ich hatte eine sehr gute Lehrerin, die sehr gebildet war, und sie hat mir schon damals gesagt, dass Bach seine Stücke eigentlich nicht fürs Klavier, sondern fürs Cembalo komponiert habe. Ursprünglich wollte sie, dass ich Orgel studieren. Ich war aber ein sehr kränkliches und schwaches Kind, und die Orgel ist auch physisch sehr anspruchsvoll. Und so habe ich schließlich Cembalo studiert. Eigentlich war geplant, dass ich nach meiner Pflichtschulausbildung nach Paris zur Cembalo-Professorin Vanda Landowska gehe. Doch das wurde dann durch den Krieg zunichte gemacht. Nach dem Krieg habe ich an der Akademie der Künste in Prag mit Klavier angefangen. Als ich aber gesehen habe, dass dort das Fach ´Cembalo´ eröffnet wurde, bin ich neugierig geworden und ließ mich eintragen. Ich sage immer: es war Liebe auf das erste Hören. Dort habe ich mich völlig wohl gefühlt."

Die Cembalo-Virtuosin Zuzana Růžičková ist vor allem bekannt als Interpretin der Werke von Johann Sebastian Bach. Sie hat sein ganzes Cembalo-Werk auf Schallplatten aufgenommen. Sie war ein häufiger Gast internationaler Festspiele, Solistin führender Kammerorchester und Kammerspielerin. Ihre Kunst wurde mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet. Genauso wie ihre Konzertkarriere, war auch ihre Tätigkeit als Lehrerin von großer Bedeutung. Und zwar nicht nur an der Akademie der Musischen Künste, in Prag sondern auch an Meisterkursen in Deutschland, in der Schweiz und anderswo im Ausland. Neben Bach gibt es noch eine weitere wichtige Interpretationen der Cembalistin: verschiedene Musikstücke des 20. Jahrhunderts: von Bartók, Poulenc, Martinů und nicht zuletzt von ihrem Gatten, dem tschechischen Komponisten Viktor Kalabis. In der heutigen Sendung hören Sie Fughetta Super: Allein Gott ist der Höh´ sei Ehr´, BWV 677, von Johann Sebastian Bach, sein Konzert No. 4 in A-Dur sowie den ersten Satz Allegro Leggiero aus dem Konzert für Cembalo und die Streicher von Viktor Kalabis. Die Interpreten sind Zuzana Růžičková, die Prager Kammersolisten unter der Leitung von Václav Neumann und das Leoš-Janáček-Kammerorchester spielen unter der Leitung von Viktor Kalabis.