Kapellenberg bei Úštěk / Auschau wird wieder belebt
In Nordböhmen gab es einst ein sehr dichtes Netz von Kirchen und Kapellen. Während des Kommunismus sind insgesamt 575 Sakralbauten, die auf dem Gebiet des früheren Nordböhmischen Kreises gestanden sind, für immer verschwunden. Viele der Sakraldenkmäler, die 40 Jahre kommunistischer Verwaltung überlebt haben, befinden sich bis heute in einem desolaten Zustand. Zur Rettung und Wiederbelebung der historischen Sehenswürdigkeiten tragen oft engagierte Bewohner der Region bei.
Der Pfad selbst führt steil hinauf. Er ist von Nischenkapellen eines Pilgerwegs gesäumt, an denen zu sehen ist, dass sie erst vor kurzem in Stand gesetzt wurden.
„Im vergangenen Jahr gelang es uns, Fördergelder für die Erneuerung des Kreuzwegs zu bekommen. Die Hälfte dieser kleinen Nischenkapellen war einfach verschwunden. Die fehlenden Kapellen wurden neu aufgestellt. Restaurator Radomil Klouza hat neue Tafelgemälde des Kreuzwegs, die in den Nischen platziert wurden, auf Blech gemalt. Nur auf einer einzigen Barockkapelle ist das obere kleine Metallkreuz erhalten geblieben. Nach diesem Muster ließen wir dann Kreuze für die übrigen Kapellen schmieden. Wir fanden im Archiv eine alte Landkarte, auf der die Nischenkapellen gekennzeichnet waren. So wussten wir, wie weit voneinander entfernt die einzelnen Kreuzwegstationen ursprünglich gewesen sein mussten. Genau so haben wir die neuen Kapellen dann aufgestellt.“Im Sommer letzten Jahres wurde der Kreuzweg von Bischof Baxant aus Litoměřice feierlich geweiht. Dieser Teil des Barockareals ist dank der Bürgerinitiative von Úštěk wieder vollständig in Stand gesetzt. Der aus Ostré führende Weg mündet am Westhang des Berges in einer Terrasse, auf der Fragmente von Barockstatuen zu finden sind. Von der Terrasse führt eine mächtige Sandsteintreppe nach oben, an deren Seite noch einige zerstörte Barockstatuen stehen.
„Wenn man sich die Treppe jetzt anschaut, sieht man nicht, wie viel Zeit und Arbeit wir in ihre Reparatur gesteckt haben. Wir haben versucht, Dokumente darüber zu finden, wie die hiesige Ausschmückung mit den Barockplastiken ausgesehen hat. Das ist uns leider nicht gelungen. Fragmente von Statuen sind erhalten geblieben. Angeblich waren die Plastiken noch in den 1960er Jahren einigermaßen intakt. Aber die Verwüstung in den 1970er und 1980er Jahren war schlimm.“
Von oben aus bietet sich eine herrliche Aussicht auf die Umgebung. Zu sehen ist unter anderem der von Legenden umwobene Berg Říp, aber beispielsweise auch die Burgen Házmburk / Hasenburg und Skalka:„Gegenüber sieht man den zweithöchsten Berg des Böhmischen Mittelgebirges, den Sedlo (Geltschberg Anm.d.Red.). Dort oben liegt die Gemeinde Verneřice (Wernstadt Anm.d. Red.). In den 1970er Jahren ließ der kommunistische Kirchensekretär des Bezirks sechs von sieben historischen Kirchen sprengen. Es ist eine der wenigen Regionen, in denen keine Kirche mehr steht, auch wenn dort die Sakralbauten während des Kriegs nicht beschädigt wurden und auch kein Militärübungsplatz errichtet wurde.“
Einige Fotos, die die Zerstörung dieser Kirchen dokumentieren, sind in einer der heutzutage leer stehenden Kapellen ausgestellt. Zwischen den beiden Turmkapellen befindet sich noch eine niedrige lang gestreckte Kapelle, die das Grab Christi symbolisieren soll. Das ganze Gelände wurde während der Jahre geplündert, auch das Interieur der Kapellen. Tomáš Hlaváček und seinen Freunden gelingt es allmählich, wieder mehr Touristen in das Anfang des 18. Jahrhunderts von dem italienischen Baumeister Octavio Broggio entworfene Barockareal zu locken.„In den letzten Jahren kamen immer mehr Besucher hierher. Früher war das Barockareal dermaßen von Sträuchern und Bäumen zugewachsen, dass man es überhaupt nicht sehen konnte. Die Kapellen sind inzwischen teilweise in Stand gesetzt und stellen wieder eine Dominante in der Landschaft dar. Da hier die Straße von Litoměřice nach Liberec vorbei führt, machen viele Leute unterwegs halt, um sich das Areal anzuschauen. Auch ein Gottesdienst wurde hier nach langer Zeit im vergangenen Jahr wieder zelebriert. Wir überlegen, in Zukunft in Zusammenarbeit mit dem Pfarrer von Úštěk auch die Wallfahrten wieder zu beleben.“
Mittlerweile haben oben auf dem Berg schon einige Konzerte und Puppentheatervorstellungen stattgefunden. Über Mangel an Besuchern kann sich Tomáš Hlaváček seinen eigenen Worten zufolge jedenfalls nicht beklagen.